Saisonvorschau VfL: Reicht es dieses Mal für ganz oben?

Bevor die 3. Liga am 29. Juli in die neue Saison startet, wirft liga3-online.de einen Blick auf das Teilnehmerfeld: 20 Drittligisten gehen mit Chancen, Risiken und Erwartungen in die neunte Auflage der eingleisigen Drittklassigkeit, wir schätzen die Möglichkeiten und Gefahren der Teams ein. In diesem Text schauen wir auf den VfL Osnabrück.

So lief die Vorbereitung

Vier Testspiele absolvierten die Lila-Weißen bisher in ihrer Vorbereitung, zwei stehen noch vor der Tür – neben unterklassigen Gegnern sowie zwei Regionalligisten sticht sicherlich der FC Porto als Highlight des Sommers hervor, gegen den am kommenden Sonntag gespielt wird. Während die wenig aussagekräftigen Freundschaftsspiele gegen Amateurmannschaften standesgemäß hoch ausfielen, mussten sich Joe Enochs und Co. dem BSV Rehden aus der Regionalliga Nord mit 2:3 geschlagen geben. Dafür wurde aber die Reserve von Borussia Dortmund mit 3:0 besiegt.

Zugänge Abgänge
Kwasi Okyere Wriedt (Lüneburger SK Hansa) Marcos Alvarez (pausiert wegen Verletzung)
Bashkim Renneke (SG Sonnenhof Großaspach) Massimo Ornatelli (FSV Frankfurt)
Marius Gersbeck (Hertha BSC/ Leihe) Nicolas Eiter (VfL Oldenburg)
Bastian Schulz (VfL Wolfsburg II) Maik Odenthal (RW Oberhausen)
Nazim Sangaré (Fortuna Düsseldorf II) Marvin Schwäbe (TSG Hoffenheim/ Leihvertrag endet)
Marc Heider (Holstein Kiel) Sofien Chahed (Berliner AK 09)
Robert Kristo (Spezia Calcio) Stephan Thee (unbekannt)
Jules Reimerink (Viktoria Köln) Francky Sembolo (unbekannt)
Ahmet Arslan (Hamburger SV II) Deniz Taskesen (unbekannt)
Kamer Krasniqi (VfL Osnabrück II) Tom Christian Merkens (unbekannt)
Marcel Kandziora (unbekannt)

Bewertung der Transfers / Wer soll noch kommen?

Zehn Zugänge stehen elf Abgängen beim VfL Osnabrück gegenüber. Mit Marcos Alvarez und Marvin Schwäbe fehlen zwei Stützen – ob sie ersetzt werden können, ist sehr ungewiss. Die Neuverpflichtungen stammen zum überwiegenden Teil aus der Regionalliga, müssen sich erst akklimatisieren. Das birgt immer ein gewisses Risiko. Dafür aber besitzen Talente wie Kwasi Okyere Wriedt, Ahmet Arslan oder Nazim Sangaré hohe Veranlagungen und viel Potenzial. Kommen soll nach dem Kreuzbandriss von Kim Falkenberg in jedem Fall noch ein Rechtsverteidiger, Ex-Osnabrücker Konstantin Engel bietet sich nach der Aussortierung beim FC Ingolstadt an. Er muss für den VfL jedoch bezahlbar bleiben.

Auf diesen Spieler sollte man achten: Ahmet Arslan

Ahmet Arslan kommt mit einer gewaltigen Torquote vom Hamburger SV II zu den Niedersachsen – und nicht wenige wunderten sich, wieso der 22-Jährige nie eine wirkliche Chance im Profikader der Nordlichter erhalten hatte. In der Regionalliga Nord zerschoss Arslan alle Tornetze, unter dem Strich sind 32 Treffer und 16 Vorlagen in zwei Jahren bei ihm notiert. Was für eine Bilanz! Er ist der Hoffnungsträger in der Offensive, vielleicht sogar mehr noch als Routinier Marc Heider, der von Holstein Kiel kam. Klar ist aber: Duisburg und Paderborn sind völlig andere Kaliber als etwa Cloppenburg oder Havelse. Eine Garantie zum Durchstarten ist die gute Quote längst noch nicht, gleiches gilt im Übrigen auch Kwasi Wriedt.

Stärken und Schwächen

Der VfL Osnabrück ist und bleibt ein Allroundtalent. Durch das Verpflichten von Bashkim Renneke und Jules Reimerink, die auf die beiden Flügel rücken können, haben sich die taktischen Möglichkeiten von Trainer Joe Enochs deutlich erweitert. Prunkstück ist das defensive Mittelfeld mit Anthony Syhre, Christian Groß und dem neuen, aber sehr erfahrenen und zugleich torgefährlichen Bastian Schulz – es zählt zur Extraklasse der Liga.

Im Abwehrzentrum hofft der VfL primär auf harte Knochen bei David Pisot und Tobias Willers, gelernte Innenverteidiger sind bei den Lila-Weißen nämlich rar. Nicht eine Schwäche, eher ein Fragezeichen steht hinter Torhüter Marius Gersbeck. Er muss Marvin Schwäbe vergessen machen, den herausragenden Keeper der gesamten 3. Liga in der Saison 2015/2016. Ob ihm das trotz mangelnder Spielpraxis gelingt? Es ist zu hoffen, aber nicht zu erwarten. Und das ist klar: Selbst mit einem soliden, guten Keeper hätte Osnabrück letztes Jahr nicht oben mitgespielt. Schwäbe war ein Mann der Extraklasse, der im Saisonverlauf eine zweistellige Anzahl an unhaltbaren Dingern aus dem Eck gefischt hat.

Die Erwartungen der Fans

Unverhofft kam die Aufstiegschance im letzten Jahr – und umso schneller ist diese daher verarbeitet worden. Bitter war es, keine Frage. Aber es hat die Mannschaft von der Bremer Brücke keinesfalls umgeworfen, die Vorfreude kehrt allmählich zurück. Auch und ganz besonders wegen der Terminierung des Derbys gegen Preußen Münster am ersten Spieltag. Wie wichtig wäre es, nach neun Anläufen endlich wieder den Adler stürzen zu können! Es wäre eminent wichtig, im Preußenstadion zumindest nicht zu verlieren. Den Aufstieg setzt ohnehin kaum jemand voraus, da gibt es ganz andere Kandidaten. Frech und munter spielen, die Bremer Brücke toben lassen – das wird der Job des VfL, um die Fans zu erfreuen.

Fazit

Mit einigen Fragezeichen behaftet, aber unter dem Strich einem ganzheitlich absolut drittligatauglichen Kader kann der VfL Osnabrück in die nunmehr sechste Drittliga-Saison in Folge starten. Zu schön wäre es, endlich zurück in die 2. Bundesliga zurückzukehren – wichtiger ist jedoch, den Klub nachhaltig zu konsolidieren und dennoch gute Ergebnisse einzufahren. Die verpflichteten Talente besitzen allesamt Potenzial, alte Recken wie Marc Heider, Halil Savran oder David Pisot sollen den Laden beisammenhalten. Nichtsdestotrotz hat der VfL eine kleine Wundertüte produziert – Ende offen.

 

Prognose

Es ist eine alte Floskel, aber auf den VfL trifft sie zu: Vieles hängt vom Start in die Saison ab. Auswärts bei Preußen Münster, daheim gegen den MSV Duisburg, auswärts beim FSV Mainz 05 II und zuhause gegen den 1. FC Magdeburg – das sind vier exorbitant herausfordernde Aufgaben. Aber: Letztes Jahr verschlief Osnabrück den Saisonbeginn komplett und arbeitete sich dennoch, dann unter dem neuen Trainer Enochs, weit nach oben. Doch wir müssen uns festlegen: Der VfL Osnabrück besitzt in jedem Fall das Potenzial für einen Platz in der oberen Tabellenhälfte, vielleicht auch für das obere Drittel. Für eine echte Favoritenrolle reicht es aber nicht – genau das könnte ein Vorteil sein.

 

 

   

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