SC Preußen kämpferisch: "Wir drehen hier jeden Stein um"

Am Sonntag kamen die Mitglieder des SC Preußen Münster zur Jahreshauptversammlung zusammen. Die schwache Hinrunde des Profiteams beeinflusste auch die Stimmung unter den Preußen, die Kritik an Kaderzusammenstellung, Infrastruktur und Finanzplänen war allgegenwärtig. Wie "100prozentmeinscp.de" berichtet, zeichneten die Verantwortungsträger in ihren Redebeiträgen ein durchwachsenes Bild der Gesamtsituation – und gaben sich doch kämpferisch.

Metzelder: "Ich stelle mich der Kritik"

Die sportliche Situation beim SC Preußen Münster lässt derzeit wenig Raum für Optimismus. Die Profimannschaft scheint den Anforderungen der 3. Liga kaum gewachsen und absolvierte eine desolate Hinrunde. Schließlich musste Cheftrainer Sven Hübscher seinen Hut nehmen – eigentlich sollte dieser das junge Team langfristig in Richtung einer erfolgreichen Zukunft führen. Entsprechend gedrückt das Stimmungsbild auf der Jahreshauptversammlung an diesem Sonntag. Immer wieder meldeten sich Mitglieder mit harscher Kritik an der Vereinsführung zu Wort. Nicht zuletzt Malte Metzelder, sportlicher Leiter bei den Adlerträgern, bekam die Unzufriedenheit des Anhangs zu spüren.

Münsters Sportchef sparte sich jegliche Beschönigungen, nahm ausführlich Stellung und appellierte dabei an den Realitätssinn der Preußen. "Ich stelle mich der Kritik und werde intern auch kontrolliert", leitete der 37-Jährige seinen Redebeitrag ein. Die Situation sei schwierig, ein Abgesang auf den Kader jedoch unangebracht. In den Verhandlungen mit vielen Spielern setze der finanzielle Aspekt schlicht Grenzen. "Welche Spieler gehalten hätten werden können, können Sie nicht so gut beurteilen, wie wir hier oben", so Metzelder in Richtung der versammelten Mitglieder. "Die Botschaften vieler Spieler waren klar und das ist auch ihr gutes Recht." Auf eines könne man sich allerdings verlassen: "Wir drehen hier jeden Stein um. Die Klingenburgs und Co. laufen nicht überall herum, die werden überall gesucht."

Hoffnungsträger Hildmann

In der jetzigen Situation seien voreilige Schuldzuweisungen ohnehin wenig hilfreich. Vielmehr müsse in Münster ein neuer Zusammenhalt entstehen. Den richtigen Mann für diese Aufgabe glaubt Metzelder gefunden zu haben – Sascha Hildmann. Auch der neue Cheftrainer sprach zu den Anhängern, die Marschroute ist für ihn klar: Keine Eitelkeiten, dafür der Glaube an die eigene Stärke. "Wir wissen alle um den Ernst der Lage", erklärte Hildmann. "Ich habe hier eine intakte Mannschaft übernommen. Wir haben im Trainingslager hart gearbeitet, haben uns kennengelernt. Jeder muss jetzt zurückstecken, denn es zählt das Ziel, am Ende über dem Strich zu stehen. Ich bin sicher, das wir den großen Schritt gehen können." Die Reaktion auf die Worte des neuen Übungsleiters? Anerkennender Applaus. 

Vor dem Hintergrund der angestrebten Geschlossenheit sei übrigens auch der Abgang Rufat Dadashovs zu verstehen, wie Malte Metzelder anfügte: "Der Spieler ist mit dem klaren Wunsch an uns herangetreten, nicht mehr für Münster spielen zu wollen. Und was wir uns absolut nicht erlauben können, sind Störfaktoren. Hier geht es nicht um mich oder einzelne Spieler. Hier geht es nicht um Befindlichkeiten oder Eitelkeiten. Darauf können wir keine Rücksicht nehmen."

1,4 Millionen Euro Verlust

Auch abseits des sportlichen Bereichs, etwa beim Blick auf Infrastruktur und Finanzen, zeichneten die Verantwortlichen ein eher tristes Bild. Noch immer gibt es in Münster kein Nachwuchsleistungszentrum, talentierte Spieler zieht es regelmäßig – ohne Ausbildungsentschädigung für den SCP – zu anderen Vereinen. Auch die Situation bei den Trainings- und Spielflächen kann kaum als drittligawürdig bezeichnet werden. Metzelder: "Wir spielen teilweise mit drei Teams im Stadion – wir haben aktuell den schlechtesten Platz der 3. Liga." Die starke Konkurrenz ist den Preußen diesbezüglich enteilt: "Der SCP ist ein strukturschwacher Klub in einer großen räumlichen Konkurrenz – BVB, Bielefeld, Bochum, Schalke, Paderborn." Doch auch hier helfe kein Jammern, sondern nur eine ehrliche Analyse und kontinuierliche Arbeit.

Immerhin: Die vollzogene Ausgliederung sicherte die mittelfristige Zukunft des Vereins, grundsätzlich ist der Klub gesund – wenngleich die ausgegliederte KGaA zum 30. Juni 2019 einen Verlust von 1,419 Millionen Euro eingefahren hat. Für die laufende Saison ist vor Steuern ein Gewinn von 324.000 Euro geplant. Das Eigenkapital liegt bei rund 3,229 Millionen Euro.  Der sportliche Bereich profitiert indes nach wie vor nicht wirklich von der Umstrukturierung. Das, so die Verantwortlichen einstimmig, soll sich zukünftig ändern. Veränderungen sind auch an der Hammer Straße geplant. In Sachen Stadionumbau kritisierten einige Mitglieder zuletzt ein zu undurchsichtiges Vorgehen. SCP-Präsident Christoph Strässer sorgte diesbezüglich für etwas mehr Klarheit: Noch im ersten Quartal des noch jungen Jahres solle etwas "visualisiert" werden. Außerdem seien die Pläne für den Umbau nicht an die Ligazugehörigkeit gebunden. Am Ende der fast fünfstündigen Sitzung stand in Münster noch die Wahl des neuen Aufsichtsrats an. Besetzen werden das Gremium zukünftig Wilfried Roth, Thomas Pfeifer, Bernward Maasjost, Frank Westermann, Clemens Große Frie und Jürgen Becker. 

   

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