Shapourzadeh: "Jeder muss begreifen, worum es jetzt geht"
Drei Niederlagen in Folge, Platz 16 und nur noch zwei Punkte vor den Abstiegsrängen: Die Lage beim VfL Osnabrück hat sich zuletzt derart zugespitzt, dass Trainer Tobias Schweinsteiger nach der 1:4-Niederlage in Elversberg den Abstiegskampf ausgerufen hat. Auch Sportdirektor Amir Shapourzadeh findet in einem Interview mit der "NOZ" klare Worte.
"Persönliche Ansprüche hintenanstellen"
Statt wie erhofft oben mitspielen zu können, kämpft der VfL Osnabrück jetzt gegen den Abstieg. "Jeder muss begreifen, worum es jetzt geht und persönliche Ansprüche hintenanstellen. Letzteres werden wir in den nächsten Wochen genau beobachten", so Shapourzadeh, der bereits am Samstag im Mannschaftskreis "deutliche Worte" gewählt habe. Dem Eindruck des 49-Jährigen nach sei das Team keineswegs "total zerstritten", auch gebe es keine Gruppen, die ein Eigenleben führen. "Die Jungs kommen gut miteinander aus." Eher seien es "viele kleine Sachen", die sich aber summieren würden.
Shapourzadeh zählt auf: "Investiere ich auf dem Platz wirklich immer alles für das Team, was bringe ich ein, um unser Tor zu verteidigen? Gebe ich den Jungs in der Startelf auch als Auswechselspieler positive Energie – oder ziehe ich ein Gesicht, nur weil ich zunächst draußen sitze? Gebe ich umgekehrt meinem Kameraden ordentlich die Hand, wenn ich ausgewechselt werde? Schicke ich in diesen Tagen meinen Berater vor, der dem Sportdirektor erzählt, ich müsse ganz schnell 2. Bundesliga spielen?" Die Forderung des 49-Jährigen: "Wir müssen jetzt alle nur auf die Realität und die Fakten schauen, die den VfL Osnabrück betreffen. Und da stehen wir nur knapp über dem Strich."
Führungsspieler gefordert
Intern müssen nun Klartext gesprochen werden, im Training müsse jeder voll bei der Sache sein. "Bei Fragen danach, wieso Dinge nicht gut laufen, sollte jeder stets die Antwort zuerst bei sich selbst suchen." Es brauche nun Laufbereitschaft und Zweikampfhärte, zudem müsse sich das Team "dringend entwickeln" in Sachen Abgezocktheit, Kaltschnäuzigkeit und Cleverness. Darüber hinaus nimmt Shapourzadeh die Führungsspieler in die Pflicht und zählt konkret Timo Beermann, Marc Heider und Philipp Kühn auf. Auch Robert Tesche führe schon auf seine Art, könne sich aber noch mehr einbringen. Was erwartet der Sportdirektor von ihnen? "Führungsspieler müssen Vorbilder sein – auf und neben dem Platz. Sie müssen vorangehen mit positiver Ausstrahlung, die Jungs pushen – auch, wenn sie mal auf der Bank sitzen."
Im Winter wird dann möglicherweise nachgebessert. Neben Spielern "mit einer gewissen Mentalität" schaut sich der VfL "nach einem Stürmer im Rahmen unserer finanziellen Möglichkeiten" um. Denn einen treffsicheren Mittelstürmer haben die Lila-Weißen derzeit nicht: Heider steht bei drei Toren, Higl gelangen erst zwei Buden. Um nicht erstmals nach fünf Jahren unter den Strich zu rutschen, sollen am Montag im direkten Duell mit dem Halleschen FC drei Punkte her. Dann kann der VfL unter Beweis stellen, den Abstiegskampf angenommen zu haben.