Sieben Gründe für die Negativserie von Energie Cottbus

Drei Niederlagen in Folge und sechs der letzten neun Spiele verloren: Es läuft derzeit nicht bei Energie Cottbus, das nach dem 1:4 in Dortmund erstmals seit November nicht mehr zu den Top 3 gehört. liga3-online.de nennt sieben Gründe für die Negativserie der Lausitzer.
Grund 1: Leichtigkeit ist weg
In der Hinrunde eilte Energie Cottbus von Sieg zu Sieg und war nach dem zunächst verpatzten Saisonstart nicht mehr zu stoppen. Gleich zweimal gelangen vier Siege in Serie, zwischen Mitte November und Mitte Februar blieb der FCE zudem neunmal hintereinander ungeschlagen.
Durch die Erfolgsserie spielte sich Cottbus in einen Flow und legte die Leichtigkeit eines unbekümmerten Aufsteigers an den Tag, dem nahezu alles gelang. Doch je weiter die Saison voranschritt, desto mehr wurden sich die Spieler bewusst, was sie für eine starke Saison spielen. Darüber dachte der eine oder andere offenbar zu sehr nach, sodass die Leichtigkeit dahin war.
Grund 2: Rolle hat sich verändert
Dass der FC Energie als Aufsteiger oben mitspielen würde, hatte vor der Saison niemand für möglich gehalten. Und nachdem die Brandenburger drei der ersten vier Spiele verloren hatten, prognostizierten viele dem FCE eine harte Saison im Abstiegskampf. Umso überraschender war es anschließend, wie die Lausitzer eine 180-Grad-Wendung vollzogen haben und sich plötzlich durch die Liga spielten.
Trotz der Erfolgsserie agierte Energie bis tief in die Saison hinein in der Rolle des Underdogs. Doch mit der Übernahme der Tabellenspitze und Rang 2 zur Winterpause hat sich die Rolle der Lausitzer verändert. Unterschätzt wird das Team von Trainer Claus-Dieter Wollitz jetzt nicht mehr, zudem haben sich die Gegner auf die Spielweise des FCE eingestellt.
Grund 3: Kein Spielglück mehr
Ein Faktor, wenn auch nicht Hauptgrund, für die starke Hinrunde war das Spielglück, das meist aufseiten der Cottbuser war. In vielen Partien ging Energie direkt mit der ersten Chance in Führung oder machte aus fünf Chancen fünf Tore – so wie beim 5:1 gegen 1860 München. Generell zeigte sich die Wollitz-Elf vor dem gegnerischen Tor sehr effektiv, es gelang fast alles. Statistiker sprechen diesbezüglich von einer Überperfomance, die sich auch mit Zahlen belegen ließ.
So hatte Energie bereits zur Winterpause zwölf Punkte mehr gesammelt, als es die Anzahl der Chancen beziehungsweise die Qualität dieser eigentlich hergab. Somit wäre der FCE nach dem Ende der Hinrunde eigentlich nicht Zweiter, sondern Neunter gewesen. Inzwischen ist Cottbus das Spielglück abhanden gekommen, und dieses hat sich sogar insofern umgekehrt, als nun oft die Gegner mit der ersten Torchance treffen.
Grund 4: Spannungsabfall
Trotz der überaus erfolgreichen Hinrunde blieb der Klassenerhalt lange das erklärte Ziel. Selbst, als Energie bereits zu Beginn des Jahres die 40-Punkte-Marke geknackt hatte. Alles andere als den Ligaverbleib tat Wollitz als "Spinnerei" ab und betonte, dass Energie noch nicht so weit sei, um etwa die 2. Liga in Angriff zu nehmen. Auch das Erreichen der vor der Saison als Ziel ausgerufenen Marke von 46 Punkten Mitte Februar änderte daran nichts.
Erst vor wenigen Wochen setzte bei Wollitz ein Umdenken ein. Nun kündigte er an, mit dem Durchmarsch etwas Historisches erreichen zu wollen. Da hatte aber längst ein Spannungsabfall eingesetzt, der auch mit der eingeschlagenen Kursänderung nicht mehr gestoppt werden konnte. Wollitz räumte daher zuletzt ein, die Ziele zu spät geändert zu haben.
Grund 5: Thiele lange nicht bei 100 Prozent
Er war der Mann der Hinrunde, Timmy Thiele. Zehnmal netzte der 33-Jährige zwischen September und November ein, hinzukamen sechs Vorlagen. Doch Ende des Jahres fiel der Angreifer dann mit einer Bronchitis aus, die sich bis ins neue Jahr zog.
Direkt in seinem Spiel nach der Rückkehr traf Thiele zwar als Joker, war aber noch nicht richtig fit und schleppte sich durch die Wochen. Erst zuletzt konnte der 33-Jährige erstmals wieder eine komplette Trainingswoche mitmachen, zur alten Form hat er bislang aber noch nicht zurückgefunden. Erst drei Tore stehen in der Rückrunde zu Buche, hinzukommt eine Vorlage.
Grund 6: Zu viele Gegentore
Und während vorne der Schuh klemmt (erst 14 Tore in der Rückrunde), kassiert Energie auf der anderen Seite zu viele Gegentore. 18 Mal schlug es in den letzten neun Partien ein, allein in der Englischen Woche musste Energie satte zehn Gegentore hinnehmen. Zum Vergleich: In der kompletten Hinrunde standen gerade mal 20 Gegentore zu Buche.
Dass die Abwehr nun deutlich anfälliger ist, liegt zum einen an Verletzungen und Sperren wichtiger Spieler – allein Filip Kusic musste wegen einer Rot-Sperre zwischenzeitlich dreimal aussetzen -, und zum anderen an individuellen Fehlern. In Dortmund sah die Hintermannschaft bei allen vier Gegentoren nicht gut aus, vor allem das 0:1 resultierte aus einem kapitalen Fehler.
Grund 7: Vertragssituationen
Während Energie mit Spielern wie Dominik Pelivan bereits verlängern konnte, ist die Zukunft bei vielen Akteuren offen. Es ist ein wenig der Fluch der guten Taten, denn durch die starke Saison haben nicht wenige Spieler das Interesse von anderen Vereinen geweckt und dadurch gleichzeitig festgestellt, wie viel sie verdienen könnten.
Der eine oder andere ist mit diesen Zahlen dann in die Vertragsgespräche mit Wollitz gegangen, der aus allen Wolken gefallen war und in einer emotionalen Rede klargestellt hatte, dass Energie da nicht mithalten könne. Das ist aus Sicht des Vereins natürlich verständlich, führt aber auch dazu, dass sich viele Spieler Gedanken um ihre Zukunft machen und daher mit dem Kopf nicht voll bei Energie sind.