Braunschweig siegt und schickt Haching Richtung Keller
Der Winter wieder 5 Spielausfällen lässt noch immer in der Tabelle der 3. Liga kein optimales Bild zu. Für die SpVgg Unterhaching zeichnet sich aber mittlerweile eine eindeutige Richtung ab. Nach dem siebten sieglosen Spiel und einer 0:1-Niederlage im Eintracht-Stadion in Braunschweig zeigt der Pfeil unmittelbar in Richtung Abstiegsränge. Der Effekt des Trainerwechsels von Ralf Hasenhüttel auf Matthias Lust ist somit bereits jetzt schon verpufft.
Eintracht Braunschweig dagegen bleibt im Jahr 2010 mit dem heutigen Heimsieg vor 10800 Zuschauern weiterhin ungeschlagen und rückt immer weiter an die ersten drei Plätze der Tabelle heran. Trainer Lieberknecht vertraute dabei im Großen der Mannschaft, die in Ingolstadt sensationell in der zweiten Halbzeit aus einem 0:3 noch ein 3:3 gemacht hatte. Im Kader war wieder der an der Oker drei Monate schmerzlich vermisste Torjäger Kingsley Onuegbu, für den auf der Bank Faith-Florian Banser weichen musste. Verletzt waren immer noch Tim Danneberg (Schambeinentzündung mit Bauchmuskelreizung), Marc Vucinovic (Reha nach Wadenbein-Operation) und Jungprofi Karim Bellarabi (Bänderriss). Der in den letzten Spielen völlig neben sich stehende Smail Morabit war diesmal nur Ersatz. Für ihn spielte von Anfang an der nach längerer Verletzung in Ingolstadt erstmalig wieder eingewechselte Calamita neben Kumbela in der Spitze.
Unterhaching hatte weiterhin mehrere Spieler verletzungsbedingt nicht im Kader: Tyce, Zillner, Balkan, Schasko, Schwarz, Schulz und Bischoff. Auf zwei Positionen veränderte Trainer Lust nach der 0:2-Niederlage in Aue das Team: Für den verletzten Zillner und den enttäuschenden Brysch begannen diesmal Susak und Mitthuber.
Unterhaching begann das Spiel mit viel Engagement in Zweikämpfen, agierte dabei aber etwas übermotiviert. Bereits in den ersten beiden Minuten gab es Freistösse für die Eintracht, weil Konrad und Grech nacheinander Boland und Dogan in der Hälfte der Braunschweiger zu Fall brachten. Haching präsentierte zudem eine funktionierende Abseitsfalle, in die gleich mehrmals Dominik Kumbela tappte. Es kam zu einem ausgeglichenen unansehlichen Spiel, das sich im Schwerpunkt zwischen den Strafräumen abspielte. Auf der Seite der Löwen zeichnete sich der sonst so zuverlässige Abwehrchef Dogan mit technischen Fehlern und Fehlpässen aus und verunsicherte damit auch einige andere Mitspieler. Damit bauten die Braunschweiger den Gast auf, der aber aus den Fehlern kein Kapital schlagen konnte. In der 13. Minute nahm sich Boland ein Herz und spielte 3 Hachinger aus. Seinen Pass erreichte den links freigelaufenen Calamita – aber ebenfalls in Abseitsposition. Die stärker werdenden Braunschweiger kombinierten nun besser. Nach einer Ball-Stafette über Dogan und Kumbela verzog wiederum Calamita vor dem Hachinger Strafraum. In der 15. Minute schoss Pfitzner aus der zweiten Reihe, freigespielt vom agilen linken Mittelfeldspieler Kragl. Braunschweig agierte jetzt mehr mit langen Bällen von hinten heraus und beschäftigte Unterhaching in der Defensive. Hier tat sich besonders die linke Offensivseite der Löwen hervor. Über rechts machte sich der Braunschweiger Kruppke erst nach 20 Minuten deutlich. Nachdem zuvor Boland von Konrad rechts vor dem Strafraum gelegt worden war, schoss Kruppke den fälligen Freistoss in der 22. Minute in den Hachinger Torraum, wo er Susak fand. Dieser prüfte seinen eigenen Keeper Kampa mit einem Hackenschuss in die falsche Richtung ernsthaft.
Nun drängte die Eintracht Unterhaching deutlich in die eigene Hälfte. Eine Minute nach seiner ersten Glanzleistung vereitelte Kampa wiederum eine Braunschweiger Großchance. Kragl setzte sich zuvor links durch und schlug eine Flanke vor das Tor. Ziegler beförderte das Spielgerät aus dem Strafraum, legte dabei aber direkt dem heranlaufenden Löwen-Kapitän Brinkmann vor. Der Außenverteidiger fackelte rechts nicht lange und zog sofort ab.
In der 29. Minute war Hachings Torwart aber machtlos gegen einen Schuss des sich geschickt freilaufenden Eintracht-Stürmers Kumbela, der diesmal der Abseitsfalle der Unterhachinger entwischte und vorher mit einem langen Zuckerpass von Mittelfeldakteur Pfitzner bedient worden war. Rechts am herauskommenden Kampa vorbei schoss der Löwen-Neuzugang ins Tor zum 1:0.
Eintracht setzte nach, um ein weiteres Tor zu schießen – angetrieben von den Zuschauern, die lautstark immer wieder „Steht auf, wenn ihr das Derby wollt!" intonierten (gemeint ist ein Derby gegen Hannover 96 – bei evtl. Abstieg des Erstligisten und gleichzeitigem evtl. Aufstieg der Eintracht). Vergessen wurde auf dem Platz von den Braunschweigern aber urplötzlich immer mehr eine konsequente Defensivarbeit. Haching wusste sich nur durch Foulspiele zu helfen. Hier tat sich besonders auf der Seite der Münchner der Ex-Braunschweiger Tobias Schweinsteiger und Innenverteidiger Susak hervor. In der 39 Minute rächte sich der Offensivgeist der Braunschweiger dann fast, als sich ein Schuss von Hachings Stürmer Rathgeber auf das Löwen-Tor senkte und oben auf die Latte von Keeper Petkovic aufschlug.
Immer mehr zum Aktivposten wurde bei den Braunschweigern zum Schluss der ersten Hälfte Dennis Brinkmann. Er setzte mehrmals den heute rechts im Mittelfeld eingesetzten Kruppke schön in Szene. So auch in der 40. Minute, als Kruppke über rechts durchkam und Kampa seinen Schuss noch mit einem Reflex am linken Pfosten vorbeilenken konnte. Kurz vor dem Halbzeitpfiff spielten sich Kumbela und Calamita noch mit einem sehenswerten Doppelpass in den Hachinger Strafraum, scheiterten dann aber schließlich doch am gut stehenden Innenverteidiger Hain.
In der Pause wechselten beide Trainer nicht aus. Das Geschehen auf dem Platz war erneut von sehr großer Härte und Kampf geprägt. Es gab mehrere Freistösse auf beiden Seiten. In der 47. Minute beging Boland im Vorbeilaufen an Konrad kurz vor dem eigenen Strafraum ein verstecktes Foul und bekam den gelben Karton zu sehen. Der fällige Freistoss wurde aber eine sichere Beute vom Eintracht-Keeper. Die 51. Minute brachte die erste Torchance der zweiten Hälfte. Hachings agilster Spieler – der linke Mittelfeldspieler Mützel – drang in den Löwen-Strafraum ein, verzog aber knapp beim Abschluss. Haching spielte weiterhin sehr offensiv über die linke Seite und stellte dort den rechten Verteidiger Brinkmann und seinen defensiv diesmal eher schwach spielenden Vordermann Kruppke vor einige Probleme. Der bereits mit Gelb ausgezeichnete Brinkmann leistete sich dann in der 59. Minute ein grobes Foul gegen Mützel, das Schiedsrichter Unger mit Gelb-Rot ahndete. Die nun verunsicherten Braunschweiger mussten sich neu sortieren, zogen Pfitzner aus dem zentralen Mittelfeld auf die rechte Außenverteidigerposition und blieben in der eigenen Hälfte. Haching wollte die Gunst der Stunde sofort ausnutzen und drückte in den Löwen-Strafraum. Heraus kam eine Großchance, als Petkovic einen hereinsegelnden Ball mit der Faust zu kurz abwehrte. Glücklicherweise wurde der folgende Schuss für ihn von den Innenverteidigern abgeblockt und geklärt. Die Eintracht erholte sich schnell von der ersten Verwirrung nach dem Platzverweis und ließ in der folgenden Zeit nur noch einen Schuss von Grech aus der zweiten Reihe zu (63. Minute).
Um das Geschehen wieder etwas in die Hachinger Hälfte zu verlegen, wechselte Trainer Lieberknecht für den entkräfteten Stürmer Calamita Publikumsliebling Kingsley Onuegbu ein. Trotz seiner langen Verletzungspause gelang es dem „King", sofort für Gefahr zu sorgen. Trainer Lust reagierte nun ebenfalls, holte Rathgeber vom Platz und brachte in der 68. Minute Steegmann. Doch gefährliche Szenen beschworen nun die konternden Braunschweiger herauf. Onuegbu spielte sich gegen mehrere Hachinger in den Strafraum durch. Nach folgender Ecke lag Kumbela dann am Hachinger Strafraum auf dem Boden – Referee Unger sah aber kein Einwirken der Hachinger Verteidiger. Ab der 74. Minute verlegte sich Braunschweig immer mehr darauf, Bälle aus der eigenen Hälfte lang nach vorne zu schlagen. Haching fand kein Mittel gegen die 10 Braunschweiger, die massiv vor dem eigenen Strafraum standen. Immer wieder rannten die Münchner Vorstädter in gefährliche Konter, die besonders über den schnellen und trickreichen Kumbela vorgetragen wurden, der mehrmals gleich mehrere Hachinger austrickste.
Aber auch Braunschweig kam zu keinem erfolgreichen Abschluss mehr. In der 89. Minute gab es noch eine sehr gute Kombination zwischen dem auf Eintracht-Seite eingewechseltem Mittelfeldspieler Vrancic und Onuegbu, der in den Haching-Strafraum eindrang und freistehend an Kampa scheiterte. Den Schlusspunkt der Partie ging wieder von Vrancic aus, der Boland links schickte. Dieser konnte von Konrad nur durch ein rüdes Foul gebremst werden, für das der Hachinger Rot sah. Eine Minute zuvor hatte er gerade für ein anderes Foul die gelbe Karte erhalten. So beendeten beide Teams das für Braunschweig siegreiche Spiel in Unterzahl.
Braunschweig versucht nun, am nächsten Samstag in Jena endlich einmal auswärts wieder drei Punkte zu holen. Dies wäre eine sehr gute Ausgangsposition, um wirklich zur Spitzengruppe der Liga vorzustoßen. Haching muss einen Tag später daheim spielen, um ggf. mit drei Punkten gegen Werders Reserve wieder etwas Aufwind zu bekommen.
Aufstellung Eintracht:
Petkovic – Brinkmann, Henn, Dogan, Theuerkauf – Kruppke, Pfitzner, Boland, Kragl (74. Reichel) – Calamita (62. Onuegbu), Kumbela (88. Vrancic)
Aufstellung Unterhaching:
Kampa – Schwabl, Susak, Hain, Ziegler – Grech, Konrad, Mitterhuber, Mützel – Rathgeber (68. Steegmann), Schweinsteiger (87. Kanca)
[JURO]