Spieler, Trainer, Ziele: So plant Köln für die Regionalliga
Oliver Zapel kamen die Tränen, als er am Samstag auf der Pressekonferenz nach der Niederlage bei 1860 München über den bitteren Abstieg von Fortuna Köln sprach. Fünf Jahre lang konnten sich die Südstädter in der 3. Liga halten, nun geht es zurück in die Regionalliga. Die Planungen laufen bereits.
Koschinat-Abgang als Hauptgrund
So richtig hatte im Vorfeld keiner damit gerechnet, dass Fortuna Köln bereits am Samstag als Absteiger feststehen könnte. Doch weil Jena, Großaspach und Cottbus allesamt gewinnen konnten, war der Abstieg um 15:22 Uhr traurige Realität. Den ausschlaggebenden Grund hat Präsident Hanns-Jörg Westendorf im Interview mit dem "Express" schnell ausgemacht: "Mit dem Abgang von Uwe Koschinat ist unser sportlicher Kompass verlorengegangen."
Der langjährige Erfolgscoach hatte Mitte Oktober ein Angebot von Zweitligist Sandhausen angenommen. Tomasz Kaczmarek übernahm – und scheiterte. Im Nachhinein, so Westendorf, müsse man "ganz klar sagen", dass Kaczmarek nicht die ideale Besetzung gewesen sei. "Man muss sehen, dass die Mannschaft von Uwe Koschinat zusammengestellt wurde und auf den Trainertyp Uwe Koschinat zugeschnitten war." Entsprechend habe Kaczmarek die Erwartungshaltung nicht erfüllen können. "Es greift aber natürlich zu kurz, ihn für alles verantwortlich zu machen", stellt der Fortuna-Präsident klar und spielt unter anderem auch auf den Abgang von Top-Torjäger Daniel Keita-Ruel an. Einen gleichwertigen Stürmer hatten die Südstädter in dieser Saison nicht in den Reihen, Moritz Hartmann etwa kommt in 28 Einsätzen gerade einmal auf vier Tore.
Investor steigt aus
Nun steht die Fortuna vor einem Neuanfang, alle Verträge müssen neu ausgehandelt werden. Zunächst soll aber die Trainerfrage geklärt werden: "Wir haben uns mit einigen Kandidaten unterhalten, Oliver Zapel ist auch ein Ansprechpartner", so Westendorf. Bis zum Pokalfinale am 25. Mai soll Klarheit herrschen. Mit Blick auf die Kaderzusammenstellung sei derweil wichtig, "dass wir wirtschaftlich solide bleiben und keine Luftschlösser bauen. Wir werden keine Schulden machen", stellt der 54-Jährige klar und sieht im Abstieg eine Chance. "Welcher Absteiger kann von sich behaupten, dass er schuldenfrei ist? Wir fangen neu an, wir stellen uns neu auf. Das gibt es nicht allzu oft."
Auf die finanzielle Unterstützung von Investor Michael W. Schwetje können die Südstädter allerdings nicht mehr setzen, der langjährige Geldgeber wird sich am Saisonende zurückziehen. Die Spielbetriebs-GmbH, in die die Profimannschaft ausgegliedert ist, wird abgewickelt, anschließend soll eine neue GmbH gegründet werden. Benjamin Bruns, der in der aktuellen GmbH für Sponsoring und Marketing verantwortlich ist, wird laut Westendorf neuer Geschäftsführer. "Das bringt uns Kontinuität auf der Sponsoren-Seite, das ist sehr wichtig." Gleichzeitig dankt Westendorf dem scheidenden Investor: "Ohne sein Engagement hätte es unsere letzten Jahre in der Dritten Liga nicht gegeben." Zukünftig will sich die Fortuna nicht mehr von einer Einzelperson abhängig machen. "In Zukunft werden wir die Last, auch die finanzielle, auf mehrere Schultern verteilen", kündigt Kölns Präsident an.
Köln will "oben mitspielen"
Ob der direkte Wiederaufstieg das Ziel sein kann, lässt Westendorf derweil offen, betont aber: "Wir werden professionell Fußball spielen und wollen oben mitspielen und nicht vor uns her dümpeln." Der Etat soll daher "so hoch sein, wie in unserer letzten Regionalliga-Saison." Dennoch weiß der 54-Jährige um die Situation in der Regionalliga West, in der sich nicht zuletzt mit Alemannia Aachen und Rot-Weiss Essen mehrere ambitionierte Teams tummeln.
Ein Spieler, der seinen Anteil zu einem möglichen Wiederaufstieg leisten könnte, wäre ohne Frage Hamdi Dahmani. Der gebürtige Kölner ist seit 2014 wieder in der Südstadt aktiv, wo er bereits zwischen 2008 und 2012 spielte. Insgesamt stehen 328 Pflichtspiele mit 71 Toren und 35 Vorlagen für die Fortuna in seiner Vita. "Ich würde mir wünschen, wenn so eine Galionsfigur wie Hamdi bei Fortuna Köln bleiben würde", hofft Westendorf auf einen Verbleib des Angreifers. "Da wäre auch jeder Trainer von begeistert. Tatsächliche halte ich es für realistisch, dass er bleiben könnte." Die nächsten Wochen werden eine Entscheidung bringen. Wie schnell die Fortuna in die 3. Liga zurückkehren kann, bleibt jedoch offen, zumal der Meister der West-Staffel in der kommenden Saison nicht direkt aufsteigt.