Schubert kritisiert Schiedsrichter: "Dann soll er nicht pfeifen"
Zweites Spiel unter André Schubert, zweite Niederlage für Eintracht Braunschweig – die Situation im Tabellenkeller spitzt sich damit weiter zu. Doch wie ein Abstiegskandidat präsentierten sich die Löwen am Freitagabend beim 3:4 gegen Tabellenführer Osnabrück nicht, was Schubert Respekt abnötigte. Dennoch haderte der Eintracht-Coach mit seiner Szene – und fand klare Worte.
Eine "klare Fehlentscheidung"
Gerade einmal vier Minuten waren im zweiten Durchgang gespielt, als Schiedsrichter Pascal Müller nach einem vermeintlichen Foul von Stephan Fürstner an Marcos Alvarez auf Elfmeter für den VfL Osnabrück entschied. Eine höchst umstrittene Entscheidung, zumal die Sicht im Braunschweiger Strafraum durch Pyro-Nebel aus dem Gästeblock stark eingeschränkt war. Als André Schubert nach Spielende im Interview mit "Telekom Sport" die Frage gestellt bekam, ob der Elfmeter berechtigt gewesen sei und er die Szene anschließend nochmal in der Wiederholung sah, musste er lachen. "Ist das eine ernsthafte Frage? Ganz klar kein Elfmeter", lautete die Einschätzung des 47-Jährigen. In so einer Situation so einen Elfmeter zu pfeifen, sei eine "klare Fehlentscheidung" gewesen, befand Schubert und schimpfte: "Ich hoffe, der Schiedsrichter war sich seiner Verantwortung bewusst."
Alvarez sprach am "Telekom"-Mikrofon unterdessen von einem "Kann-Elfmeter", schob aber an: "Warum sollte der Linienrichter Elfmeter anzeigen, wenn es keiner war?" Ein Kontakt sei in jedem Fall da gewesen, so der neue Top-Scorer der 3. Liga. Fürstner bezeichnete die Entscheidung des Schiedsrichters als "sehr schade", da Alvarez eingefädelt habe.
Eine Spielunterbrechung aufgrund der eingeschränkten Sichtverhältnisse sei in den Augen von Schubert zwar nicht nötig gewesen, "aber wenn er die Situation nicht klar sieht, soll er nicht pfeifen", übte der Eintracht-Coach Kritik am Unparteiischen. "Es schien so, als hätte er auf Verdacht entschieden." Kam der Impuls möglicherweise vom Linienrichter? "Dabei stand der Schiedsrichter doch näher dran", so Schubert. "Für ihn ist das in ein paar Tagen erledigt, für uns eben nicht", verdeutlichte der 47-Jährige. Denn der Elfmeter war der Knackpunkt im Braunschweiger Spiel an diesem Freitagabend, keine Minute später kassierten die Löwen den vierten Gegentreffer – und waren damit erstmal aus dem Spiel. Eine Situation, die Schubert auf der Pressekonferenz nach Abpfiff als "sehr, sehr bitter" bezeichnete.
"Es hätte nur einen Sieger geben dürfen"
Denn was seine Mannschaft in den 45 Minuten zuvor abgeliefert hatte, sah nicht nach dem Auftritt eines Tabellenletzten aus. "Wir haben das Spiel über weite Strecken in allen Belangen klar dominiert, den Gegner phasenweise hinten eingeschnürt und uns eine Vielzahl an Chanen herausgespielt." Bereits nach 17 Minuten ging der BTSV durch ein Eigentor von Osnabrücks Felix Agu in Führung, die Gustav Valvsik auf der anderen Seite nur 86 Sekunden später jedoch wieder egalisiert.
Trotzdem blieb Braunschweig dran und traf in Minute 38 durch Leandro Putaro zur erneuten Führung – doch wieder hatte der VfL durch Heider (40.) die schnelle Antwort parat. Und dennoch: Ein bärenstarker Auftritt des Zweitliga-Absteigers – ehe der Elfmeter und das Tor zum 2:4 zu Beginn der zweiten Halbzeit für einen Bruch sorgten. Doch selbst in dieser Phase bewiesen die Löwen Moral – fand auch Schubert: "Wie wir nach dem vierten Treffer weitergemacht haben, nötigt mir Respekt an." Braunschweig rannte mit viel Leidenschaft an und belohnte sich acht Minuten vor dem Ende mit Anschlusstreffer. Danach war die Spannung im mit 18.455 Zuschauern besetzten Eintracht-Stadion förmlich zu spüren, für den Ausgleich reichte es am Ende aber nicht mehr.
André Schubert war mit dem Auftritt seiner Mannschaft aber dennoch hochzufrieden: "Der Fußball, den wir heute gespielt haben, muss der Maßstab für die nächsten Wochen sein: Mit viel Power, Leidenschaft und Zug nach vorne." Und für Fürstner stand fest: "Jeder, der das Spiel gesehen hat, weiß: Es hätte nur einen Sieger geben dürfen – und zwar uns." Der BTSV habe das "beste Spiel der Saison" gemacht und hätte "sieben bis acht Tore schießen müssen", so der Löwen-Kapitän. Auch Steffen Nkansah haderte mit der Niederlage: "Es tut unfassbar weh, wenn man so ein Spiel macht und trotzdem verliert." Aber, so der 22-Jährige weiter, "wenn wir weiter solche Leistungen bringen, werden wir auch wieder Spiele gewinnen."
Schubert sieht "großen Schritt"
Bei Schubert wog indes Stolz mit, der besten Abwehr der Liga, die in den zwölf Spielen zuvor erst fünf Gegentore kassiert hatte, gleich drei Treffer einzuschenken. "Es waren die erste Gegentore für Osnabrück aus dem Spiel heraus", wusste Schubert und sprach trotz der Niederlage von einem "großen Schritt in die richtige Richtung". Auch VfL-Coach Daniel Thioune fand anerkennende Worte: "Wenn Braunschweig weiterhin so Fußball spielt, werden uns bald nicht mehr so viele Tabellenplätze trennen." Von "bald" wollte Schubert allerdings nicht sprechen, vielmehr erwarte er eine stressige Saison. "Aber wir haben jetzt die richtigen Ansätze gefunden", betonte der BTSV-Coach.
Ein Lob sprach er unterdessen den Fans aus: "Bei den Fans war heute ein sehr gutes Gespür dafür vorhanden, was die Jungs heute auf dem Platz gezeigt haben. Es war gut zu wissen, dass wir sie mitnehmen, sie uns aber auch in so einer Art und Weise mitnehmen können." In der Tabelle bleibt die Lage dennoch weiterhin angespannt, der Rückstand von fünf Punkten auf das rettende Ufer könnte sich im Laufe des Spieltages noch vergrößern. Die nächste Gelegenheit, spielerische Dominanz in Punkte umzumünzen, bietet sich in einer Woche beim Auswärtsspiel in Großaspach. Drei Punkte sind dann allerdings auch dringend notwendig.