Sebastian Tyrala im Interview: "Wir müssen uns noch steigern"

Christoph Koch 25. September 2014 um 17:52 Uhr

Sebastian Tyrala wechselte im Sommer von der SpVgg Greuther Fürth zum FC Rot-Weiß Erfurt. Der 26-Jährige erspielte sich von Beginn an seinen Stammplatz im Mittelfeld der Thüringer und soll die Mannschaft mit seiner Erfahrung weiterbringen. Bislang kam er in jedem der elf Ligapartien zum Einsatz und bereitete beim Heimspiel gegen Holstein Kiel einen Treffer vor. Im Interview mit liga3-online.de spricht der ehemalige polnische Nationalspieler über das Spiel beim Aufsteiger Sonnenhof Großaspach, seine bisherige Zeit in Erfurt, das viele Verletzungspech und den Fußball in seinem Geburtsland.

Guten Tag, Herr Tyrala. Schön, dass Sie sich die Zeit genommen haben, mit uns zu reden. Wie geht es Ihnen?

Es ist alles bestens. Drei Punkte wären gestern zwar schöner gewesen, aber naja.

Sie sprechen es an, bei Aufsteiger Großaspach gab es am Mittwochabend ein 1:1. Wie lautet Ihr Fazit zu dem Spiel – ein gerechtes Ergebnis?

Das ist schwer zu sagen. In der ersten Halbzeit müssen wir auf jeden Fall in Führung gehen, schaffen es aber leider nicht. Dann hatte Großaspach auch ein paar Möglichkeiten, aber im Grunde genommen muss man schon sagen, dass wir den Ausgleich verdient hatten. Es war ein gerechtes Unentschieden, aber wenn wir vorher das Tor machen, hätten wir das Spiel vielleicht sogar gewinnen können. Bei der Elfmeterszene hätten wir nicht foulen müssen, da waren wir in einer Zwei-gegen-Eins-Situation. Wenn wir da etwas cleverer sind, müssen wir nicht zurückliegen und der ganzen Zeit einem Tor hinterher laufen. Aber aufgrund der zweiten Halbzeit denke ich schon, dass der Punkt verdient ist.

Trainer Walter Kogler war vor allem mit dem Auftritt in Halbzeit eins nicht zufrieden. Woran liegt es, dass die Mannschaft die Vorgaben des Trainers über weite Teile der Saison noch nicht umsetzen konnte?

Die Mannschaft wurde im Sommer auf wichtigen Positionen im Zentrum neu besetzt, da müssen wir noch die Philosophie und das richtige Maß finden, wie es der Trainer gerne haben möchte. Es ist auch nicht so einfach, weil wir eine offensive Mannschaft sind. Klar, wir hatten viele Situationen, in denen wir ausgekontert wurden und viele Standards gegen uns hatten. Aber im Großen und Ganzen haben wir gezeigt, dass wir Fußballspielen können. Wir haben uns auch gute Chancen herausgespielt. Aber wir müssen noch das richtige Maß finden zwischen Fußballspielen und defensiv gut stehen, weil wir auch im Mittelfeld große Lücken offenbart haben. Wir müssen uns noch steigern, die wichtigen Spiele kommen jetzt noch. Zu Hause müssen wir weiter unsere Spiele gewinnen, aber auch auswärts müssen wir punkten, wenn wir oben dranbleiben wollen.

Nach vier Siegen in Folge ist das Team die zweitbeste Heimmannschaft der Liga, auswärts steht man mit vier Punkten aus sechs Partien auf Rang 18. Wie ist dieser große Unterschied zu erklären?

In Rostock haben wir in der 87. Minute den Ausgleich bekommen, in Münster waren wir mit zehn Mann die bessere Mannschaft und bekommen kurz vor Schluss so ein doofes Gegentor. Wenn wir da gewinnen, sieht alles ganz anders aus. Natürlich haben wir auch schlechte Spiele gehabt, wie zum Beispiel in Osnabrück. Ich kann auch nicht erklären, woran es am Ende liegt. Zu Hause haben wir uns auch gegen Kiel und Regensburg schwer getan, aber da fällt es uns dann leichter, so ein Spiel über die Bühne zu bringen und auch mal ein Tor zu machen. Wir haben jetzt keinen Auswärtskomplex und hatten auch die Möglichkeiten, auswärts zu gewinnen. Vielleicht muss man einfach den Bock umstoßen, damit der Knoten platzt. Wenn wir oben mit dabei sein wollen, bringt es uns nichts, nur zu Hause die Punkte zu holen. Wir sind in der Statistik ganz unten und haben deshalb auch wenige Argumente, aber wir wissen, was wir können. Aber wir müssen halt einfach ein Spiel gewinnen.

Also ein 1:0-Sieg in Halle und alles wird besser?

Das unterschreibe ich (lacht). Das wäre schön. Aber bevor das kommt, müssen wir uns auf unser Heimspiel konzentrieren.

Sie sind jetzt knapp drei Monate in Erfurt. Wie verlief für Sie die Eingewöhnung und was gefällt Ihnen an Ihrem neuen Zuhause am besten?

Ich fühle mich wirklich sehr wohl. Es ist ja immer schwierig, wenn man neu in eine Mannschaft hinzukommt. Man kennt kaum Spieler, aber ich wurde sehr gut aufgenommen und habe schnell Anschluss an das Team gefunden. Und wenn man sich wohlfühlt, geht man auch gerne zum Training. Bei mir kommt hinzu, dass meine Familie noch nicht mit dabei ist – das macht es noch etwas schwieriger. Aber wir Spieler unternehmen viel. Ich kann wirklich nichts Negatives sagen, die Stadt ist sehr schön, deshalb kommt meine Familie auch sehr gerne hier her. Ich bin sehr zufrieden und glücklich, dass ich diese Entscheidung getroffen habe.

Also können Sie sagen, dass sie in Erfurt angekommen sind?

Das auf jeden Fall.

Mit wem unternehmen Sie am meisten?

Ich mache sehr viel mit Rafael Czichos, Simon Brandstetter und auch Kevin Möhwald. Grundsätzlich mache ich schon mit einigen Jungs sehr viel und bin auch sehr froh darüber, dass das alles so ist. Ich selber bin ein Typ, der sehr gerne in der Kabine einen Witz macht und nicht nur still in der Ecke sitzt. Ich falle auf und habe deshalb auch keine Probleme, mich einzugewöhnen oder anzupassen. Von daher passt es für mich und auch in der Mannschaft sehr gut.

Mit welchen Erwartungen sind sie im Sommer nach Thüringen gewechselt und inwiefern haben sich diese bestätigt?

Natürlich hofft man, dass man gesund bleibt, der Mannschaft helfen kann und so viele Spiele wie möglich macht. Und damit bin ich sehr zufrieden. Ich habe bis jetzt jedes Spiel absolviert, ich weiß nicht, wann ich das zum letzten Mal geschafft habe. Ich will einfach wieder Spaß am Fußball haben und das klappt im Moment sehr gut. Wenn jetzt noch die Ergebnisse auswärts passen würden, dann wäre es noch besser (lacht).

Sie haben bereits von 2008 bis 2010 für die U23 von Borussia Dortmund in der Dritten Liga gespielt. Wie sehr hat sich die Wahrnehmung der Liga vor allem medial seit dem geändert?

Deutlich! Es ist Wahnsinn, was sich in den vergangenen zwei Jahren getan hat. Es werden viele Spiele live übertragen. Für die Liga ist es auch wichtig und ich finde es super. Das gab es früher nie, dass es an einem Wochenende bis zu fünf Live-Spiele gab. Und auch wenn man sich die Zuschauerzahlen in vielen Stadien anguckt, wo stellenweise bis zu 20.000 Zuschauer kommen. Das gibt es in wenigen Ländern, deshalb muss man sagen, dass es eine super Liga ist und ich bin auch froh, in der Dritten Liga zu spielen. Im Osten haben wir schöne Duelle, im Westen gibt es gute Mannschaften. Jedes Wochenende macht es Spaß, auf dem Platz zu stehen.

Im Jahr 2005 rückten Sie in den Profikader von Borussia Dortmund auf und trainierten zusammen mit Spielern wie Christoph Metzelder, Sebastian Kehl und Vereinsheld Lars Ricken. Können Sie sich noch an Ihre ersten Eindrücke erinnern?

(lacht) Natürlich. Ich würde gerne mit meiner jetzigen Erfahrung noch einmal dorthin zurück und gucken, wie es dann ist. Aber für mich gab es damals nichts Größeres. Ich sage immer noch, dass Dortmund mein Verein ist. Dort bin ich aufgewachsen, habe dort alles gelernt und es ist meine große Liebe. Ich blicke auch immer auf den Verein und wenn ich zu Besuch bin, schaue ich auch dort vorbei. Ich habe auch noch einigen Kontakt. Es war eine sehr schöne Zeit und ich bin sehr froh, dass ich das erleben durfte und bin auch sehr stolz darauf.

Haben Sie auch noch Kontakt zu alten Weggefährten?

Leute um den Verein und auch noch zu Nuri Sahin, vor kurzem habe ich mich mit Jürgen Klopp getroffen, um ein paar Sachen zu besprechen. Ich habe eine lange Zeit dort gespielt und bin auch noch gerne dort gesehen. Ich fühle mich noch fast wie zu Hause.

Sehen Sie sich auch noch Spiele live im Stadion an, oder klappt dies aus zeitlichen Gründen nicht?

Es ist zeitlich unmöglich, aber ich würde gerne wieder ins Stadion gehen. Im Fernsehen schaue ich mir aber alles an. Das letzte Mal im Stadion war ich letztes Jahr beim Champions-League-Spiel gegen Manchester City. Aber jetzt ist die Strecke zu weit.

Also muss das Sky-Abo herhalten?

(lacht) Ja, sonst würde ich das nicht überleben.