Saisonvorschau Jahn Regensburg: Mit Spaß zurück zum Erfolg
Bevor die 3. Liga am Freitag, den 19. Juli, in die Saison startet, blickt liga3-online.de auf die 20 Drittligisten und schätzt die Chancen der Teams ein. In der heutigen Ausgabe werfen wir einen Blick auf den SSV Jahn Regensburg, den Zweitligaabsteiger.
In der letzten Saison spielten die Regensburger in der 2. Bundesliga eine abenteuerliche Saison. Nach einem hoffnungsvollen und guten Beginn Beginn (nach dem 10. Spieltag souverän auf Platz 12, Teams wie St. Pauli oder Köln wurden zeitweise an die Wand gespielt) wurden aber zu viele Fehler in der Trainerfrage begangen, was den möglichen Klassenerhalt ins Unmögliche rückte: Trainer Corrochano wurde nach zwei schlechten Spielen bereits am 12. Spieltag entlassen (er holte in den 12 Spielen genau so viele Punkte wie seine Nachfolger in 22 Partien zusammen), nach einer anderthalbmonatigen (!) Trainersuche (Interimscoach: Gerber. Ohne Sieg) wurde mit Franz Smuda ein namhafter, aber für zeitgemäßen, erfolgreichen Fußball unfähiger Trainer verpflichtet, der in der gesamten Rückrunde auch nur einen einzigen Sieg holen konnte. Der sofortige Wieder-Abstieg war schlussendlich verdient – wenn auch zu vermeiden gewesen.
Transfers
Neuzugänge:
- Dimitrios Anastasopoulos (AEK Athen)
- Aias Aosman (1. FC Köln II)
- Romas Dressler (Wormatia Worms)
- Andreas Güntner (eigene U23)
- Marius Müller (SV Steinbach – war ausgeliehen)
- Ruben Popa (eigene U23)
- Fabian Trettenbach (eigene U23)
- Azur Velagic (FC Ingolstadt 2004)
- Gino Windmüller (SV Bergisch Gladbach)
Abgänge:
- Koray Altinay (Çaykur Rizespor A. K.)
- Pedro Beck-Gomez (unb.)
- Carlinhos (Bayer Leverkusen – war ausgeliehen)
- Marco Djuricin (Sturm Graz – war von Hertha BSC ausgeliehen)
- Tim Erfen (unb.)
- Julian de Guzmán (unb.)
- Michael Hofmann (Karriereende)
- Sebastian Hofmann (FC Nöttingen)
- Wilson Kamavuaka (unb. – war vom 1. FC Nürnberg ausgeliehen)
- Koke (unb.)
- André Laurito (RW Erfurt)
- Ramon Machado de Macedo (unb.)
- Timo Ochs (1. FC Saarbrücken)
- Christian Rahn (FC St. Pauli II)
- Francky Sembolo (Arminia Bielefeld)
- Julian Wießmeier (SV Wehen – war vom 1. FC Nürnberg ausgeliehen)
- Philipp Ziereis (FC St. Pauli)
Testspiel-Übersicht
Die Testspiele des SSV Jahn verliefen sehr gut. Gleich zu Beginn der Vorbereitung konnte der TSV 1860 München, der in Zweitligaformation spielte, mit 3:1 bezwungen werden. Nach zwei überzeugenden Testspielen gegen unterklassige Gegner (FC Tegernheim (6. Liga) 3:1, 1. FC Hersbruck (Kreisliga) 9:1) folgte ein mehr als souveräner Auftritt gegen den nur eine Klasse tiefer spielenden SV Schalding-Heining – 8:0. Nachdem eine Oberpfalz-Auswahl 7:3 besiegt wurde kam am vergangenen Freitag Bundesligist FC Augsburg zum Härtetest. Trotz der ersten Niederlage (0:2) zeigte die Jahnelf aber auch hier eine gute Leistung. Vor Saisonstart stehen noch zwei Testspiele auf dem Programm: Heute Abend ist man beim Landesligisten SV Burgweinting zu Gast, morgen steht ein Benefizspiel gegen Dynamo Dresden an.
Voraussichtliche Startelf
Wichtigster Spieler
Sebastian Nachreiner. Vom kürzlich ernannten Kapitän wird vor allem am Beginn der Saison viel abhängen. Schafft es der Innenverteidiger, der letzten Saison als einer der wenigen Spieler Zweitligaformat bewies, nach Lauritos Abgang als neuer Abwehrchef seine Abwehr zusammen zu halten? Nur wenn dem 24-jährigen das gelingt und die Jahnelf aus einer stabilen Defensive heraus agieren kann, steht beim SSV Jahn einer erfolgreichen Drittligasaison nichts im Wege.
Stärken
Die große Stärke der Jahnelf wird wohl sein, dass unter Stratos der Spaß wieder zurückgekehrt ist. Das klingt banal, ist aber so. Bereits in der Aufstiegssaison war Teamgeist und Spielfreude der Schlüssel zum Erfolg einer – auf dem Papier – namenlosen Mannschaft. Die letzte Saison hat gezeigt, dass wenn in Regensburg kein guter Mannschaftsgeist herrscht, nichts gerissen werden kann. Spieler wie Jim-Patrick Müller, Oliver Hein oder Abdenour Amachaibou blühen beim Spaß am Fußball erst richtig auf. Dass Stratos den wieder nach Regensburg gebracht hat, spielt den „Rothosen“ in die Karten.
Schwächen
Der größte Nachteil beim Jahn dürfte sein, dass der Kader an manchen Teilen zu schwach besetzt ist. Mit nur 1,5 Millionen Euro hat er immer noch einen der kleinsten Ligaetats – große Transfers waren nicht möglich. Die erste Elf ist stark, doch dahinter wird vor allen auf den Außen die Luft dünn. Auch hängt viel davon ab, wie die jungen Neuzugänge einschlagen. Fabian Trettenbach oder Gino Windmüller, die zwei Plätze in der ersten Elf in der Verteidigung besetzen, haben auf diesem Niveau noch keinerlei Erfahrung.
Trainer
Der Deutsch-Grieche Thomas Stratos ist neu beim Jahn. Neu für ihn ist auch die 3. Liga, bisher coachte der 46-jährige maximal in der Regionalliga. Das allerdings sehr erfolgreich: Den SC Wiedenbrück führte er binnen vier Jahren von der sechsten in die vierte Liga! Im vergangenen Jahr machte er seine Fußball-Lehrer-Lizenz in Griechenland und möchte mit dem Jahn jetzt richtig angreifen. Dort ist er bereits nach der Vorbereitung beliebter als sein Vorgänger Franz Smuda, auch scheint er auch mehr Kompetenz zu besitzen: Er hat der Jahnelf den Spaß am Fußball wieder gebracht und erinnert in seiner Art stark an Markus Weinzierl, den Aufstiegstrainer von 2012.
Prognose
Der Kader dünn besetzt, die Neuzugänge nicht sehr namhaft, der Etat erneut einer der Liga-kleinsten. Abstiegskampf? Nein, mit dem Abstieg werden es die Regensburger sicher nicht zu tun bekommen. Dafür ist der Kader im Allgemeinen zu stark. Im Gegenteil, mit einer guten Mischung aus erfahrenen Leuten (Nachreiner, Hein, Neunaber, Amachaibou), Neuzugängen, die zwar keine großen Namen haben, in der Vorbereitung aber sehr überzeugten und für die Saison viel versprechen (Windmüller, Anastasopoulos, Dressler) und jungen Talenten (Trettenbach, Wiegers) ist zumindest die erste Garnitur sehr gut besetzt. Wenn alles funktioniert und der SSV vom Verletzungspech verschont bleibt, ist ein Platz unter den ersten sechs realistisch. Aber selbst wenn es Verletzungsprobleme geben bzw. die Abwehr nicht sattelfest stehen sollte dürfte am Ende problemlos um einen einstelligen Platz im sorgenfreien Mittelfeld der Liga gespielt werden.
Foto: Regensburg1889.de