Schnellbacher: "Wenn du nach der Hinrunde auf Platz eins stehst …"
Im Interview mit liga3-online.de spricht Luca Schnellbacher, Top-Torjäger des Spitzenreiters SV Elversberg, über die erste Halbserie, das Torjäger-Duell gegen Dresdens Ahmet Arslan, das Wiedersehen mit Rot-Weiss Essen zum Rückrundenauftakt und eine mögliche Korrektur der bisherigen Zielsetzung.
"Verspüren keinen Druck"
Luca Schnellbacher: Es war uns allen klar, dass wir eine andere Leistung zeigen mussten, als zuvor gegen Wiesbaden. Vom Einsatz und dem Läuferischen waren wir gegen Ingolstadt deutlich besser. Das hat sich dann in der Anfangsphase auch deutlich bemerkbar gemacht. Dass wir dann aber kurz vor und direkt nach der Pause zwei Gegentore kassiert haben und es darauf hin noch einmal eng wurde, hat uns das Leben in der zweiten Halbzeit noch einmal schwer gemacht. Im Großen und Ganzen haben wir aber verdient gewonnen und konnten einigen Leuten beweisen, dass wir nicht zu Unrecht auf dem ersten Platz stehen.
Um nur ein paar Zahlen zu nennen: Acht Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz, mit 2,42 Tore im Schnitt bester Angriff und 18 Gegentoren zweitstärkste Defensive – und das alles als Aufsteiger. Wie erklären Sie sich diesen Durchmarsch?
Ein Hauptgrund dürfte sein, dass wir gar keinen Druck verspüren. Als Liganeuling erwartet von uns – im Gegensatz zu einigen anderen Klubs – niemand, dass wir oben mitspielen. Diesen Spaß am Fußball können wir Woche für Woche auf den Platz bringen. Hinzu kommt, dass wir nach dem Aufstieg in die 3. Liga den Großteil der Mannschaft beisammengehalten haben und uns zudem punktuell verstärken konnten. Ein Aufstieg nach einer Saison, in der es auch für uns in der Regionalliga Südwest Höhen und Tiefen gegeben hatte, schweißt eine Truppe zusammen. Letzten Endes strotzen wir nach so einer Hinserie aber auch vor Selbstvertrauen. Das ist ein wichtiger Punkt, um konstant gute Leistungen bringen zu können.
In der Torjägerliste liefern Sie sich aktuell ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Dresdens Ahmet Arslan. Spornt Sie die mögliche Torjägerkanone zusätzlich an?
Ich für meinen Teil versuche in jedem Spiel, einen Treffer zu erzielen oder zumindest eine Torchance zu haben. Wenn ich der Mannschaft am Ende damit helfen kann, ihre zu erreichen, dann bin ich glücklich darüber. Falls es dann auch noch für die Torjägerkanone reichen sollte, wäre dies umso schöner. Für den gemeinschaftlichen Erfolg würde ich aber auch liebend gern auf die individuelle Auszeichnung verzichten. In der aktuellen Spielzeit hatte ich mir vorgenommen, meine Bestmarke von zehn Toren zu übertreffen. Diesen Wert habe ich mit meinem Treffer gegen Ingolstadt eingestellt. Mit einem weiteren Tor hätte ich mein Ziel also erreicht. (lacht)
Welches Duell ist Ihnen aus der Hinrunde am meisten in Erinnerung geblieben?
Die Begegnung gegen 1860 München war eine richtungsweisende Partie. Eine besondere Brisanz war im Vorfeld entstanden, weil die Münchner fest eingeplant hatten, den scheinbar sicheren Sieg gegen uns auf dem Oktoberfest feiern zu wollen. Die Rechnung hatten sie aber ohne uns aufgestellt. Auch für die gesamte Spielzeit war es für uns ein bedeutender und vor allem wegweisender Sieg gegen einen der Hauptfavoriten auf die Meisterschaft.
"Wollen deutlich machen, dass wir auf dem ersten Platz stehen"
Kommen wir zum Duell gegen Rot-Weiss Essen, wo die SVE am 1. Spieltag mit einem 5:1 an der Hafenstraße furios in die Saison gestartet war. Wie groß ist nun die Hoffnung, erneut ein solches Ergebnis einfahren zu können?
Von unserer Seite aus besteht sicherlich der Wille, eine ähnliche Leistung an den Tag zu legen. Nun ist es aber eine ganz andere Situation. RWE ist mittlerweile in der Liga angekommen und hat sich einen Platz im Tabellenmittelfeld gesichert. Ich gehe davon aus, dass dem gesamten Verein die Auftaktniederlage gegen uns nicht so sehr geschmeckt haben wird. Daher sind wir gewarnt.
Sie sagen es: Wegen des Hinspiel-Ergebnisses kommen die Essener wohl mit ordentlich Schaum vor dem Mund nach Elversberg. Wie wollen Sie dagegenhalten?
Wir wollen deutlich machen, dass wir auf dem ersten Platz stehen. Sicherlich erwartet uns gegen RWE eine gewisse Härte, der wir uns stellen müssen. Unser Vorteil ist aber, dass wir zu Hause spielen. Unser Ziel ist es, den guten Lauf der Essener zu beenden.
Sie besitzen einen langfristigen Vertrag im Saarland bis Sommer 2026. Wohin soll diese Reise mit der SVE für Sie hinführen?
Als Fußballer strebt man immer den höchstmöglichen Erfolg an. Während meiner Stationen beim SV Wehen Wiesbaden, dem VfR Aalen und Preußen Münster habe ich oft genug in der 3. Liga gegen den Abstieg gespielt. Erst einmal bin ich froh, dass es in dieser Spielzeit schon frühzeitig etwas ruhiger zugeht. Allerdings bin ich noch nie in der 2. Bundesliga gewesen bin. Ich könnte mir vorstellen, mich nochmal aus der 3. Liga zu verabschieden, um mit der SVE im Bundesliga-Unterhaus einen Besuch abzustatten. (lacht)
Die Zielsetzung wurde aber – zumindest offiziell – noch nicht neu formuliert. Langsam gehen bisschen die Argumente aus, oder?
Es liegt noch ein weiter Weg vor uns. Nach einer halben Spielzeit ist noch kein Team aufgestiegen. Es ist aber wahr: Wenn du nach der Hinrunde auf Platz eins stehst, willst du dich für eine besondere Spielzeit auch belohnen. Wer etwas anderes behauptet, lügt sich nur selbst an. Von daher streben auch wir den größtmöglichen Erfolg an. Was am Ende allerdings dabei herausspringt, müssen wir noch ein wenig abwarten.