St. Pauli in der 3. Liga? Kiezkickern droht Absturz

Vor der Saison zählten viele Experten den FC St. Pauli zum Kreis der erweiterten Aufstiegskandidaten in der 2. Liga, doch es kam anders. Drei Spieltage vor Saisonende sind die Hamburger Drittletzter und müssten, wenn es dabei bliebe, in die Relegation gegen den Dritten der 3. Liga.

Zahlen, die alles sagen

In dieser Woche war Abschottung angesagt. Um für das Abstiegsduell gegen Greuther Fürth am Samstag optimal vorbereitet zu sein, hielt der FC St. Pauli eine Art Trainingslager auf dem heimischen Gelände ab. Nicht sollte dem Zufall überlassen werden nach zuletzt sieben sieglosen Spielen hintereinander. Jeweils zum Frühstück beorderte Trainer Markus Kauczinski seine Spieler zum Trainingsgelände, es folgten anstrengende Trainingseinheiten, das gemeinsame Mittagessen und viele Gespräche. Die Spieler müssten endlich "verstehen, was auf dem Spiel steht", sagte Kauczinski dem "Kicker".

Am letzten Spieltag verloren die Kiezkicker mit 1:2 gegen den starken Aufsteiger Jahn Regensburg, es war die zwölfte Saisonniederlage. Und die sorgte rund ums Millerntor Stadion für richtig schlechte Stimmung. Kauczinski sprach von einem "tragischen Spiel", Sportdirektor Uwe Stöver hatte "Kack-Aktionen, mit denen wir uns selbst einen reinwürgen" gesehen. Der Rückstand auf die Plätze 15 und 14 beträgt nur einen Punkt, der Vorsprung auf den 17. Darmstadt 98 aber auch nur noch drei Zähler. Und im Gegensatz zu den Hamburgern haben die Südhessen in den letzten Wochen recht ordentlich gepunktet.

Auch der direkte Abstieg ist möglich

Gelingt nicht schnellstens, sprich: gegen Fürth, die Wende, droht dem FC St. Pauli ein Abstieg, mit dem niemand gerechnet hat. Die letzten Gegner heißen Arminia Bielefeld (H) und MSV Duisburg (A), einer hat noch Außenseiterchancen auf den Aufstieg, der andere ist noch nicht sicher gerettet. Es hätte sicher leichtere Aufgaben für den FC St. Pauli gegeben.

Für die Hamburger, die in der Vergangenheit auch immer mal wieder mit finanziellen Engpässen und Einsparmaßnahmen umgehen musste, käme der Abstieg einer mittelschweren Finanz-Katastrophe gleich. Die Einnahmen durch Fernsehgelder würden massiv von 10,7 auf nur noch rund eine Millionen Euro zurückgehen, das trifft auch auf die Vermarktungserlöse zu. Und dann wäre da noch der sportliche Umbruch: Ob Trainer Kauczinski auch im Falle eines Abstiegs bleiben und den Neuaufbau angehen dürfte, darf man anzweifeln. Und der Kader bekäme ganz sicher ein anderes, weil günstigeres Gesicht.

Einige Drittligisten würden sich aber sicher freuen, wenn der FC St. Pauli mit seiner Anhängerschaft dazukäme. Der Zuschauerschnitt am Millerntor liegt auch in dieser enttäuschenden Saison bei 29.373, meist war das Stadion gänzlich ausverkauft. Und auch auswärts waren die St. Pauli-Anhänger meist sehr zahlreich vertreten. Drittklassig waren die Kiezkicker übrigens zuletzt zwischen 2003 und 2007, ehe es 2010 sogar in die Bundesliga ging. Nun droht den Hamburger, die acht Erst- und 26 Zweitliga-Jahre vorweisen können, der Absturz in die 3. Liga.

 

   

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