Seit sieben Spielen kein Sieg: Die Kogge auf der Sandbank
Was ist nur mit dem FC Hansa los? Dass die Mannschaft in Person von Tom Weilandt am Samstag immerhin das erste Tor seit dem 24.11.2012 erzielen konnte, war kein Trost dafür, dass nun jahresübergreifend sieben sieglose Spiele zu Buche stehen. Erneut wirkte die Elf von Trainer Marc Fascher optisch nicht unbedingt schwächer, erneut gab es einige ordentliche Chancen für die Rostocker, doch erneut hatte am Ende der Gegner das glücklichere Ende für sich. Dass sich Spieler wie Ronny Marcos, Michael Blum oder Kapitän Sebastian Pelzer die sprichwörtliche „Lunge aus dem Leib rannten“, dass Torhüter Kevin Müller wieder einmal zuverlässig im Rostocker Tor agierte, dass die Impulse der Neuzugänge Klement und Zimmermann durchaus attraktiv wirkten – alles geschenkt beim enttäuschenden Endstand von 2:1 für die Himmelblauen aus Chemnitz, die innerhalb von nur fünf Minuten die Führung der Hanseaten durch Tom Weilandt (49.) egalisierten (Förster, 69.) und nach einem höchst fragwürdigen Handelfmeter durch Anton Fink (73.) in Führung gingen.
Fehlgeschlagene Stürmerrotation
Zuvor gestaltete sich das Spiel aufgrund der Witterungsbedingungen zäh. Waren die Teams noch bei feuchter, aber niederschlagsfreier Umgebung auf den Platz getreten, begann zur Mitte der ersten Halbzeit ein stürmischer Schneeregen, welcher die Sicht auf dem Platz und somit auch das Spiel etwas schwierig gestaltete. Unter Mithilfe von Flutlicht wurde die Sicht besser, später ließ der Schneeregen dann auch erheblich nach und das Spiel wurde ansehnlicher. Leider fand die Kreativität der Leihneuzugänge Klement und Zimmermann, welcher zentral sein Debüt gab, während Weilandt auf den rechten Flügel auswich und Emil Rilke auf die Bank verdrängte, keinen Abnehmer. Trainer Fascher hatte überraschend auf Stürmer Johan Plat verzichtet und dafür Neuzugang Colin Quaner in der Sturmspitze aufgeboten, was sich als Fehler erwies. Quaner fehlte jegliche Bindung zur Mannschaft und konnte sich lediglich durch ein starkes Dribbling in Szene setzen, allerdings zu einem Zeitpunkt, an dem Plat schon auf dem Platz stand und Quaner über die rechte Seite kam, eine Position, die seinen Stärken entsprechend sinnvoller erschien, als die alleinige Sturmspitze.
Trapps Orientierungslosigkeit
Doch nicht nur Quaner musste sich nach dem Spiel dem Vorwurf aussetzen, bisher noch nicht die Bindung zur Mannschaft gefunden zu haben, die eine Startaufstellung rechtfertigt. Auch Maurice Trapp, Leihgabe von Union Berlin, sah in seinem zweiten Spiel in der Innenverteidigung neben Tommy Grupe kein Land. Während Grupe auch im Spiel gegen Chemnitz solide agierte, als wäre er nie weg gewesen, verlor sich Trapp des Öfteren in Orientierungslosigkeit, vor allem im Zusammenspiel mit Ronny Marcos. Trapp liefert nach einem kapitalen Fehler gegen Münster und einer schlechten Leistung gegen Chemnitz zurzeit keinen Grund, ihn einem Michael Holst vorzuziehen, welcher in der Hinrunde noch einer der solidesten Spieler in Rostock war und zumindest die Bindung zum Team hat, die in der Innenverteidigung unabdingbar ist.
Fragwürdige Personalentscheidungen
Immerhin Philipp Klement und Nico Zimmermann zeigten eine ordentliche Leistung. Klement bereicherte das Spiel des FC Hansa sowohl in Münster als auch Samstag in Chemnitz erheblich und zeigte als Verbindungsglied zwischen Verteidigung und Angriff eine zuverlässige Leistung. Zimmermann, der erst unter der Woche zum Team gestoßen war, dirigierte professionell und fügte sich schleunigst in die Mannschaft ein, sein Freistoß gab in der 49. Minute zudem den Ausschlag für das 0:1 durch Tom Weilandt. So standen am Samstag alle vier Neuzugänge der Winterpause auf dem Platz, eine Entscheidung, die nicht jeder im Stadion nachvollziehen konnte. Viele Anhänger des FC Hansa zeigten sich, wie schon eine Woche zuvor gegen Münster, verwundert über die Aufstellung von Trainer Fascher, insbesondere die Nichtberücksichtigung von Ken Leemans und eben den Vorzug Quaners vor Johan Plat. Während Sebastian Pelzer die Leemans-Rolle im defensiven Mittelfeld solide ausfüllte, kritisierte man die Tatsache, dass Fascher regelmäßig auf Leihstürmer wie Smetana oder nun eben Quaner setze, während ein leidenschaftlicher Stürmer wie Johan Plat keine langfristige Chance bekäme, was angesichts der Tatsache, dass mit den leihvertraglich scheidenden Smetana und Quaner und einem beleidigten Plat am Ende der Saison alle Stürmer aus dem Kader des F.C.H. verschwinden würden. Es sei ein Glück, dass Plat die Rolle des Jokers bisher so professionell hinnehme.
Leider zog sich die Mannschaft zum Ende des Spiels dann zu allem Überfluss auch noch völlig unnötigerweise den Unmut der rund 2.000 mitgereisten Anhänger zu, als die Spieler nach dem enttäuschenden Spiel nur kurz aus erheblichem Abstand dem Block applaudierten und auch nicht auf mehrfaches Heranwinken der Fans reagierten. Nach der zahlreichen Anreise der Anhänger und dem Spielverlauf wäre es für viele eine schöne Geste gewesen, dass sich zumindest einige Spieler dem Ärger und der Enttäuschung der Fans gestellt hätten.
Trainer Fascher in der Pflicht
Insgesamt war es ein Spieltag, der viele Fragen auf Rostocker Seite aufwirft. Warum kann das Team nicht mehr gewinnen? Warum lässt Trainer Fascher gestandene Spieler, die Verantwortung übernehmen wollen, wie Leemans, Holst oder Plat, auf der Bank und gibt Spielern eine Chance, die nachweislich noch keine Bindung zur Mannschaft haben? Wird der FC Hansa gar in den Abstiegsstrudel geraten? Wegweisend werden nun die Heimspiele gegen Darmstadt und Burghausen sein. Gewinnen die Hanseaten diese, wird zumindest die letzte Frage beantwortet sein, schaffen es die Rostocker allerdings weiterhin nicht zu punkten, wird es mit Sicherheit nochmal sehr unangenehm werden, auch für den bisher unantastbaren Trainer Fascher. Denn bei aller Vision, bei allem Taktikverständnis und aller Bodenständigkeit steht ein magerer Punkt aus den letzten sieben Spielen auf dem Papier und auch die ersehnte Wintervorbereitung hat bisher keine sichtbaren Änderungen mit sich gebracht, sodass sich nun auch der Trainer die üblichen Fragen gefallen lassen muss, ob seine Ideen die Mannschaft erreichen und ob sie in der Lage ist, diese auch auf den Platz zu bringen. An seinen Antworten wird er sich in den kommenden Spielen messen lassen müssen.
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