Sieben Anwärter: Wer kommt aus der 2. Bundesliga runter?
Nicht nur im Kampf um den Zweitliga-Aufstieg nimmt die Spannung derzeit von Woche zu Woche zu. Auch die Frage, wer den schweren Gang hinab in die 3. Liga antreten muss, ist noch völlig offen. Zwei feste Absteiger sowie ein Relegationsteilnehmer – 10 von 14 Zweitligisten stiegen seit 2009 übrigens auf diesem Wege ebenfalls ab – werden gesucht. Wir blicken auf die sieben Kandidaten und ein Restprogramm, das aufgrund etlicher direkter Duelle besonders pikant ist.
Eigentlich war Greuther Fürth schon durch. Doch unter Trainer Zorniger funktioniert die Defensive immer schlechter, zuletzt leistete sich der Bundesliga-Absteiger hanebüchene Fehler. Die Konsequenz ist ein unnötiges Nachsitzen im Endspurt. Aber: Sieben Punkte Vorsprung und noch so einige Klubs zwischen sich und der Abstiegszone – da sollte bereits ein Sieg im Endspurt reichen, um eine nichtsdestotrotz ziemlich schwache Saison versöhnlich enden zu lassen. Das Restprogramm bietet zwei Sechs-Punkte-Spiele und den Abschluss gegen dann wohl aufgestiegene Darmstädter, das ist machbar.
Restprogramm: Bielefeld (A), Braunschweig (H), Hamburg (A), Darmstadt (H)
Sportchef Dieter Hecking wollte den 1. FC Nürnberg höchst selbst aus dem Schlamassel führen, ist in Personalunion nun Cheftrainer, und nach Robert Klauß sowie Markus Weinzierl schon der dritte der Saison. Es gelingt nur mittelprächtig, auch weil sich eine lausige Offensivleistung – mal ist die Chancenverwertung schlecht, mal erspielt sich Nürnberg kaum etwas – durch die Saison zieht. Dazu kommen etliche Verletzte. Nur ein Sieg aus sechs Spielen bedeutet, dass die Abstiegsgefahr am Valznerweiher bei nur vier Punkten Vorsprung auf Rang 16 nicht gebannt ist.
Restprogramm: Kaiserslautern (H), Magdeburg (A), Rostock (H), Paderborn (A)
Braunschweig? Den Namen kennen wir noch, der BTSV hat die 3. Liga ja erst im vergangenen Jahr verlassen. Kurz nach dem Saisonstart sah vieles danach aus, als würde der Fahrstuhl wieder nach unten fahren, doch nun wehrt sich Braunschweig mit Vehemenz. Und das trotz einer Mannschaft, die mit Ausnahme von Topstar Immanuel Pherai gerade im Offensivbereich kaum das individuelle Niveau der Konkurrenz erreicht. Zuletzt verpasste es die Eintracht nach einem Zwischenhoch bis Mitte April, vorzeitig klar Schiff zu machen. Die letzten vier Aufgaben bestehen dafür ausschließlich aus direkter Konkurrenz. Das Finale in Rostock dürfte heiß werden…
Restprogramm: Sandhausen (H), Fürth (A), Regensburg (H), Rostock (A)
Rund um die Kogge hatten viele schon mit dem sicheren Abstieg gerechnet. Die Entlassung von Jens Härtel im Herbst war keine glückliche Entscheidung, Nachfolger Patrick Glöckner scheiterte, Sportchef Martin Pieckenhagen wurde im April auch rausgeschmissen. Alois Schwartz soll der Retter werden, weil er kurz zuvor in Sandhausen geschasst worden war, sah mancher Fan schon schwarz. Doch nach ersten Niederlagen kämpfte sich Hansa wieder in die Saison – und hat mit zwei Siegen in Serie gleich mal Regensburg und Bielefeld links liegen lassen. Und auch hier gilt: Es gibt lauter Sechs-Punkte-Spiele bis zum Ende!
Restprogramm: Regensburg (H), Sandhausen (A), Nürnberg (A), Braunschweig (H)
Ach, Arminia. Die Mannschaft hat fast 1.000 Spiele Bundesliga-Erfahrung auf dem Buckel, wirkt aber viel zu lieb und ist faktisch nicht zusammengestellt für den Kampf, in dem sie nun steckt. 54 Gegentore zeugen vom Dilemma, das auch Uwe Koschinat als dritter Trainer 2022/23 (nach Daniel Scherning und Uli Forte, auch von Sportgeschäftsführer Samir Arabi trennte sich Arminia) nicht in den Griff kriegt: der Defensive fehlt technische Stärke und Robustheit. Eine der wenigen Ausnahmen, Guilherme Ramos, fehlt mit Schulterverletzung womöglich bis zum Saisonende. Die Bielefelder haben, anders als ihre Konkurrenz, kaum noch direkte Duelle vor sich.
Restprogramm: Fürth (H), Kaiserslautern (A), Paderborn (H), Magdeburg (A)
Ein Drittel der Saison verlief okay, zwei Drittel unterdurchschnittlich: Bei einem Klub wie dem Jahn, der sich mit dem geringen Etat nur wenige Fehler erlauben darf, genügt so eine Bilanz nicht für den Ligaverbleib. Das 1:2 in Sandhausen am Sonntag, als der Jahn nie die nötige Intensität eines solchen Abstiegsgipfels zeigte, war eine saftige Ohrfeige – zumal der SSV auch gegen Bielefeld, Nürnberg und Fürth im Jahr 2023 alle Punkte abgegeben hat. Geht es erstmals seit der Saison 2016/17 wieder hinab in die 3. Liga? Die letzten Aufgaben haben es in sich. Mit Glück ist Heidenheim am 34. Spieltag schon Bundesligist und in Feierstimmung wohl etwas einfacher zu besiegen.
Restprogramm: Rostock (A), Hamburg (H), Braunschweig (A), Heidenheim (H)
Totgesagte leben länger! Unter Alois Schwartz igelte sich Sandhausen ohne erkennbare Spielphilosophie irgendwann nur noch ein, die Verpflichtung von Tomas Oral wurde zu einem beispiellosen Flop, der auch den Sportlichen Leiter Mikayil Kabaca den Job kostete. Jetzt soll es der 65-jährige Gerhard Kleppinger regeln, eine Oldschool-Lösung, wie sie im Buche steht. Aber: Kleppinger redet nicht, er macht. Und die Spieler ziehen mit dem einstigen Bundesliga-Verteidiger, der in Sandhausen seit 2012 vor allem als Co-Trainer tätig ist, mit. Ob es reicht? Es ist sehr fraglich. Denn spielerisch ist Sandhausen die schwächste Truppe der Liga. Kämpfen kann sie allerdings. Sieben Punkte aus drei Spielen sind eine starke Quote, nur noch ein Punkt fehlt zum Relegationsplatz. Zum Vergleich: An Ostern waren es noch sechs Zähler.
Restprogramm: Braunschweig (A), Rostock (H), Heidenheim (A), Hamburg (H)