Schommers erklärt Streichungen und vermisst Führungsspieler
Hemlein, Sternberg, Jonjic – gleich drei Spieler des 1. FC Kaiserslautern wurden bis auf Weiteres von Trainer Boris Schommers zur zweiten Mannschaft geschickt. Gegen Uerdingen wird also eine veränderte Elf auflaufen – und auch die Kapitänsfrage bedarf einer Klärung.
"Jeder hatte die Chance, sich zu zeigen"
Mit einem deutlichen Schnitt hatte Boris Schommers auf die schwachen Ergebnisse der letzten Wochen reagiert: Christoph Hemlein, Janek Sternberg und Antonio Jonjic sind ab sofort Teil der zweiten Mannschaft – vorerst bis zur kommenden Woche, möglicherweise aber auch länger. Eine Entscheidung, die nicht plötzlich fiel – das war dem Trainer merklich wichtig: "Es hat keinerlei Vorkommnisse gegeben, die zu dieser Maßnahme geführt haben", erklärte Boris Schommers vor dem gefüllten Presseraum am Donnerstagmittag. Disziplinarische Probleme habe es ebenfalls nicht gegeben: "Die Mannschaft intern ist intakt. Wir haben aber sportlich nicht das erreicht, was ich mir vorgestellt habe."
Deswegen hatte das Trainerteam nach sechs Wochen der Analyse entschieden, den Schnitt vorzunehmen: "Jeder Spieler hatte die Chance, sich dem Trainerteam zu zeigen." Manchen gelang dies besser als anderen – und das führte zu der Entscheidung: "Es war wichtig, eine sportliche und strukturelle Veränderung vorzunehmen, um eine bessere sportliche Leistung abzurufen."
Tür in beide Richtungen offen
Gerade im Hinblick auf das kommende Spiel gegen den KFC Uerdingen entschied Schommers, bestehende Hierarchien zu durchbrechen und ein Zeichen zu setzen. Die Versetzung gelte "nicht für nächsten sechs Wochen, sondern diese Woche. Wir wollten uns in aller Ruhe in einer anderen Kaderkonstellation vorbereiten", erklärte der Coach, der allerdings auch betonte, die Struktur der Mannschaft verändern zu wollen: "Die Tür ist in beide Richtungen offen. Es gibt einen Weg wieder nach oben. Aber ich fordere auch ein: Wenn Spieler oben in meiner neuen Struktur nicht verstehen, sich mit 100 Prozent zu zeigen, werden sie Wettkampfpraxis in der Zweiten bekommen."
Die drei Spieler habe es vor allem aufgrund der sportlichen Leistung getroffen – es gehe aber nicht nur um Hemlein, Sternberg und Jonjic: "Es geht darum, dass ich mir die Hierarchie und Struktur angeschaut habe und zu dem Schluss gekommen bin, dass die Hierarchie für die aktuelle Situation nicht die richtige ist." Dazu zählt auch die Kapitänsfrage, die er aber vorerst offen ließ: "Da ich diese der Mannschaft erst heute mitteilen werde, mache ich das noch nicht öffentlich."
"Haben derzeit keine Führungsspieler"
Allerdings sei es sowieso wichtig, dass die Verantwortung auf mehrere Schultern verteilt werden. Man brauche "mehrere" Führungsspieler: "Das Problem ist, dass wir sie aktuell nicht gesehen habe. Entweder weil wir sie nicht haben, oder weil sie mit der aktuellen Drucksituation nicht umgehen können." Nun hofft Schommers, dass durch die Maßnahme andere Akteure in diese Rolle hineinwachsen: "Wir wollten ihnen aufzeigen, dass uns die Situation bewusst ist und wir keine Schnellschüsse machen – aber eben auch durchgreifen und handeln. Sie geht sehr professionell damit um. Ich möchte erreichen, dass sich neue Spieler zeigen und vorne weg gehen. Denn momentan haben wir diese Führungsspieler nicht."
Das sollte am besten schon gegen den KFC greifen – schließlich benötigen die Roten Teufel dringend Punkte. Möglich, dass Mohamed Morabet dabei helfen könnte: Von den drei Spielern, die für das Profi-Trio in die erste Mannschaft rückten, habe der Angreifer die besten Karten für einen Kaderplatz. Flavius Botiseriu und Anil Gözütok scheinen für die kommende Partie noch keine Option zu sein.
Reaktion erwartet
Sicher hingegen ist, dass wieder 1.500 Fans den FCK begleiten werden. Zuletzt schwankte die Stimmung aber: Unter anderem ertönte der sarkastische Fangesang "Wir fahren weit, wir trinken viel, und wir verlieren jedes Spiel". Schommers freute sich trotzdem über die angekündigte Unterstützung und zeigte sich kämpferisch: "Da können sie sich schon mal einen neuen Text ausdenken."
Damit der FCK eben nicht erneut verliert, "erwarte ich von den Jungs die Reaktion, dass sie als Mannschaft auftritt, dass sie die Situation annimmt, über das Läuferische, Kämpferische und den Teamgeist ins Spiel findet", so der FCK-Coach. Dabei sollen vor allem die individuellen Fehler abgestellt werden: "Über diese Art und Weise haben wir in den letzten sechs Wochen über 80 Prozent unserer Gegentore kassiert." Kevin Kraus und Dominik Schad stehen nach Gelb-Sperren derweil wieder zur Verfügung, auch Janik Bachmann ist wieder eine Option.