Saisonvorschau Preußen Münster: Aufstieg ist absolut realistisch
Bevor die 3. Liga am Freitag, den 19. Juli in die neue Saison startet, blickt liga3-online.de auf die 20 Drittligisten und schätzt die Chancen der Teams ein. In der heutigen Ausgabe werfen wir einen Blick auf den SC Preußen Münster. Viel Verbesserungsbedarf gibt es bei den Adlerträgern im Vergleich zur Vorsaison eigentlich nicht. Als Tabellenvierter verpassten sie den Relegationsrang drei um lediglich einen Zähler, zudem erzielten sie die viertmeisten Treffer aller Teams, kassierten die drittwenigsten Gegentore und mussten im heimischen Preußenstadion nur eine Niederlage hinnehmen. Dennoch war am Ende der vergangenen Spielzeit niemand im und um den Verein wirklich zufrieden mit diesem vierten Rang. Nach einem furiosen 2:1-Sieg gegen Tabellenführer Karlsruher SC lagen die Preußen nämlich vier Spieltage vor Schluss noch auf Platz zwei. Der Traum vom so heiß ersehnten Aufstieg in die 2. Bundesliga war nah, doch was dann folgte, glich eher einem Albtraum. Gegen Rot-Weiß Erfurt kam der SCP nicht über ein Unentschieden hinaus, eine Woche später kassierte man gegen die stark abstiegsgefährdeten Stuttgarter Kickers die erste und auch einzige Heimniederlage der Saison und wiederum eine Woche danach blamierte man sich bei der SpVgg Unterhaching, der bis dato zweitschlechtesten Rückrundenmannschaft, kolossal. Die genauen Gründe offenbarten sich erst in den letzten Tagen der Saison. Innerhalb der Mannschaft soll es einige Probleme gegeben haben. Diese scheinen inzwischen allerdings behoben.
Transfers
Neuzugänge
- Philip Röhe (Preußen Münster U19)
- Julian Riedel (Bayer 04 Leverkusen)
- Cedric Wilmes (Borussia Dortmund U19)
- Zlatko Muhovic (SC Wiedenbrück)
- Malte Grashoff (Werder Bremen II)
- Rogier Krohne (BV Cloppenburg)
- Marcus Piossek (VfL Osnabrück)
- Michael Holt (SV Meppen)
- Cüneyt Köz (Dynamo Dresden)*
- Marco Königs (Wehen Wiesbaden)
- Philip Heise (1. FC Heidenheim)
- Dimitrij Nazarov (Karlsruher SC)
- Mahmut Sönmez (unbekannt)
- Addy-Waku Menga (unbekannt)
- Babacar N\’Diaye (Co-Trainer)
- Rico Schmider (Kickers Offenbach)
Testspiele
Insgesamt acht Testspiele bestreitet der SC Preußen Münster in der Saisonvorbereitung. Nach zwei souveränen Erfolgen gegen den TSV Handorf (7:1) und TuS Ascheberg (7:0) wartete vor gut zwei Wochen der erste Härtetest auf die Münsteraner. Im Preußenstadion empfing man Zweitligist 1. FC Köln und hinterließ einen ordentlichen Eindruck. Dank Toren von Amaury Bischoff und Dennis Grote wurde ein 0:2-Rückstand noch aufgeholt. Wenige Tage später wartete mit dem VfL Bochum der nächste Gegner aus der zweithöchsten deutschen Spielklasse auf die Elf von Pavel Dotchev. Auch hier wussten die Preußen durch ein 1:1 durchaus zu überzeugen. In der Defensive deutlich weniger sattelfest präsentierte sich der SCP dann in den Spielen gegen die Sportfreunde Lotte (4:3) und die SG Wattenscheid (2:2). Am vergangenen Dienstag feierten die Preußen zudem noch einen 11:0-Kantersieg beim VfL Senden, bevor am Samstag mit dem Spiel gegen den niederländischen Topclub Twente Enschede das letzte Testspiel vor der in gut einer Woche beginnenden Saison ansteht.
Voraussichtliche Startaufstellung
Wichtigster Spieler
Wie auch in der vergangenen Saison ist hier kein Name eindeutig fest zu machen, die Stärke der Preußen lässt sich eher daran erkennen, dass kein Spieler über allem ragt. Keeper Daniel Masuch, Regisseur Amaury Bischoff, „Fußballgott“ Mehmet Kara oder Toptorjäger Matthew Taylor haben alle das Zeug dazu, an bestimmten Tagen „Spieler des Spiels“ zu werden. Als eindeutig wichtigsten Spieler im Kader kann man hier aber keinen einzelnen Namen nennen.
Stärken
Offensive: Trotz des Abgangs von Nazarov und Königs haben die Preußen in der Offensive keinesfalls an Qualität eingebüßt. Zlatko Muhovic (vom SC Wiedenbrück) und Michael Holt (SV Meppen) sind beide sehr torgefährliche Mittelfeldspieler, Stürmer Rogier Krohne bewies beim BV Cloppenburg, dass er ganz genau weiß, wo das Tor steht. Und die Qualitäten von Marcus Piossek sind hinlänglich bekannt. Dazu konnte mit Matthew Taylor einer der besten Stürmer der 3. Liga gehalten werden.
Defensive: Ähnlich stark wie letzte Saison wird sich auch Preußens Defensive in der kommenden Spielzeit präsentieren. Mit Daniel Masuch verfügen die Münsteraner über den vielleicht besten Keeper der Liga, zudem konnte die ohnehin schon drittstärkste Verteidigung der Liga mit Julian Riedel von Bayer 04 Leverkusen noch einmal verstärkt werden.
Stark in den Topspielen: Dass es in der vergangenen Spielzeit nicht zum Aufstieg reichte, lag definitiv nicht an den Ergebnissen aus den Spielen gegen die direkte Konkurrenz. Keiner der anderen vier Topclubs wies im direkten Vergleich eine so starke Bilanz auf wie der SCP. Zwei Siege gegen den VfL Osnabrück, jeweils ein Dreier gegen die beiden Aufsteiger Bielefeld und Karlsruhe – eine starke Bilanz!
Erfahrung: Im letzten Jahr verfügte Münster über den ältesten Kader der 3. Liga, dieser wurde mit einigen Talenten jetzt etwas verjüngt. Über mangelnde Erfahrung braucht man sich an der Hammer Straße aber dennoch nicht beschweren. Zudem weiß nun das gesamte Team, wie man in der kommenden Saison damit umzugehen hat, wenn man wenige Spieltage vor Schluss erneut auf einem direkten Aufstiegsplatz steht.
Heimstärke: Im Preußenstadion ist man eine Macht: Zwölf Siegen steht nur eine Niederlage gegenüber. Zudem erzielte keine Mannschaft zu Hause so viele Treffer wie der SCP, nur die drei in der Schlusstabelle vor den Münsteraner rangierenden Teams kassierten weniger Gegentreffer.
Schwächen
Drucksituation: Ein anderes Ziel als den Aufstieg könne es in der neuen Saison nicht geben. Ungewöhnlich klar legte Preußen-Präsident de Angelis die Marschroute fest. Als in der vergangenen Spielzeit ebenfalls dieses Ziel klar formuliert wurde, waren nicht mehr viele Spieltage zu spielen. Nicht unmöglich, dass auch diese Drucksituation ein Grund für den krassen Leistungsabfall gewesen ist…
Auswärtsspiele: Der SC Preußen Münster hat keinesfalls eine Auswärtsphobie. Dennoch besteht hier noch Verbesserungsbedarf. Ein Blick auf die Tabelle der vergangenen Saison zeigt: Die sieben Punkte Rückstand auf Tabellenführer KSC lassen sich einzig und allein auf die Auswärtsstatistik zurückführen.
Stimmung in der Mannschaft: Die Probleme innerhalb der Mannschaft, die gemeinhin als Hauptgrund für den Nichtaufstieg angeführt wurden, scheinen überwunden. Doch wie lange hält das? Erneute Probleme sind, besonders wenn es mal zwei, drei Spiele nicht wie gewünscht laufen sollte, nicht auszuschließen.
Trainer
Bis kurz vor Saisonende wäre wohl niemand in Münster auf die Idee gekommen, Coach Pavel Dotchev in Frage zu stellen. Der 47-jährige Bulgare formte den SCP von einem mittelmäßigen Club zu einem absoluten Topteam in der 3. Liga. Dennoch wackelte sein Stuhl nach dem desaströsen Monat April doch deutlich. Schlussendlich schenkte ihm Sportvorstand Carsten Gockel weiter das Vertrauen. Ob Dotchev dazu in der Lage ist, den verpassten Aufstieg aus den Köpfen der Spieler zu bekommen und den Traum 2014 zu erfüllen, wird man sehen.
Prognose
Der SC Preußen Münster geht zu Recht als einer der größten Favoriten um den Aufstieg in die neue Saison. Nur ein schmerzhafter Abgang, dafür einige gute und interessante Neuzugänge haben die ohnehin gute Qualität des Kaders noch einmal angehoben. Ob es am Ende tatsächlich zum Aufstieg reichen sollte, dürfte also erneut weniger am Spielerischen liegen, sondern vielmehr an der Stimmung innerhalb des Teams. Sollte Dotchev hier alle Probleme behoben haben, ist der große Traum vom Aufstieg in die 2. Bundesliga durchaus realistisch.
FOTO: Flohre Fotografie