Sportfreunde Lotte: Trainer Atalan hält die Spieler von Kritik fern
Einen ungewöhnlichen Schritt wählte Trainer Ismail Atalan von den Sportfreunden Lotte: Nach der 0:3 (0:2)-Niederlage beim Nachbarn VfL Osnabrück kritisierte er keinen einzigen seiner Spieler, sondern einzig sich selbst. Knackpunkt war die Halbzeitansprache, die offenbar nicht richtig gefruchtet hatte.
Atalan: "Ich muss etwas falsch gemacht haben"
Beim Betrachten des reinen Ergebnisses mag das noch etwas komisch vorkommen. Hatte Lotte nicht in den ersten 45 Minuten sogar mehr Treffer kassiert als nach dem Seitenwechsel? In der Tat. Aber: Während der heimische VfL zu Beginn noch über eine hohe Effizienz verfügte, hätten sich die Sportfreunde in der letzten halben Stunde des Spiels über mehrere weitere Gegentreffer nicht beklagen können. "Daran bin einzig und allein ich schuld", stellte Atalan nach Abpfiff klar, "in der Halbzeitpause muss ich etwas falsch gemacht haben. Eigentlich wollten wir hier trotz des Rückstandes noch etwas mitnehmen, aber davon war nach der Pause nicht mehr viel zu sehen." Nur Bernd Rosinger besaß in der 90. Minute eine große Gelegenheit, da waren die Kräfteverhältnisse aber bereits längst zu Gunsten der Lila-Weißen entschieden.
Zu Beginn Osnabrück vor Probleme gestellt
Ärgern durfte sich Lotte über ein Manko, das beim 6:0 über den SC Paderborn zwischenzeitlich vergessen schien, nun aber stärker denn je zurückkehrte: Die mangelhafte Chancenverwertung. Die SFL hatten sich den Gegner in mehreren Situationen durch schnelle Pässe bereits zurechtgelegt, waren in den Strafraum eingedrungen. Mehrfach aber geriet ausgerechnet der finale Pass zu ungenau, das Leder rutschte über den Fuß und fand die Mitspieler nicht. Dazu kam noch eine gehörige Portion Pech, als etwa Nico Neidhart mit zwei Distanzschüssen nur um Haaresbreite verfehlte, Lotte ein Handelfmeter verweigert wurde oder Halil Savran einen Abschluss von Andre Dej kurz vor der Torlinie klärte. So groß die Vorfreude vor Anpfiff war, als so groß stellte sich dann die Ernüchterung nach Abpfiff heraus. "Die Enttäuschung ist natürlich da, wenn du hier mit 0:3 auf den Sack kriegst", strömte es etwa aus dem ehemaligen Osnabrücker Neidhart heraus.
VfL-Torschütze Savran spricht über Lotter Sticheleien
Es war für den ganzen Verein ein Tag zum Abhaken. Da passte es ins Bild, dass auch die 1.500 mitgereisten Lotter Anhänger über das gesamte Spiel nur wenig auf sich aufmerksam machen konnten und zudem eine kleine Choreographie in die Hose ging. Osnabrück stellte sich etwas cleverer und schlichtweg erfahrener an – eine Qualität, die die SF Lotte mit der Zeit erst erlernen müssen. Auch dem großen Nachbarn war dieser Sieg natürlich recht, denn Halil Savran bemerkte etwa nach Abpfiff: "Einige Akteure von Lotte haben noch nicht einmal 20 Drittligaspiele auf dem Buckel, aber vor diesem Spiel wurde gegenüber uns mächtig geredet. Ich muss mir fast auf die Zunge beißen, nun nichts zu sagen. Ich denke, wir haben die richtige Antwort auf dem Platz gegeben", so Savran. Hatten die Mannen aus dem Tecklenburger Land zu viel Selbstsicherheit an den Tag gelegt? Es wäre sicherlich die falsche Einstellung. Noch immer ist Lotte Aufsteiger, noch immer spielt der Klub eine hervorragende Saison. Nun Anzeichen von Hochmut zu zeigen, wäre der falsche Weg.