Sportwetten im Amateurfußball: die Folgen eines lukrativen Geschäfts

Glücksspiele und Sportwetten sind in Deutschland streng reguliert – oder etwa nicht? Seit 2021 gibt es den neuen Glücksspielstaatsvertrag, der alles regelt. Trotzdem hat sich ein Konfliktthema entwickelt, das zunehmend für Schlagzeilen sorgt: Sportwetten auf Amateurspiele. Diese sollte es eigentlich nicht geben. Dennoch stellen Fußballspiele der unteren Liegen für Wettanbieter eine hervorragende Einnahmequelle dar.
Sportwetten auf Fußballspiele: Ein großes Geschäft
Fußball zählt zu den beliebtesten Sportarten, wenn es um Wetten geht. Wer möchte, kann auf die Endergebnisse eines Spieltags wetten. Doch es gibt noch zahlreiche andere Möglichkeiten, die Nervenkitzel versprechen. Bei Live-Wetten geht es um Zwischenstände oder einzelne Spielereignisse.
Sportwetten darf nicht jeder anbieten. Anbieter müssen sich an strenge Vorschriften halten. Es ist ein Aufwand, der sich lohnt. Denn mit Wetten lässt sich viel Geld verdienen. Timo Weber von GambleBase.com beobachtet die Entwicklung des Glücksspiel-Markts seit Jahren. Er zieht ein klares Fazit: "Durch den neuen Glücksspielstaatsvertrag können Glücksspielanbieter in Deutschland unter bestimmten Voraussetzungen legal werben. Daher wird die Anzahl der Glücksspiel-Sponsoren zunehmen."
Wetten und Amateursport: Was sagt der Glücksspielstaatsvertrag?
Der Glücksspielstaatsvertrag bestimmt nicht nur, wer Wetten anbieten darf und wie diese durchzuführen sind. Er legt auch fest, auf welche Sportereignisse gewettet werden darf. Nehmen an einem Fußballspiel ausschließlich oder überwiegend Amateure teil, sind Sportwetten verboten. Die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder hat hierzu FAQs veröffentlicht.
In der Praxis sieht es etwas anders aus. Denn Wettanbieter nutzen die Tatsache, dass Online-Wetten auf Seiten im Ausland abgeschlossen werden können. Hier greifen die deutschen Vorschriften nicht. Das hat zur Folge, dass Amateurspiele Teil des großen Wettgeschäfts werden, vor dem sie der Glücksspielstaatsvertrag schützen soll.
Frust und Verärgerung in den Vereinen
Über längere Zeit wussten die betroffenen Vereine nicht, dass Wettanbieter ihre Spiele im Programm haben. Inzwischen ist die Verärgerung bei den Vereinen der Amateurligen groß. Sie wissen genau, wie viel Geld die Wettanbieter mit ihren Spielen verdienen können. Die Organisatoren selbst müssen mit einem kleinen Budget auskommen, die Sportler spielen für ein Taschengeld. Diese Situation wirkt demotivierend. An anderer Stelle streicht jemand für das Spiel hohe Summen ein, von denen die Beteiligten nichts abbekommen.
Weitreichende Folgen für den Spielbetrieb
Aus diesen Gründen gilt die Gefahr der Spielmanipulationen im Amateurbereich als besonders hoch. Es besteht die Möglichkeit, dass einzelne Spieler auf ihre eigene Partie wetten und versuchen, das Ergebnis im eigenen Interesse zu beeinflussen. Eine weitere Möglichkeit ist, dass Außenstehende versuchen, Spieler zu kontaktieren und Geld anbieten. Auch das kann zu einer Spielmanipulation führen. Dabei ist es unerheblich, dass es sich nicht um ein Spiel aus der Top-Liga handelt. Viel Geld mit Wetteinsätzen zu gewinnen, das ist auch in den Amateurligen möglich.
Nicht zuletzt kann das Wettgeschäft mit dem Amateurfußball negative Konsequenzen für Mannschaft und Vereine haben. Wenn anhand der Wettquoten und Live-Wetten eine Manipulation zu vermuten ist, geraten Spieler und Vereinsmitglieder in Verdacht. Dies hat massive Auswirkungen auf das Vereinsleben. Bei vielen Amateurspielern steht die Begeisterung für den Sport und der Spaß am Spielen im Vordergrund. All das kann ein Manipulationsverdacht zerstören.
Sportwetten in Amateurligen: Wie geht es weiter?
Das Verbot von Wetten auf Amateurfußballspiele hat einen wichtigen Zweck. Der Glücksspielstaatsvertrag erklärt explizit im § 1 den Schutz der Integrität des sportlichen Wettbewerbs als Ziel. Durch die Regelungen will der Vertrag Manipulationen und Wettbewerbsverzerrungen vorbeugen. Innerhalb Deutschlands ist die Rechtslage klar: Die Wettangebote im Amateurbereich sind illegal und können Strafverfahren nach sich ziehen.
Timo Weber von GambleBase.com sieht die Entwicklung auch sehr kritisch. Er fällt ein klares Urteil: "Glücksspiel und auch Sportwetten haben potenziell sozialschädlichen Auswirkungen. Daher sollten sich alle Beteiligten für einen verantwortungsvollen Umgang einsetzen. Bei uns gibt es beispielsweise Sportwetten Tipps, aber wir würden niemals Wetttipps zu Amateur spielen geben. Das Sportwetten Geschäft sollte dem Profifußball vorenthalten bleiben, denn ist hier die Gefahr von Wettmanipulationen geringer".
Doch die Wettanbieter arbeiten international. Sie bieten Wetten auf deutsche Amateurspiele an, die auf Webseiten im Ausland abgeschlossen werden. So umgehen die Anbieter die Regelungen des deutschen Glücksspielstaatsvertrags. Der angestrebte Schutz der Sportler und des Sports bleibt dabei auf der Strecke. Es ist nicht einfach, dagegen vorzugehen. Doch es stehen Wege offen. Denn die Live-Daten der Spiele müssen erhoben und an die Wettportale weitergeleitet werden. Das geschieht meist durch Zuschauer, die als Datenscouts arbeiten. Inzwischen gibt es Vereine, die durchgreifen, beispielsweise der Kirchheimer SC, der Hamburger Fußballverein Altona 93 oder der SV Babelsberg. Sie nutzen ihr Hausrecht, um das Datensammeln auf Ihren Sportanlagen zu verbieten.