Sechs Fakten zum Thüringenderby zwischen Erfurt und Jena
Am Samstag ist es so weit, dann empfängt Rot Weiß Erfurt den Rivalen Carl Zeiss Jena zum ersten Thüringenderby in der 3. Liga seit Jahren (14 Uhr, live im MDR). liga3-online.de gibt vorab einen Überblick über Daten, Fakten und Gefühle der Protagonisten.
[box type="info"]Genau 100 Spiele[/box]
Die Historie: Die Begegnung Rot-Weiß Erfurt gegen Carl Zeiss Jena fand vor mehr als einhundert Jahren erstmals statt, es gab insgesamt genau 100 Partien zwischen beiden Mannschaften – von denen Jena die letzten beiden für sich entschied. Im Landespokal-Finale 2014 und 2016 gewann jeweils Carl Zeiss, damals noch Regionalligist. Das letzte Liga-Duell beider Teams liegt dagegen schon lange zurück. Im Dezember 2011 gewann Jena in der 3. Liga zu Hause mit 1:0, Torschütze damals: Sebastian Hähnge. Die Trainer hießen Petrik Sander (Jena) und Stefan Emmerling (Erfurt) – lang, lang ist’s her. Die Drittliga-Bilanz spricht unterdessen für RWE: Von acht Spielen gewann Erfurt fünf – Jena nur zwei.
Das Stadion: Das Erfurter Steigerwaldstadion wird am Samstag mit 11.800 Zuschauern, darunter 1.700 aus Jena, bis auf den letzten verfügbaren Platz ausverkauft sein. Es hätten eigentlich noch 3.957 Zuschauer mehr Platz gefunden, doch die komplette Westtribüne blieb aufgrund zu befürchtender und angekündigter Ausschreitungen geschlossen. Erfurt gehen damit Einnahmen in Höhe von fast 50.000 Euro durch die Lappen, einen Teil davon holt sich der Verein mit einer pfiffigen Idee wieder rein. Alle Plätze auf der Westtribüne werden stattdessen als virtuelle Tickets für Preise zwischen 5 und 19,66 Euro angeboten.
Die Ausgangslage: Könnte eindeutig besser sein, wenn man denn die Tabelle als Grundlage heranzieht. Jena hat als Aufsteiger aus sechs Spielen immerhin fünf Zähler geholt, das reicht für Platz 15. Düsterer sieht die Situation in Erfurt aus: Tabellenvorletzter, nur drei Punkte, als eines von drei Teams noch ohne Sieg – mehr Druck hat am Samstag sicher Rot-Weiß. Zumal die Fans eine mögliche Heimniederlage unter diesen Umständen sicher noch mehr schmerzen würde.
[box type="info"]"Es geht um alles"[/box]
Die Teams: In Erfurt gab es im Sommer einen Umbruch, bislang tut sich das verjüngte Team noch schwer, wie der Blick auf die Tabelle unterstreicht. Umso bitterer aus Erfurter Sicht, dass am Wochenende fünf Spieler nicht zur Verfügung stehen werden, darunter wichtige Kräfte wie Kapitän Jens Möckel (Rot-Sperre) oder Theodor Bergmann (Reha nach Leistenbruch). Jena hat seinen Aufstiegskader weitgehend zusammengehalten und nach und nach ergänzt. Hoffnungsträger Kevin Pannewitz ist für das Derby aufgrund seines Fitnessrückstandes noch kein Thema, auch Torjäger Timmy Thiele (Rückenprobleme) wird wohl weiter fehlen.
Die Trainer: Erfurts Stefan Krämer (seit Januar 2016) steht in dieser Spielzeit vor einer schweren Aufgabe. Das Budget wurde weiter gekürzt, dementsprechend stehen im RWE-Kader viele junge Talente, denen teilweise noch die Erfahrung und Reife für den Liga-Alltag fehlt. Mit seiner positiven Art scheint es, als wäre Krämer, der sich nie über die finanzielle Situation beschwert hat, nichtsdestotrotz prädestiniert für diesen Job. Gleiches gilt für Jenas Mark Zimmermann (seit Juli 2016), wenn auch unter anderen Voraussetzungen. Zimmermann führte seinen Herzensverein, aus dessen Jugend er stammt und für den er als Spieler, Amateur-, Co- und Cheftrainer tätig war, in die dritte Liga und sitzt dementsprechend fest im Sattel. Beim Publikum kommt so jemand gut an, zumal Zimmermann über einen längeren Zeitraum bewiesen hat, dass er die Mannschaft auch in schwierigen Zeiten entwickeln kann.
Die Eigengewächse: Ein Thüringenderby sollte für alle Spieler beider Mannschaften ein besonderes Spiel sein, für manche ist es das allerdings beinahe von Geburt an. Die Rede ist von den Eigengewächsen – von Spielern also, die bereits in der (frühen) Jugend für einen der beiden Vereine aufliefen und diesem bis heute treu blieben. Vor diesem Derby am Samstag gilt das in besonderer Form für zwei Spieler: Erfurts Torhüter Philipp Klewin und Jenas Abräumer René Eckhardt. Im Thüringenderby gehe es nicht um "Schönheitspreise", sagte Klewin dem "kicker": "Es zählt nur ein Sieg – ganz egal, wie er zustande kommt." Ähnlich emotional äußerte sich Eckhardt, für den die Erfurter nur die "anderen" sind. "Es geht um mehr als nur Prestige. Es geht um alles", sagte Eckhardt, der seit 20 Jahren den Carl Zeiss-Dress trägt.