So lief die Sommer-Transferphase in der 3. Liga

Monatelang wurde verhandelt und verpflichtet, jetzt ist Schicht im Schacht: Seit Freitagabend dürften auch in der 3. Liga keine Spieler mehr unter Vertrag genommen werden. Allerdings haben die Drittligisten in den Wochen davor oft Nägel mit Köpfen gemacht. Wir ziehen ein Fazit für die diesjährige Sommer-Transferphase.

[box type="info" size="large"]Wo viel Geld floss[/box]

Zugänge insgesamt

Insgesamt schlugen die Vereine (inklusive der Eigengewächse aus dem Nachwuchsbereich) 256 Mal auf dem Transfermarkt zu. Das entspricht umgerechnet etwa 13 Spielern pro Verein.

Abgänge insgesamt

Ähnlich viele Akteure wurden von den Vereinen abgegeben (250). Eine ordentliche Fluktuation, die wie immer vor allem bei den beiden Absteigern 1. FC Kaiserslautern und Eintracht Braunschweig stattgefunden hat. Aber auch etablierte Drittligisten misteten mächtig ist, beispielsweise der VfL Osnabrück – im Gegensatz zu den beiden Erstgenannten bislang erfolgreich.

Der teuerste Neuzugang: Timmy Thiele

Insgesamt investierten die Drittligisten etwas mehr als 800.000 Euro in ihre Spieler – noch immer ist die Schere zwischen 3. Liga und 2. Bundesliga sehr groß, Ablösesummen können nur in Ausnahmefällen bezahlt werden. Eine solche bildet Timmy Thiele, für den Absteiger 1. FC Kaiserslautern 375.000 Euro springen ließ. Thiele kommt von Carl Zeiss Jena, zeigte sich dort als treffsicherer Stürmer mit gutem Gesamtpaket. Es dauerte jedoch beim FCK bis zum sechsten Spieltag, ehe Thiele in Zwickau seinen ersten Treffer beisteuerte. Knapp hinter Thiele sortiert sich übrigens ein Weltmeister ein: Für Kevin Großkreutz bezahlte der KFC Uerdingen angeblich 350.000 Euro an den SV Darmstadt 98, was Investor Mikhail Ponomarev zuletzt jedoch bestritt.

Der teuerste Abgang: Florent Muslija

Ziemlich lange sah es nach einer relativ normalen Transferphase aus, einige Vereine verzeichneten ein kleines Plus, doch niemand wurde förmlich mit Geld überhäuft. Doch am letzten Transfertag schockte dann der Karlsruher SC seine Fans und die gesamte Liga: Er verkaufte sein wohl größtes Talent und absoluten Aktivposten Florent Muslija, der die ohnehin oft lahmende KSC-Offensive seit Sommer 2017 mit etwas mehr Feuer ausgestattet hatte. Aus wirtschaftlichen Gründen war der Transfer zu Hannover 96 absolut sinnig, weil die Karlsruhe zwei Millionen Euro eingestrichen haben. Sportlich ist der Abgang ein weiterer Schritt in Richtung Mittelfeld – das "Besondere" fehlt diesem Kader nun. Insgesamt strichen die Badener in der zurückliegenden Transferperiode rund 2,9 Millionen Euro ein.

Anmerkung: Die SpVgg Unterhaching verkaufte seinen Jugendspieler Karim Adeyemi an RB Salzburg für eine Summe, die dem Vernehmen nach sogar bei drei Millionen Euro liegt. Da der 16-Jährige aber nicht zum Drittliga-Aufgebot gehörte, fließt er in dieser Übersicht nicht als teuerster Abgang ein.

 

[box type="info" size="large"]Umbruch & Zurückhaltung[/box]

Der größte Umbruch: Braunschweig, Kaiserslautern und Lotte

Wer holte die meisten Spieler? Eine Frage der Perspektive. Eintracht Braunschweig deckte sich mit insgesamt 21 neuen Profis ein, von denen aber eine ganze Reihe mangels Geld für externe Verpflichtungen aus dem Juniorenstab kommt. 19 Mal hat der 1. FC Kaiserslautern zugeschlagen und darunter auch nominell sehr prominente Spieler ins Boot geholt, aber auch vier Nachwuchsakteure. Immerhin 18 Transfers allesamt von anderen Klubs tätigte derweil der vielleicht kleinste Klub: Die Sportfreunde Lotte kauften quer durch die Republik ein und schlugen kurz vor dem Transferschluss noch dreimal (!) zu. Immerhin das war von Erfolg geprägt, fuhren die SFL doch am Wochenende endlich ihren ersten Saisonsieg ein.

Wenig überraschend ist, dass dort, wo viel verpflichtet wurde, sich meist auch die größte Anzahl an Abgängen tummelt. Deutlich Führender ist in dieser Bilanz der 1. FC Kaiserslautern, der seinen zu Zweitliga-Zeiten aufgeblähten Kader deutlich verschlankte und sich von 27 (!) Spielern im Zuge des Abstiegs trennte.

Die geringste Aktivität: Energie Cottbus

Aufsteiger Energie Cottbus vertraute nach seiner höchst souveränen Saison 2017/18 kurzerhand den Kräften, die ihm den Aufstieg in die 3. Liga beschert hatten. Nur zwei Spieler holte Cottbus dazu, gleichzeitig gingen sechs Spieler – keiner davon war ein absoluter Leistungsträger, für Verteidiger Malte Karbstein (Werder Bremen II) ist immerhin noch eine kleine Ablösesumme herausgesprungen. Standhaft blieb Energie derweil bei Stürmer Streli Mamba, der das Interesse von Zweitligisten auf sich gezogen hatte: 500.000 Euro wurden geboten, 750.000 Euro wollten die Lausitzer mindestens – es gab keine Einigung, der Torjäger des FCE bleibt weiter dabei.

Die größten Verluste

Jährlich streben die besten Spieler der 3. Liga nach Höherem und können oft aufgrund auslaufender Verträge oder entsprechender Klauseln wechseln. Hart getroffen hat es – abgesehen Kaiserslautern (26 Abgänge) und Braunschweig (20) den Karlsruher SC, der nicht nur Muslija, sondern auch Marcel Mehlem, Fabian Schleusener, Jonas Föhrenbach und Matthias Bader ziehen lassen musste. Die Würzburger Kickers mussten ebenfalls einige Stammspieler verabschieden, darunter Sebastian Neumann und Jannis Nikolaou. Der SV Meppen hat sich unterdessen noch nicht vom Abgang seines Torjägers Benjamin Girth erholt, Preußen Münster sucht nach Adriano Grimaldis Abschied noch nach der offensiven Durchschlagskraft. Der Hallesche FC kommt derweil überraschend gut klar, musste er doch besonders im Mittelfeld (Gjasula, Fennell, Zenga, Röser) starke Akteure gehen lassen. Auch bei Hansa Rostock verabschiedeten sich gleich 16 Spieler, darunter Leistungsträger wie Janis Blaswich und Bryan Henning.

 

[box type="info" size="large"]Star & Wandervogel[/box]

Der prominenteste Zugang: Kevin Großkreutz

Nun, über diese Kategorie lässt sich wohl nicht diskutieren. Der KFC Uerdingen hat buchstäblich "den Vogel abgeschossen" und Kevin Großkreutz verpflichtet. Der mittlerweile 30-Jährige absolvierte zwischen 2009 und 2015 mehr als 170 Pflichtspiele für seinen Herzensverein Borussia Dortmund, gewann die Deutsche Meisterschaft, den DFB-Pokal und beinahe die Champions League. Er stand im Aufgebot von Nationaltrainer Joachim Löw, als dieser 2014 mit Deutschland den Weltmeistertitel in Brasilien holte. Zuletzt wurde es zwar sportlich ruhiger, dafür wurden die außersportlichen Schlagzeilen größer und unschöner. Aber die beeindruckenden Erfolge nimmt Kevin Großkreutz niemand mehr – er ist eine absolute Bereicherung für die 3. Liga.

Der Wandervogel: Myroslav Slavov

Fast ebenso einsam zieht ein anderer seine Kreise in einer Bilanz, dessen Titel als eher fragwürdig erscheint: Myroslav Slavov ist der Wandervogel der diesjährigen Sommertransferperiode – und er machte seinem Ruf alle Ehre, indem er den VfR Aalen nur 50 Tage nach der Unterschrift schon wieder verließ und am Sonntag zum dänischen Erstligisten Vendsyssel wechselte. Aber auch ohne den späten Abgang hätte es das nebenberufliche Model wohl zu Ruhm und Ehre geschafft, hat Slavov mit seinen 27 Jahren doch bereits in Frankreich, Österreich, der Ukraine, Russland sowie nun in Deutschland gespielt. Länger als ein Jahr hielt es ihn so gut wie nie am gleichen Ort.

   

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