Schneider im Interview: "Jeder reißt sich für jeden den Arsch auf"
Im Interview mit liga3-online.de spricht Jan-Marc Schneider, Winter-Zugang des FSV Zwickau, über die schwierige Situation ohne Verein, seine Entscheidung für die Schwäne, die Wochen der Wahrheit mit dem zweiten Spiel in Folge gegen einen direkten Konkurrenten und warum der FSV am Ende der Saison über dem Strich stehen wird.
"Habe richtig Bock"
liga3-online.de: Erst kürzlich ist das Transferfenster mit dem Deadline Day geschlossen worden. Wie haben Sie als Winterzugang die letzten Tage der Transferperiode wahrgenommen, Herr Schneider?
Jan-Marc Schneider: Ich hatte das Glück und musste mich nicht bis zum letzten Moment auf die Zusage eines Vereins warten. Von daher hat es für mich persönlich im Endspurt eine eher untergeordnete Rolle gespielt. Außerdem hatten wir an diesem Tag zwei Trainingseinheiten. Mein Fokus lag also voll und ganz auf dem Platz.
Sie selbst sind erst seit etwas mehr als einer Woche in Zwickau, nachdem Sie ein halbes Jahr ohne Verein waren. Wie haben Sie die erste Saisonhälfte verbracht?
Zunächst hatte ich eine Trainingsgruppe mit einigen Jungs des FC St. Pauli gebildet. Danach habe ich mich bei der U21 des Hamburger SV fit gehalten. Ich stand also die gesamte Zeit auf dem Platz, um für den Fall der Fälle vorbereitet zu sein.
Für den Kopf ist es aber dennoch sicherlich nicht ganz einfach, plötzlich ohne Verein dazustehen, oder?
Absolut. Ich hatte bis zum vergangenen Sommer bei PAS Giannina in Griechenland eine gute Zeit. Wir hatten die Playoffs erreicht und durften uns mit Teams messen, die um den Einzug in die europäischen Wettbewerbe spielten. Umso enttäuschender war es, dass sich die vereinslose Zeit danach doch so lange hingezogen hat. Es kostet sehr viel Eigenmotivation, aus dieser Situation wieder herauszukommen.
Warum ist Ihre Entscheidung letztlich auf den FSV gefallen?
Ich habe sowohl mit den Verantwortlichen rund um Toni Wachsmuth als auch mit Trainer Joe Enochs sehr gute Gespräche geführt, in denen mir verdeutlicht wurde, welche Ziele der FSV verfolgt. Ich hatte von Beginn an ein gutes Gefühl bei der Sache. Nun habe ich richtig Bock mit anzupacken und dabei zu helfen, den Klassenverbleib in trockene Tücher zu bringen.
"Leistung von Halle wiederholen"
Sie bringen die Erfahrung von 57 Einsätzen in der 2. Bundesliga mit. Wie kann der FSV von Ihnen profitieren?
Ich denke, dass ich dem Verein mehr offensive Flexibilität anbieten kann, da ich auf mehreren Positionen einsetzbar bin. Zu meinen Stärken gehören aber auch, dass ich den Gegner ganz gut anlaufen kann. Mir ist es wichtig, auch in der Defensive eine saubere Leistung abzuliefern. Da ich bereits während meiner Laufbahn den einen oder anderen Abstiegskampf bereits miterlebt habe, kann ich gewisse Situationen vielleicht etwas besser einschätzen. Ich denke, dass uns meine Erfahrung in gewissen Situationen weiterhelfen kann.
Ihr Debüt ist mit dem 2:0-Erfolg beim direkten Konkurrenten Hallescher FC ist geglückt. Jetzt folgt mit dem Heimspiel gegen den SV Meppen der nächste direkte Kontrahent im Rennen um den Klassenverbleib. Sind es gerade die "Wochen der Wahrheit"?
Das kann man schon so sagen. Jeder von uns weiß, dass die Aufgabe mit dem Sieg in Halle nicht erledigt ist. Genauso wichtig wie der Erfolg beim HFC wird auch ein Dreier gegen Meppen sein. Wobei wir uns nicht noch mehr Druck aufbürden sollten, als ohnehin schon auf dem Kessel ist. Dennoch ist es auch mal ganz gut, wenn sich jeder der aktuellen Lage bewusst ist.
Worauf kommt es nun gegen den SV Meppen an, um erstmals in dieser Saison zwei Siege in Serie einzufahren?
Um das nötige Selbstbewusstsein für die restliche Spielzeit aufzubauen, wäre es nicht schlecht, einen Positivlauf zu starten. In Halle haben wir gezeigt, dass wir geschlossen auftreten können. Wir waren sehr zweikampfstark und haben eine hohe Laufbereitschaft an den Tag gelegt. Wenn wir mit denselben Tugenden in das Spiel gegen Meppen gehen, dann bin ich zuversichtlich, dass wir erneut drei Punkte einfahren können. Oder einfach gesagt: Wir müssen unsere Leistung in Halle genauso wiederholen.
Was macht Sie zuversichtlich, dass der FSV am Ende der Saison über dem Strich stehen wird?
Ich bin auf eine erfahrene Mannschaft gestoßen, die genau weiß, wie sie mit der Situation umgehen muss. Es reißt sich jeder für jeden den Arsch auf. Genau diese Mentalität wird im Abstiegsrennen benötigt, um am Ende als Sieger hervorzugehen. Es ist immer leichter gesagt. Diese Werte aber auch umzusetzen, ist das, was letztlich zählt. Darauf kommt es.