"Schöne Momentaufnahme": Jahn springt auf Platz 1
Das 2:1 gegen Preußen Münster war der sechste Sieg in Serie für Jahn Regensburg. Da die Partie des bisherigen Tabellenführers Dynamo Dresden aufgrund von starken Regenfällen abgebrochen wurde, grüßt der Jahn nun sogar für mindestens eine Woche von der Tabellenspitze. Trainer Joe Enochs war dennoch sehr bemüht, auf dem Boden zu bleiben.
"Wir wissen ganz genau, wo wir herkommen"
"Die Fans können träumen, das werden wir nie verbieten. Aber wir wissen ganz genau, wo wir herkommen", betonte Enochs nach dem Spiel. Der 52-Jährige wiederholte gebetsmühlenartig, dass jedes einzelne Spiel ein "hartes Stück Arbeit" sei und seine Mannschaft daher kein Deut nachlassen dürfe. "Auch heute war es verdammt eng."
In der Tat befand sich das Spiel lange auf des Messers Schneide. Erst der Führungstreffer durch Dominik Kother nach 58 Minuten brachte die Jahnelf auf die Siegerstraße. "Das Tor hat unserem Spiel richtig gutgetan", freute sich Enochs, dem besonders gefiel, dass seine Mannschaft danach "mehr wollte". Zwar hätte sich der Coach bei Ausspielen der Konter "mehr Klarheit" gewünscht. Doch auch weil Keeper Felix Gebhardt einmal mehr ein sehr zuverlässiger Rückhalt war, geriet der Heimsieg letztlich nicht mehr in Gefahr. In der Nachspielzeit stellte Dominik Kother mit seinem zweiten Treffer die Weichen endgültig auf Sieg.
Regensburg mit dem perfekten Oktober
Nach seinem Doppelpack steht Matchwinner Kother nun bei vier Toren und vier Assists – das sind genauso viele Scorer wie der Linksaußen in eineinhalb Jahren bei Waldhof Mannheim verbuchen konnte. Seine Leistungsexplosion führt Kother auf Enochs zurück: "Der Trainer gibt mir Selbstvertrauen. Joe Enochs kitzelt immer das gewisse Etwas aus mir heraus und sorgt dafür, dass ich an die Grenzen gehe." Insbesondere bei Kothers zweitem Treffer war dieses Selbstvertrauen gut zu erkennen. Der 23-Jährige setzte zu einem unwiderstehlichen Dribbling an und schlenzte den Ball anschließend eiskalt in den Winkel. Dennoch zeigte sich der Blondschopf selbstkritisch: "Ich hätte eigentlich schon in der ersten Halbzeit ein Tor machen müssen."
Angesprochen auf die Siegesserie erklärte Kother: "Wir haben allgemein als Mannschaft einen super Lauf. Dann kommt vieles von allein". Während die anderen Zweitliga-Absteiger noch mit Anpassungsschwierigkeiten an die neue Liga zu kämpfen haben, gelang Regensburg mit sechs Siegen aus sechs Spielen der perfekte Oktober. "Die letzten drei Siege waren alles enge Spiele. Auch heute hat uns Münster das Leben schwer gemacht. Sie hatten einige gute Chancen", erinnerte Enochs. Dennoch waren es stets die Oberpfälzer, die sich am Ende durchsetzten. Der Jahn glänzt zwar nicht mit berauschenden Offensivfußball, sehr wohl aber mit der Cleverness eines Spitzenteams. Der mit der Erfahrung von 267 Drittliga-Spielen ausgestattete Joe Enochs hat ganz offensichtlich das richtige Rezept gefunden.
"Dürfen nicht einen Schritt weniger machen"
Aufgrund des Spielabbruchs beim bisherigen Tabellenführer Dresden grüßt Regensburg nun sogar vom Platz an der Sonne. Ein Umstand, der Enochs wenig bedeutet. Der 52-Jährige bekräftigte, dass ihm die Rangliste nicht wichtig und die Tabellenführung nur eine "schöne Momentaufnahme" sei. Vielmehr liege sein Fokus bereits auf dem nächsten Spiel, versicherte der Coach: "Bei 1860 zu spielen, ist richtig schwer. Da dürfen wir nicht einen Schritt weniger machen", mahnte Enochs, um dann aber noch eine kleine Kampfansage hinzuzufügen: "Wenn uns das gelingt, dann sind wir schwer zu schlagen." Und gänzlich ignorieren lässt sich die Tabellenführung dann doch nicht, wie Kother zugab. Auf die Frage eines Reporters, ob ein Blick auf die Tabelle erlaubt sei, antwortete der 23-Jährige zwinkernd: "Ja, auf jeden Fall."