Saisonvorschau Sportfreunde Lotte: Ein schweres Erbe

Bevor die 3. Liga am 21. Juli in die neue Saison startet, blickt liga3 online.de auf die 20 Drittligisten und schätzt die Chancen der Teams ein. In der heutigen Ausgabe werfen wir einen Blick auf die Sportfreunde Lotte. Der Überraschungsaufsteiger aus dem letzten Jahr verlor anderthalb Wochen vor dem Saisonstart Erfolgstrainer Ismail Atalan an den VfL Bochum. Nachfolger Oscar Corrochano wird sich im Kampf um den Klassenerhalt am Erbe Atalans messen lassen müssen.

So lief die Vorbereitung

Eines kann man den Sportfreunden in den Testspielen wahrlich nicht ankreiden – und zwar, dass sie sich lange mit den obligatorischen Schützenfesten gegen Amateurvereine aus der Region aufgehalten hätten. Abgesehen vom 20:0-Erfolg gegen Kreisligist Davaria Davensberg absolvierten die Tecklenburger von Anfang an nur Standortbestimmungen gegen Zweit- und Viertligisten. Kleiner Makel hier: Bis auf das 2:1 gegen Rödinghausen gelang Lotte kein Sieg. Zwar zeigte man gegen Wiedenbrück (2:3), St. Pauli (0:1), Drochtersen/Assel (0:2) und Holstein Kiel (1:2) teils gute Vorstellungen, doch die aus psychologischer Sicht vorteilhaften Erfolgserlebnisse blieben so aus. Darüber hinaus überstrahlten die ständigen Diskussionen um Verbleib oder Abgang von Ismail Atalan die Vorbereitungsphase bei den Sportfreunden.

Die Transferperiode

Zugänge Abgänge
Michael Hohnstedt (VfL Osnabrück) Gerrit Nauber (Duisburg
Jonas Acquistapace (FSV Zwickau) Nico Granatowski (Meppen)
Maximilian Rossmann (Mainz II) Philipp Steinhart (Unbekannt)
Maximilian Oesterhelweg (SV Elversberg) Patrick Schikowski (RW Oberhausen)
Joshua Putze (Energie Cottbus) Dennis Engel (SSV Jeddeloh)
Marco Hober (Arminia Bielefeld) Alexander Hettich (Unbekannt)
Hamid Al Ghaddioui (Dortmund II) Saliou Sané (Großaspach)
Marcel Kaffenberger (Unbekannt)

Bewertung der Transfers

Die Sportfreunde aus Lotte haben sich im Vergleich zu ihrer Premierensaison im letzten Jahr zumindest namentlich besser verstärkt. Baute man in der Saison 2016/17 vor allem auf den Elan der Aufstiegself, konnte sich der Verein in diesem Jahr mit einigen Kräften verstärken, die schon Erfahrung in der 3. Liga sammeln konnten. Doch auch wenn die Neuzugänge um Michael Hohnstedt, Jonas Acquistapace und Maximilian Rossmann ihre Führungsqualitäten bereits unter Beweis stellen durften, schmerzt die Lotteraner der Abgang von Innenverteidiger und Kapitän Gerrit Nauber, der seine Zelte bei Zweitligist MSV Duisburg aufgebaut hat. Sollten die Verantwortlichen also noch einmal auf dem Transfermarkt tätig werden, dürfte es sich vor allem um Verstärkung im Defensivbereich handeln.

Auf diesen Spieler sollte man achten

Allein die Zahlen lassen schon aufhorchen: 31 Tore und 20 Vorlagen in 111 Spielen der Regionalliga Südwest. Maximilian Oesterhelweg landete gerade auch in den vergangenen beiden Jahren, in denen er mit dem SV Elversberg in der Relegation scheiterte, auf dem Zettel einiger höherklassiger Vereine. Auch wenn dem mittlerweile 26-Jährigen zu Zweitliga-Zeiten beim VfR Aalen nicht der Durchbruch im Profifußball gelang: Die Anhänger der 3. Liga dürfen gespannt sein, ob es dem wendigen und trickreichen Linksaußen gelingt, ähnlich starke Akzente zu setzen, wie in seinen Regionalliga-Jahren.

Stärken & Schwächen

Was die Sportfreunde in der letzten Spielzeit so erfolgreich machte, soll auch in diesem Jahr wieder Garant für die Charakteristik des Teams sein. Routinierte Eingespieltheit und Zusammenhalt sind die Vorteile der Elf um Neu-Kapitän Tim Wendel. Zu großen Teilen spielt die Mannschaft seit dem Aufstieg zusammen. Der große Teamgeist kann das oft über die Physis und den Willen geprägte Spiel zugunsten der Sportfreunde lenken. Dass Mittelfeldmotor Andre Dej trotz verlockender Angebote gehalten werden konnte, darf die Anhänger zuversichtlich stimmen. Zudem verfügt Lotte über schnelle Spieler in der Offensive, die den Konterfußball nach Ballgewinn gut umsetzen können.

Natürlich kommt einen bei den Schwächen sogleich in den Sinn, dass mit Ismail Atalan das Erfolgsgesicht der Sportfreunde Lotte von Bord gegangen ist. Wie wird die Mannschaft diesen Rückschlag verkraften? Lotte formierte sich unter Atalan mit einem Großteil unbekannter Spieler zur Überraschungsmannschaft der letzten Saison. Wird man die fehlende individuelle Klasse auch in diesem Jahr über die physische Komponente ausgleichen können? Mit Gerrit Nauber hat das Team zudem einen Leitwolf in der Defensive verloren, der vorerst nicht adäquat ersetzt werden kann.

AufstellungLotte

Die Erwartungen der Fans

Die letzte Saison verlief für die Anhänger wie im Traum. Mit dem Erreichen des DFB-Pokal-Viertelfinales und der bis auf die Durststrecke im Frühjahr bemerkenswerten Spielzeit wurden die Erwartungen übererfüllt. Von einer ähnlichen Entwicklung in dieser Saison wagt man im Tecklenburger Land nicht auszugehen. Die Erwartungen der Fans bleiben niedrig. Der Klassenerhalt soll gelingen, zudem würde man gern den einen oder anderen Favoriten ärgern. Wenn man nach den sieglosen Spielen im letzten Jahr gegen den VfL Osnabrück (0:3; 0:0) zudem noch ein "Derby" gegen den großen Nachbarn gewinnen könnte, wären die Lotte-Fans mehr als glücklich.

Fazit & Prognose

Eigentlich hat sich im Team nicht viel verändert, und doch ist seit einer Woche alles neu bei den Sportfreunden. Der Abgang von Ismail Atalan zum Zweitligisten VfL Bochum hinterlässt eine Lücke, die die Aufgabe für den neuen Coach Oscar Corrochano undankbar und anspruchsvoll zugleich werden lässt. Corrochano musste ein fremdes Team übernehmen, bei dessen Kaderplanung er keinen eigenen Einfluss geltend machen konnte. Zudem ist die Wahrscheinlichkeit, die Erfolge Atalans aus der vergangenen Saison wiederholen zu können, eher gering einzuschätzen. Und doch macht dies die Arbeit für den neuen Trainer so ambitioniert.

Aus der Position des Underdogs heraus gestaltete das Team bereits die letzte Saison über und ist mit der Situation vertraut. Sollten Corrochano und seinen Schützlingen in den ersten Wochen auch noch ein paar Achtungserfolge gelingen, könnte sich die Wagenburg-Mentalität der Sportfreunde zu einem echten Pluspunkt entwickeln. Gemeinsam kann man dann jene Kritiker Lügen strafen, die die Fußstapfen Atalans für zu groß erachten. Des Weiteren hat sich der Verein mit drittligaerfahrenen Kräften verstärkt, die im Kampf um den Klassenerhalt weiterhelfen sollten. Auch wenn eine Hinrunde wie im vergangenen Jahr unwahrscheinlich scheint, so sollte das Grundgerüst der Mannschaft dennoch dazu in der Lage sein, den Klassenerhalt zu meistern. Am Ende dürften sich die Sportfreunde im Bereich der Plätze 12 bis 16 in etwa an der Vorjahresplatzierung orientieren.

   

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