Braunschweig träumt weiter vom Aufstieg
Angetrieben von 16500 Zuschauern im Stadion an der Hamburger Straße schaffte die Eintracht aus Braunschweig einen verdienten 3.1-Sieg über die zweite Mannschaft von Bayern München. Die Roten konnten sich beim Unvermögen der Löwen beim Verwandeln von Großchancen und beim unsicheren Schiedsrichter bedanken, dass ihre Niederlage nicht weitaus höher ausfiel. So verwehrte der Referee der Eintracht mehrere klare Elfmeter. Braunschweig ist nun seit acht Spielen ungeschlagen und rückte als Momentaufnahme in der Tabelle auf den Aufstiegs-Relegationsplatz (Platz 3) vor. Wettbewerber Ingolstadt spielt erst am Sonntag gegen die Reserve vom VFB Stuttgart und würde bei einem Sieg wieder an den Okerstädtern vorbeiziehen.
Braunschweigs Trainer Lieberknecht standen im Sturm Kumbela – der den gelbgesperrten Morabit ersetzte – und auf der 6er-Position Pfitzner wieder zur Verfügung. Er lief für Vrancic auf, der in den letzten Spielen eher durchwachsene Leistungen gezeigt hatte. Bayern-Coach Scholl ersetzte Ekici durch Sikorski, der sich im Eintracht-Stadion als einzig kreativer Kopf der Münchner zeigte.
Bereits in der ersten Minute brannte es vorm Bayern-Tor. Boland hatte sich links gegen Kopplin durchgesetzt und flankte auf Kumbela, dessen Kopfball aber am Tor von Keeper Rensing vorbeistrich. Braunschweig rannte weiter an und spielte gefällig über die Außenbahnen. Wieder war es Kumbela, der die nächste Kopfball-Torchance hatte (7.). Diesmal scheiterte er nach Boland-Vorarbeit an Torwart Rensing. Die Münchner konnten sich dem blau-gelben Angriffselan in der Anfangszeit nur mit einer großen Anzahl von Fouls erwehren. In der 12. Minute wurde Calamita in aussichtsreicher Position rechts vorm Münchner Tor freigespielt, brachte aber nur einen Trullerball auf Rensing zustande. Eine Minute später, nach einer schönen Vorarbeit von Linksverteidiger Reichel, köpfte der gleiche Eintracht-Stürmer gefährlicher auf Rensings Tor. Die gesamte Sturmreihe verpasste in der 16. Minute eine sehr schöne Hereingabe vom brandgefährlichen Boland über links.
In der 22. Minute drehte sich Kruppke im Strafraum in eine günstige Schussposition, der Ball strich aber denkbar knapp über die Latte des Bayern-Tors. Nach einer Ecke von Kumbela parierte Rensing einen weiteren Schuss des Eintracht-Kapitäns. Vorher war Kumbela im Strafraum von den Münchnern nach einem feinen Pass von Boland elfmeterreif gefoult worden. Das nun längst überfällige Führungstor erzielte dann zwei Minuten später Eintrachts italienischer Stürmer Calamita, den der linke Verteidiger Reichel mit einem schönen langen Ball freigespielt hatte. Calamita schob den Ball Rensing zwischen den Beinen zum 1:0 ins Tornetz.
Trainer Scholl erkannte in Danny Schwarz einen deutlichen Schwachpunkt in seiner Elf und brachte für den Mittelfeldmann Nazif Hajdarovic, der sich gleich gut einführte. Denn unmittelbar nach seiner Einwechslung fiel der überraschende Ausgleich. Die blau-gelbe Hintermannschaft zeigte sich kurzfristig unkonzentriert und erlaubte dem Münchner Nachwuchs bei seiner ersten Torchance zwei Minuten nach der eigentlich verdienten eigenen Führung ein „Tor aus dem Nichts". Knasmüllner passte dabei in den Strafraum auf Sene, den Henn und Fuchs ungehindert den Ball annehmen ließen. Unter Petkovic hindurch verwandelte der Bayern-Stürmer seine Chance zum 1:1.
Bis zur 32. Minute verloren die Löwen dadurch ein wenig den Faden, bis der offensiv sehr auffällig agierende Linksverteidiger Reichel in den Münchner Strafraum eindrang. Kopplin brachte ihn klar zu Fall, doch Referee Kampka verweigerte erneut einen Elfmeterpfiff. Wütende Pfiffe des Publikums verunsicherten in der Folge dann weiterhin den Schiedsrichter. Auch in der 40. Minute konnte es sich nicht zu einem Elfmeterpfiff durchringen. Hier war es wiederum Kumbela, der eine gefährliche Situation heraufbeschwor. Einen von ihm an Rensing vorbeigelegten Ball nahm Calamita auf, spielte noch einmal den Münchner Keeper aus und hatte das leere Tor vor sich. Im letzten Moment wurde er durch Foulspiel am präzisen Abschluss gehindert. Ein harmloser Kruppke-Freistoss beendete die erste Halbzeit der Partie.
Die zweite Halbzeit begann ohne Auswechslung auf beiden Seiten. Aufgeweckter erschienen zuerst die Münchner, denn Eintracht-Keeper Petkovic musste sofort mit einer schönen Parade einen Schuss des agilen Sikora entschärfen. Fünf Minuten nach dem Wechsel lief dann auf der anderen Seite Kumbela frei auf Rensing zu, der sich ihm aber erfolgreich in den Weg stellte und die Schusschance vereitelte. Da bei der Eintracht die Kräfte des Dauer-Mittelfeldrenners Danneberg nachliessen und auch Verletzungs-Rückkehrer Kumbela deutlich abbaute, schickte Trainer Lieberknecht für die beiden Vrancic ins defensiven Mittelfeld-Zentrum und Onuegbu in den Bayern-Strafraum.
Die Aktionen der Löwen liefen sofort über Vrancic, der das Spiel deutlich ordnete und Sikora nun gänzlich aus dem Münchner Spiel nahm. Onuegbu war von den kleinen Bayern oft nur durch Foulspiel zu stoppen. Einen folgenden Freistoss führte Boland über links vor dem Strafraum der Bayern aus und fand rechts am langen Eck seinen Abwehrchef Dogan im Münchner Strafraum, der den Ball wuchtig zur neuerlichen Eintracht-Führung in die Maschen köpfte (61. Minute).
In der Folgezeit spielte die Eintracht sehr konzentriert und kämpfte aufopfernd, so dass die Münchner überhaupt nicht mehr gefährlich vor das Eintracht-Tor kommen konnte. Die Bälle wurden lange in den eigenen Reihen gehalten – und wie schon beim letzten Heimspiel wurden den Zuschauern viele eindrucksvolle blau-gelben Ballstaffetten und Doppelpässe geboten. In der 65. Minute köpfte Calamita nach guten Zuspiel über links – wo immer wieder Boland durchkam und Kopplin zum Statisten degradierte – an die Latte des Münchner Tores. Eine weitere Kopfballchance hatte 4 Minuten später Onuegbu, der zudem oft vorne beruhigend den Ball hielt und mehrmals oft allein mehrere Gegenspieler düppierte und in der 79. Minute dummerweise einen eigenen erfolgreichen Durchbruch in den Bayern-Strafraum durch eigenes Handspiel stoppte. In der 80. Minute glänzte links wieder Boland, der mit Calamita Doppelpass spielte und freistehend zum entscheidenden 3:1 einschieben konnte. In der 85.Minute vergab Calamita dann selbst bei einer Kopfballchance noch das mögliche vierte Eintracht-Tor.
Mehmed Scholl beglückwünschte in der Pressekonferenz die Eintracht zu ihrem verdienten Sieg und lobte besonders Vrancic, der nach seiner Einwechslung ein herausragendes Spiel gemacht hätte. Die Auswärtsschwäche seiner jungen Spieler besonders gegen Traditionsmannschaften erklärte er mit der grossen Zuschauer-Kulisse, die für seine Mannschaft ungewohnt sei und diese einschüchtere. Er erkannte hier ein Muster, das in Zukunft zu durchbrechen sei. Lieberknecht lobte erneut wie in den letzten Wochen Einsatz und Spiel seiner Löwen-Kicker. Eintracht-Abwehrchef Dogan sagte im Interview, dass seine Mannschaft mit der vor 7 Wochen lesitungsmässig nicht mehr zu vergleichen sei und einen Leistungsexplosion gemacht hätte. Auch vor Spitzenreiter Aue hätte sein Team nun keine Angst und strotze vor Selbstvertrauen.
Eintracht Braunschweig spielt am nächsten Wochenende in Aue auswärts und muss versuchen, einen weiteren Dreier zu machen – damit der Traum vom Aufstieg nicht doch noch platzt. Die U 23 von Bayern München empfängt daheim das schwächelnde Team vom SV Sandhausen.
Aufstellung Eintracht Braunschweig:
Petkovic – Fuchs, Henn, Dogan, Reichel – Kruppke, Danneberg (56. Vrancic), Pfitzner, Boland (82. Theuerkauf) – Kumbela (57. Onuegbu) , Calamita
Aufstellung Bayern München:
Rensing – Kopplin, Schütz, Haas, Rohracker (64. Duhnke) – Schwarz (25. Hajdarovic), Rieß, Sikorski, Knasmüllner – Yilmaz, Sene