Strittige Szenen am 6. Spieltag: Die Analyse von Babak Rafati

Der Elfmeter für Zwickau, nicht gegebenen Strafstöße für Kaiserslautern, Meppen und Lotte, das 1:1 für Braunschweig und ein Foulspiel von Adriano Grimaldi. Am 6. Spieltag hat sich Ex-FIFA-Schiedsrichter Babak Rafati für liga3-online.de sechs Szenen genauer angeschaut.

[box type="info"]Hintergrund: Babak Rafati war viele Jahre Bundesliga & FIFA Schiedsrichter. Insgesamt leitete der heute 48-Jährige 84 Erst-, 102 Zweit-, 13 Drittliga- und zahlreiche internationale Spiele. Exklusiv für liga3-online.de analysiert der erfahrene Schiedsrichter jeden Spieltag die strittigen Szenen, die durch die Redaktion im Vorfeld ausgewählt werden. Zudem ist er Kolumnist und TV-Experte für Bundesliga-Spiele. Im Hauptberuf ist Rafati heute Mentalcoach für Profifußballer und Manager sowie ein viel gefragter Referent in der freien Wirtschaft, u.a. bei DAX-Unternehmen zum Thema Stressmanagement und Motivation (www.babak-rafati.de).[/box]

Szene 1: Dominik Schad (1. FC Kaiserslautern) geht im Strafraum nach einem Kontakt von Davy Frick (FSV Zwickau) zu Boden und fordert Elfmeter, Schiedsrichter Markus Wollenweber lässt das Spiel weiterlaufen. [TV-Bilder – ab Minute 2:30]

Babak Rafati: Schad wird im Strafraum von Frick durch Beinstellen am Fuß getroffen und kommt dadurch zu Fall. In dieser Szene braucht der Schiedsrichter auch die Hilfe des Assistenten, denn dieser hat von der Seite einen besseren Blick auf den Zweikampf. Hier hätte es einen Strafstoß für Kaiserslautern geben müssen. Somit liegt eine Fehlentscheidung vor.

Szene 2: Nach einem abgewehrten Schuss von Keeper Jan-Ole Sievers kommt es zum Duell zwischen Jan Löhmannsröben und Ronny König. Der Zwickauer Stürmer will den Ball per Volley auf das Tor bringen, trifft den FCK-Mittelfeldspieler dabei jedoch mit dem Ellenbogen im Gesicht. Löhmannsröben kommt aus dem Gleichgewicht, reißt die Arme nach oben und berührt den Ball im Fallen mit der Hand. Wollenweber zeigt auf den Punkt. [TV-Bilder – ab Minute 2:45]

Babak Rafati: Der Schiedsrichter steht eigentlich sehr gut und hat freie Sicht auf das Geschehen. Löhmannsröben geht zum Ball, wird jedoch von König mit dem Ellenbogen im Gesicht getroffen und kommt dadurch zu Fall. Beim Fallen reißt er die Arme hoch und spielt den Ball mit den Händen. Ursache des Handspiels ist allerdings das vorangegangene Foulspiel von König, wenngleich dies keine Absicht war – doch ist nicht relevant. Es liegt ein Stürmerfoul vor, es somit hätte Freistoß für Kaiserslautern geben müssen. Hier einen Strafstoß für Zwickau zu geben, ist eine klare Fehlentscheidung.

 

Szene 3: Max Kremer (SV Meppen) dringt in den Strafraum ein, sucht den Kontakt mit Jonas Hildebrandt (Hansa Rostock) und geht zu Fall. Kein Elfmeter, sagt Schiedsrichter Benedikt Kempkes. [TV-Bilder – ab Minute 1:45:45]

Babak Rafati: Der Schiedsrichter steht sehr gut und kann alles gut beobachten. Kremer legt sich den Ball im Rostocker Strafraum am gegnerischen Verteidiger vorbei und hebt ab, bevor überhaupt ein Kontakt entsteht. Nach dem Abheben fädelt er sich zudem beim Gegner ein und kommt dann spektakulär zu Fall. Hildebrandt stellt nur den Angreifer und begeht dabei kein Foulspiel. Das ist ein Schinden und daher richtig vom Schiedsrichter, weiterspielen zu lassen. Hier wäre sogar eine gelbe Karte gegen den Angreifer wegen einer Unsportlichkeit möglich.

 

Szene 4: Nach einer Ecke trifft Philipp Hofmann zum 1:1 für Eintracht Braunschweig, Schiedsrichter Robert Kempter entscheidet jedoch auf Stürmerfoul und gibt den Treffer nicht. [TV-Bilder – ab Minute 1:15]

Babak Rafati: Bei diesem Zweikampf setzt Hofmann seinen ganzen Körper wuchtig aber regelkonform ein und gewinnt das Kopfballduell gegen seinen Gegenspieler. Auch wenn dieser anschließend zu Fall kommt, ist das ein fußballtypischer Einsatz im Bereich des Erlaubten. Der Treffer für Braunschweig hätte zählen müssen und daher liegt eine Fehlentscheidung vor.

 

Szene 5: Saliou Sané (Karlsruher SC) spritzt in einen Ball und wird von zwei Gegenspielern zu Fall gebracht. Freistoß statt Elfmeter entscheidet Schiedsrichter Tobias Schultes. [TV-Bilder – ab Minute 1:51:45]

Babak Rafati: Der Schiedsrichter folgt dem Angriff sehr gut und verschafft sich dadurch eine optimale Position. Der Verteidiger von Lotte kommt einen Moment zu spät und trifft Sané am Fuß und bringt ihn dadurch zu Fall. Der Kontakt passiert jedoch außerhalb des Strafraumes, was der Schiedsrichter sehr gut erkennt und sofort auf Freistoß entscheidet. Kompliment, denn dafür brauchst Du oft die Hilfe des Assistenten von außerhalb, der die Szene von der Seite besser einsehen und einschätzen kann.

 

Szene 6: Der bereits verwarnte Adriano Grimaldi setzt sich im Mittelfeld robust gegen zwei Gegenspieler durch, die Cottbuser Spieler fordern Gelb-Rot. Schiedsrichter Daniel Schlager belässt es jedoch bei einer Ermahnung. [TV-Bilder – ab Minute 1:58:55]

Babak Rafati: Grimaldi will im Mittelfeld zum Ball und foult gleichzeitig zwei Spieler von Cottbus, weil er einen Moment zu spät kommt. Im Fußball kommt es bei Zweikämpfen zum Körperkontakt und daher passiert so etwas häufiger – ein gelbwürdiges Vergehen liegt in dieser Szene aber nicht vor. Hier Gelb vom Gegner einzufordern, ist auch üblich, da man in der Schlussphase etwas herausholen will. In diesem Fall eine gelb-rote Karte für den Gegner, um einen 0:2-Rückstand unter besseren Bedingungen aufholen zu können. Eine richtige Entscheidung, Grimaldi keine Karte zu zeigen.

   

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