Stefaniak: "Bin manchen Dynamo-Fans ein Dorn im Auge"

Das Sachsen-Derby zwischen Erzgebirge Aue und Dynamo Dresden kennt Marvin Stefaniak aus verschiedenen Blickwinkeln. Der Ex-Dresdner, der nun sein viertes Derby im lila-weißen Trikot spielen wird, spricht im Interview mit liga3-online.de über sein "Buhmann"-Image, die Kampfansage von Jakob Lemmer sowie die Erinnerungen an seinen bislang einzigen Derbysieg vor sieben Jahren.

"Wollen auf dem Platz die Antwort geben"

liga3-online.de: Der Fußball-Osten blickt auf das sächsische Derby. Sechsmal liefen Sie für Dresden auf, nun zum vierten Mal für Aue. Viel höher kann der Stellenwert eines einzelnen Spiels nicht mehr werden, oder?

Marvin Stefaniak: Wir sprechen hier über zwei der ganz großen Traditionsklubs in der Region. Es ist ein geiles Gefühl zu sagen: Ich habe für beide Seiten gespielt. Die Intensität und Emotionen von außen sind jedes Mal speziell. Mit Aue gab es in Derbys bisher eher Negativ-Erlebnisse. Es ist an der Zeit, das zu ändern.

Dynamo-Spieler Jakob Lemmer heizte nach dem 7:2-Kantersieg über Lübeck das Derby mit den Worten an: "Ich hoffe, Aue kriegt ein bisschen Schiss. Wir haben uns heiß geschossen für sie. Vielleicht haben sie jetzt Angst vor uns."

Eine hübsche Kampfansage von einem jungen Heißsporn. (schmunzelt) Auf dieses verbale Vorgeplänkel lasse ich mich ungerne ein. Jakob Lemmer kann gerne am Sonntag vorbeikommen und versuchen, hier sieben Tore zu machen. Mit unseren Fans im Rücken wollen auf dem Platz die Antwort geben, nicht in der Zeitung.

In Ihrer persönlichen Derby-Bilanz steht nur ein einziger Sieg in neun Duellen. Erinnern Sie sich?

Tatsächlich hätte ich gedacht, dass es ein, zwei Siege mehr wären. Dann stammt der eine denke ich aus Zweitliga-Zeiten.

Genau: Es war ein 4:1-Auswärtssieg mit Dynamo in der Saison 2016/17 – inklusive Ihrer Tor-Vorlage für Stefan Kutschke zum 4:0!

Ja, ich erinnere mich an eine unbeschreibliche Atmosphäre. Wenn du als junger Spieler solche Derbys spielst, saugst du alles auf und kannst dich in schlechten Phasen einer Saison daran hochziehen.

 

"Habe mir nichts vorzuwerfen"

Gibt es noch regelmäßigen Kontakt zu Kutschke, Kevin Broll oder anderen Spielern, die auch heute noch für Dynamo auflaufen?

Na klar, speziell mit Stefan Kutschke verstehe ich mich super. Er hat mich im Hinspiel auch respektvoll im Stadion begrüßt. Zu den genannten Spielern würde ich auch noch Paul Will hinzuzählen. Im Derby müssen Freundschaften aber hinten an stehen, da zählt nur der Sieg.

Die Dynamo-Anhänger scheinen – trotz zweier Zweitliga-Aufstiege – weniger gut auf Sie zu sprechen. Warum haben die Pfiffe im Hinspiel (1:2) Sie so sehr getroffen?

Ich blicke erhobenen Hauptes auf meine bisherigen Stationen, habe mir nichts vorzuwerfen und niemandem etwas Böses getan. Bei Dresden war es in meiner ersten Zeit (2013 bis 2017, d. Red.) sogar so, dass ich extra meinen Vertrag verlängert hatte, damit der Verein eine Ablöse erhält. Damals wie jetzt haben mich Nachrichten von Dynamo-Fans erreicht, die meine Gefühlswelt nachvollziehen können. Anderen bleibe ich wohl aus sportlichen Gründen ein Dorn im Auge. Vielleicht denken sie: Wenn sie mich mental attackieren, steigen die Siegchancen für den eigenen Club.

Gehen Sie mit einer Art 'Jetzt-erst-Recht-Mentalität' ins Rückspiel am Sonntag?

Es ist schwer, dafür die richtigen Worte zu finden. Durch die Pfiffe und die Niederlage im Hinspiel fühle ich schon einen angeknacksten Stolz. Inzwischen bin ich mental jedoch auch so gefestigt und sage: Pfiffe gegen meine Person kann ich nicht ändern. Ich gehe am Sonntag auf den Platz, um in der Rolle als Führungsspieler des FCE eine Top-Leistung abzuliefern und voranzugehen

Auffällig mit Blick auf die Ausgangslage: Dresden geht als Tabellenzweiter in die Partie, dafür haben Sie mit Aue eine Niederlage weniger (sieben) auf dem Konto. Woran liegt das?

Zunächst einmal steht Dresden zu Recht da oben. Die Anzahl der Niederlagen in Relation zum Tabellenplatz zeigt eindrucksvoll, wie verrückt und ausgeglichen es in der 3. Liga zugeht. Es gab einige Momente in dieser Saison, wo wir den Sieg vor Augen, aber nicht zugepackt hatten. Ich sehe durchaus die Möglichkeit und die Qualität im Kader, um gegen Dynamo zu bestehen und eine Serie zu starten.

   

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