Strittige Szenen am 8. Spieltag: Die Analyse von Babak Rafati

Die Foulspiele von Rossipal, Höger, Lebeau, Seegert, Saghiri, Klingenburg, Tomiak, Pfanne und Bakalorz, die Platzverweise gegen Redondo, Senger und Boyd, die nicht gegebenen Elfmeter für Kaiserslautern, Köln und Wiesbaden und das 3:1 für Verl. Am 8. Spieltag hat sich Ex-FIFA-Schiedsrichter Babak Rafati für liga3-online.de 16 Szenen genauer angeschaut.

Hintergrund: Babak Rafati war viele Jahre Bundesliga & FIFA Schiedsrichter. Insgesamt leitete der heute 50-Jährige 84 Erst-, 102 Zweit-, 13 Drittliga- und zahlreiche internationale Spiele. Exklusiv für liga3-online.de analysiert der erfahrene Schiedsrichter seit März 2015 jeden Spieltag die strittigen Szenen, die durch die Redaktion im Vorfeld ausgewählt werden. Zudem ist er Kolumnist und TV-Experte für Bundesliga-Spiele. Im Hauptberuf arbeitet Rafati heute als Mentalcoach für Profifußballer und Manager und ist ein viel gefragter Referent in der freien Wirtschaft, u.a. bei DAX-Unternehmen zum Thema Stressmanagement und Motivation (www.babak-rafati.de).

Szene 1: In einem Zweikampf mit Jean Zimmer (Kaiserslautern) setzt Alexander Rossipal (Mannheim) den Ellenbogen ein und trifft seinen Gegenspieler im Gesicht. Schiedsrichter Florian Heft belässt es bei einer Ermahnung. [TV-Bilder – ab Minute 20:55]

Babak Rafati: Bereits in der dritten Spielminute kommt es im Mittelfeld zu einem Zweikampf zwischen Zimmer und Rossipal. Beide springen zum Kopfball hoch, hierbei spielt Rossipal den Ball und trifft zugleich Gegenspieler Zimmer mit dem Arm ins Gesicht. Das ist ein Foulspiel, allerdings ist die Attacke im Kampf um den Ball. Zudem wird der Arm nicht aktiv eingesetzt, um den Gegner abzuhalten (was die gelbe Karte nach sich ziehen würde), oder aber auch dem Gegner einen Schlag zu verpassen, was die rote Karte zur Folge hätte. Somit liegt eine richtige Entscheidung vor, keine Karte zu zeigen. Es ist angemessen, lediglich eine Ermahnung auszusprechen.

Szene 2: Einen Konter des FCK unterbindet Marco Höger (Mannheim) durch ein Foulspiel im Mittelfeld gegen Jean Zimmer (Kaiserlautern), sieht aber keine Karte. [TV-Bilder – ab Minute 31:50]

Babak Rafati: Bei dieser Aktion grätscht Höger von hinten, trifft Zimmer dabei in die Beine und bringt ihn zu Fall. Das ist eine rücksichtslose Aktion, die zwingend eine gelbe Karte nach sich ziehen muss. Der Schiedsrichter kann aus einer guten Position die Attacke sehr gut sehen. Dass er Höger, den er bereits circa sieben Minuten zuvor schon einmal ermahnt hatte, erneut ermahnt, ist überhaupt nicht nachvollziehbar. Das spüren natürlich auch die Spieler und Zuschauer, was Hektik und Unverständnis auslöst. Vermutlich hat er diesen Vorgang einfach nicht mehr auf dem Schirm. Dennoch ist die Aktion – selbst ohne eine vorherige Ermahnung – eine klare gelbe Karte, zumal der Zeitpunkt ideal gewesen wäre, um ein Zeichen für den weiteren Spielverlauf zu setzen. Eine Fehlentscheidung, keine Karte zu zeigen. Eine weitere Erklärung neben "nicht mehr auf dem Schirm gehabt" wäre, dass sich der Schiedsrichter ein Matchplan zurecht gelegt haben könnte, bei dem er nicht zu früh mit Karten hantieren und sich diese Option für das Spielende aufheben wollte. Wenn aber bereits nach 14 Minuten eine dritte Rudelbildung entsteht, sollten bei einem Schiedsrichter die Alarmglocken angehen. Handlungsbedarf durch Zeigen der gelben Karte wäre in dieser Situation unbedingt angesagt gewesen.

Szene 3: Nachdem Adrien Lebeau an der Strafraumgrenze kein Foul zugesprochen bekam, setzt er gegen Boris Tomiak (Kaiserslautern) nach. Der Schiedsrichter belässt es bei Gelb. [TV-Bilder – ab Minute 36:45]

Babak Rafati: Lebeau legt sich den Ball außerhalb des Strafraumes auf der linken Seite an seinem Gegenspieler Tomiak vorbei und will einen aussichtsreichen Angriff einleiten. Dabei nimmt Tomiak den Fuß heraus und bringt Lebeau durch Foulspiel zu Fall. Der Schiedsrichter lässt weiterspielen. Lebeau steht auf und will sich dafür revanchieren, setzt nach und foult Tomiak in der Nähe der Eckfahne. Jetzt pfeift der Schiedsrichter und zeigt Lebeau die gelbe Karte. Das erste Vergehen von Tomiak ist ein klares Foulspiel und hätte mit einem Freistoß für Mannheim sowie eine gelbe Karte gegen Tomiak wegen Unterbindung einer guten Angriffssituation geahndet werden müssen. Somit eine Fehlentscheidung. Die anschließende Aktion wäre dann nicht mehr passiert, ist aber isoliert für sich betrachtet richtig eingeordnet worden. Das ist zwar ein Revanchefoul, aber dem Vergehen entsprechend nur eine gelbe Karte.

(Anmerkung der Redaktion: Die Einschätzung zu dieser Szene wurde im Nachgang ergänzt)

Szene 4: Marcel Seegert (Mannheim) nimmt in einen Zweikampf gegen Kenny Prince Redondo (Kaiserslautern) den Fuß hoch und trifft seinen Gegenspieler am Gesicht. Der Schiedsrichter belässt es bei Gelb. [TV-Bilder – ab Minute 0:30]

Babak Rafati: Etwa 25 Meter vor dem Strafraum von Mannheim wollen Seegert und Redondo zum Ball. Dabei nimmt Seegert den Fuß sehr weit hoch und spielt zwar den Ball, trifft aber auch in diesem Bewegungsablauf seinen Gegenspieler, der mit dem Kopf zum Ball will, am Kopf. Die Aktion von Seegert ist zwar ballorientiert, und er spielt das Spielgerät auch, allerdings ist diese Spielweise rücksichtslos, weil Seegert die Gefahr und die Folgen seiner Spielweise außer Acht lässt. Es liegt aber keine brutale Spielweise oder übermäßige Härte vor, die eine rote Karte nach sich ziehen würde. Aber eine gelbe Karte wäre das allemal.

Allerdings pfeift der Schiedsrichter, bleibt stehen, hebt erst den Arm und zeigt dann wie üblich die Richtungsanzeige für die Spielfortsetzung. Durch dieses Stehenbleiben signalisiert er, dass er keine gelbe Karte für die Aktion gegen Seegert zeigen will. Beim genauen Hinschauen erkennt man dann auch den Grund hierfür, zumindest aus der Sicht des Referees: Wenn ein Spieler das Bein hoch nimmt, aber den Gegenspieler nicht trifft, handelt es sich um ein gefährliches Spiel. Somit gibt es einen indirekten Freistoß, was der Schiedsrichter durch Heben des Armes anzeigt.

Wenn aber ein Spieler durch hohes Bein getroffen wird, wie in diesem Fall, handelt es sich um ein verbotenes Spiel, was einen direkten Freistoß nach sich zieht. Der Schiedsrichter hat somit in dieser Szene keinen Kopftreffer wahrgenommen und deshalb einen indirekten Freistoß (durch Armheben) verhängt. Die anschließende gelbe Karte bekommt Seegert somit wegen der anschließenden Rudelbildung. Eine Fehlentscheidung, ihn nicht für das Foulspiel die gelbe Karte zu zeigen. Es muss in Betracht gezogen werden, dass Seegert dann sowohl für das Foulspiel, als auch für die anschließende Rudelbildung hätte Gelb sehen können, was in der Folge Gelb-Rot bedeutet hätte. In der Praxis wird ein Schiedsrichter aber, selbst wenn er einem Spieler für das Foulspiel die gelbe Karte zeigt, für eine anschließende Rudelbildung in derselben Spielunterbrechung keine weitere Karte zeigen, sodass Seegert am Ende so oder so mit der gelben Karte aus der Situation davon kommen wäre.

(Anmerkung der Redaktion: Die Einschätzung im Hinblick auf die Kartenvergabe in dieser Szene wurde nach Veröffentlichung nochmal angepasst und konkretisiert.)

Szene 5: Für ein Foulspiel gegen Hamza Saghiri (Mannheim) sieht Kenny Prince Redondo (Kaiserslautern) glatt Rot. [TV-Bilder – ab Minute 1:00]

Babak Rafati: Im Mittelfeld kommt es zu einem Zweikampf zwischen Redondo und Saghiri. Der Mannheimer führt den Ball am Fuß Richtung Seitenlinie, dabei kommt Prince Redondo hinzu, macht einen Schritt zum Ball und Gegner und trifft dabei Saghiri im Fußbereich. Auch wenn der Treffer am Fuß weh tut, ist die Aktion dennoch unglücklich und natürlich mit einem Freistoßpfiff wegen Foulspiel zu ahnden – nicht mehr und nicht weniger. Es liegt überhaupt keine Überhärte, keine brutale Spielweise, keine Gefährdung der Gesundheit des Gegenspielers durch hohe Dynamik oder Intensität vor, um einige Kriterien für eine rote Karte zu nennen. Auffällig, dass der Schiedsrichter beim Pfiff die gleiche Körpersprache hat, die er auch bis zu diesem Zeitpunkt bei Ermahnungen anwendet.

Dass er sich plötzlich für eine rote Karte entscheidet, ist ein mögliches Indiz dafür, dass er sich womöglich durch die Spielerreaktion und das Verhalten auf den Bänken anstecken lässt und daher überreagiert. Überzeugung für eine rote Karte sieht anders aus. Der Schiedsrichter nimmt womöglich wahr, dass er ein Zeichen setzen muss, damit ihm das Spiel nicht entgleitet. Bedauerlicherweise passt aber die Strafe überhaupt nicht zum Vergehen. Noch nicht einmal die gelbe Karte wäre in dieser Szene angebracht. Eine Fehlentscheidung, diese rote Karte zu zeigen. Das sind sogenannte Schlüsselszenen im Spiel, die sich auch meistens im späteren Spielverlauf rächen. Anmerkung: Natürlich macht der Schiedsrichter einen klaren Fehler und ist im weiteren Spielverlauf nicht mehr Herr der Lage. Für die weitere Eskalation ist er aber nicht allein verantwortlich. Das Verhalten vom sportlichen Leiter von Mannheim, Jochen Kientz, bringt sicherlich zusätzlichen Zündstoff mit sich. Die rote Karte für dieses Verhalten ist dann nur folgerichtig.

Szene 6: Hamza Saghiri (Mannheim) tritt Kevin Kraus (Kaiserslautern) bei einem Kampf um den Ball auf den Knöchel, Heft belässt es bei Gelb. [TV-Bilder – ab Minute 53:30]

Babak Rafati: Saghiri legt sich den Ball im Mittelfeld zu weit vor, sodass sein Gegenspieler Kraus früher am Ball ist und das Spielgerät spielt. Saghiri sieht, dass er wohl nicht mehr an den Ball kommt, geht im vollen Lauf mit offener Sohle zu Werke, holt dabei sogar noch Schwung und trifft Kraus in die Füße/Wade. Das ist eine brutale Spielweise, die die Gesundheit des Gegenspielers gefährdet, sodass es nur die rote Karte geben kann. Eine Fehlentscheidung, diese nicht zu zeigen. Wenn man das Vergehen bei der vorherigen roten Karte gegen Redondo hierzu vergleicht, liegt überhaupt keine einheitliche Regelanwendung der persönlichen Strafen mehr vor. Das Vergehen in dieser Szene von Saghiri an sich ist schon eine rote Karte. Zudem ist es für einen Schiedsrichter in der Fachsprache ein "Geschenk", diese rote Karte zu zeigen, um ein Gleichstand wieder herzustellen und mit 10 gegen 10 weiterzuspielen. Ein erfahrener Referee hätte sich diese Chance nicht nehmen lassen, um wieder Ruhe ins Spiel zu bringen. Hier hätten die Spieler alle erst einmal durchgeschnauft.

Szene 7: Beim Kampf um den Ball springt René Klingenburg (Kaiserslautern) seinem Gegenspieler Marco Höger (Mannheim) mit dem Knie in den Rücken, kommt aber ohne Karte davon. [TV-Bilder – ab Minute 56:45]

Babak Rafati: In dieser Szene springt Klingenburg im Mittelfeld zum Ball hoch und trifft Höger mit dem Knie in den Rücken. So etwas tut natürlich weh, aber anhand des anschließenden Verhaltens von Klingenburg erkennt man sehr gut, dass keine Absicht vorliegt und ihm diese Szene selbst Leid tut. Trotzdem ist diese Spielweise rücksichtslos, auch wenn er das Knie zum Hochspringen in dieser Form herausnehmen muss. Er nimmt dennoch in Kauf, die Folgen außer Acht zu lassen, weil Höger vor ihm steht. Hier hätte es die gelbe Karte geben müssen. Eine Fehlentscheidung, diese nicht zu zeigen.

Szene 8: Mannheims Adrien Lebeau läuft auf das Tor zu und geht im Duell gegen Marvin Senger (Kaiserslautern) kurz vor dem Strafraum zu Fall. Der Schiedsrichter wertet die Aktion als Notbremse und zeigt dem Lautrer glatt Rot. [TV-Bilder – ab Minute 1:45]

Babak Rafati: Bei einem Laufduell kurz vor dem Strafraum von Mannheim führt Lebeau den Ball am Fuß. Dabei kommt Senger, der in einer schlechteren Position zum Ball ist, von der Seite angelaufen, wirft sich per Grätsche in den Zweikampf, spielt ein wenig den Ball, räumt aber entscheidend den Mannheimer Angreifer ab und verhindert, dass dieser allein auf das gegnerische Tor zulaufen kann. Diese Aktion ist nicht ballorientiert, sodass unumstritten ein Foulspiel vorliegt. Zudem verhindert Senger eine klare Torchance, sodass die Notbremseregelung in Kraft tritt und die rote Karte folgerichtig ist. Übrigens wäre der Schiedsrichter mit diesem entschlossenen und energischen Auftreten von der ersten Minute – wie in dieser Szene demonstriert – besser beraten gewesen: Sehen, entscheiden, schnell zum Tatort laufen und durch eine klare Körpersprache Sicherheit ausstrahlen und sich damit Akzeptanz und Respekt verschaffen.

Szene 9: Einen Schuss von Marlon Ritter (Kaiserslautern) wehrt Jasper Verlaat (Mannheim) im Strafraum mit dem Körper ab, Kaiserslautern fordert Hand-Elfmeter. Heft lässt weiterlaufen. [TV-Bilder – ab Minute 2:05]

Babak Rafati: Nach einer Hereingabe von Ritter von der linken Seite in den Mannheimer Strafraum springt Verlaat mit dem Oberkörper dem Ball entgegen und wehrt ihn ab. Dabei ist nicht genau zu erkennen, ob Verlaat den Ball mit der Brust oder mit dem Arm abwehrt. Ein Handspiel ist in den TV-Bildern nicht auszumachen, zudem prallt der Ball von der Entfernung her weit ab, was immer ein Indiz dafür ist, dass der Ball mit dem Körper abgewehrt wurde. Bei Handspielen, wenn nicht der Arm aktiv und offensichtlich zum Ball geht, fällt der Ball eher herunter. Bei Aktionen im Strafraum sollte ein Schiedsrichter nur dann Elfmeter pfeifen, wenn ein klares Vergehen vorliegt. Detektivische Eingriffe will niemand. Eine richtige Entscheidung, in dieser undurchsichtigen Situation weiterspielen zu lassen. Die anschließende Aktion vom Teammanager der Lautrer, Florian Dick, ist ebenso unnötig, und auch hier bleibt dem Schiedsrichter den Regeln entsprechend keine andere Wahl, als ihm die rote Karte zu zeigen.

Szene 10: Der bereits gelb-verwarnte Baris Tomiak (Kaiserslautern) tritt Dominik Martinovic (Mannheim) auf den Fuß, kommt aber mit einer Ermahnung davon. [TV-Bilder – ab Minute 1:44:10]

Babak Rafati: Kurz vor dem eigenen Strafraum tritt Tomiak seinem Gegenspieler Martinovic mit den Stollen kurz und ansatzlos auf den Fuß und bringt ihn dadurch zu Fall. Diese Art von Foulspielen hat sich eingebürgert, ist sehr schmerzvoll für den Gegner und war schon bei der EURO 2020 häufiger zu beobachten. Bei diesen Modefouls, die in Fachkreisen als "Stempelabdruck" bezeichnet werden (Synonym für Stollen auf den Fuß und Abdruck hinterlassen), haben die Schiedsrichter die Anweisung, die gelbe Karte zu zeigen, um diese Spielweise konsequent zu unterbinden. In der Folge hätte es somit die Ampelkarte für Tomiak bedeutet, da er bereits gelb-verwarnt war. Eine Fehlentscheidung, diese Ampelkarte nicht auszusprechen.

 

Szene 11: Terrence Boyd (Halle) wehrt einen Kopfball von Stephan Salger (1860) auf der Torlinie stehend mit dem Oberarm ab, Schiedsrichter Robin Braun entscheidet auf Elfmeter und Rot. [TV-Bilder – ab Minute 1:15]

Babak Rafati: Bei einem Abwehrversuch geht Boyd klar und deutlich mit dem Oberarm zum Ball und verhindert, dass der Ball ins eigene Tor geht. Der Schiedsrichter pfeift erst ein paar Sekunden später und entscheidet auf Elfmeter für 1860 München. Vermutlich haben die heftigen Proteste der 1860-Spieler und vielleicht auch noch ein Hinweis des Assistenten auf dieser Seite schließlich den Schiedsrichter dazu bewogen, auf Strafstoß zu entscheiden. Die Elfmeterentscheidung ist in jedem Fall richtig. Das Handspiel ist absichtlich, weil Boyd aktiv mit dem Arm zum Ball geht und das Spielgerät mit diesem auch spielt beziehungsweise abwehrt. Da eine unmittelbare Torverhinderung vorliegt, ist auch die rote Karte die richtige Farbe für dieses Vergehen.

Hinweis zur Sperre von Boyd: Bei Torverhinderungen, die einen Freistoß vor dem Strafraum oder einen Elfmeter nach sich ziehen, die zur roten Karte führen, wird der betreffende Spieler anschließend je nach Wirkung – ob ein Treffer aus dieser Standardsituation erzielt wird – für eine oder zwei Wochen gesperrt. In diesem Fall wurde der Elfmeter gehalten, sodass die Sperre von Boyd automatisch auf zwei Wochen hochgeschraubt wird.

 

Szene 12: Der bereits gelb-verwarnte Fritz Pfanne (Dortmund II) klammert am Strafraum gegen Baris Atik (Magdeburg), Schiedsrichter Lars Erbst pfeift nicht. [TV-Bilder – ab Minute 1:42:30]

Babak Rafati: Pfanne verspekuliert sich kurz vor dem eigenen Strafraum und verliert den Ball an seinen Gegenspieler Atik. Dieser will sich den Ball zurecht legen, wird aber vom bereits gelb-verwarnten Pfanne umklammert und zu Boden gerissen. Das ist ein taktisches Foulspiel, wofür es zudem in der Folge die Ampelkarte hätte geben müssen. Eine rote Karte wäre deshalb nicht angemessen, da Atik nicht direkten Zug zum Tor hat, vielmehr sich den Ball erst mit dem Rücken zum Tor zurecht legen muss. Währenddessen hätte ein anderer Gegenspieler, der in der Spielnähe postiert ist, noch die Chance, einzugreifen. Eine Fehlentscheidung allerdings, das Spiel erst gar nicht zu unterbrechen und den fälligen Freistoß sowie die Ampelkarte nicht auszusprechen.

 

Szene 13: Kurz vor dem Torschuss zum 3:1 bekommt Kasim Rabihic (Verl) den Ball beim Fallen an den Arm, Schiedsrichter Martin Speckner pfeift nicht, das Tor zählt. [TV-Bilder – ab Minute 2:10]

Babak Rafati: Kurz bevor Rabihic den Ball ins Tor schießt, kommt er ins Stolpern und bekommt dabei den Ball an den Arm. Das ist zwar ein unabsichtliches Handspiel, dennoch liegt auch dann ein strafbares Handspiel vor, wenn daraus eine Unmittelbarkeit zur Torerzielung vorliegt. Das bedeutet, wenn ein Angreifer den Ball in der gleichen Aktion mit der Hand oder dem Arm spielt und anschließend einen Treffer erzielt, darf dieser nicht zählen. Tore dürfen seit dieser Saison in Zusammenhang mit einem Handspiel bei Nichtabsicht nur noch dann zählen, wenn nicht der Torschütze, sondern ein Mitspieler zuvor unabsichtlich den Ball mit der Hand spielt und dann erst ein Treffer erzielt wird. Somit liegt eine Fehlentscheidung vor, diesen Treffer anzuerkennen.

 

Szene 14: Bei einer Hereingabe in den Strafraum geht Patrick Sontheimer (Köln) im Strafraum gegen Dominik Ernst (Saarbrücken) zu Fall. Kein Strafstoß, entscheidet Schiedsrichter Dr. Max Burda. [TV-Bilder – ab Minute 1:50]

Babak Rafati: Nach einer Hereingabe in den Strafraum von Saarbrücken kommt es zu einem Laufduell zwischen Ernst und Sontheimer. Dabei kommt der Angreifer selbst vor dem Hinfallen etwas aus der Balance, sodass das "Handanlegen" des Verteidigers, das noch im grünen Bereich ist, nicht ursächlich für das Zufallkommen des Angreifers ist. Eine richtige Entscheidung, weiterspielen zu lassen.

 

Szene 15: Der bereits gelb-verwarnte Marvin Bakalorz (Duisburg) foult Sercan Sararer (Türkgücü) und kommt mit einer Ermahnung davon. [TV-Bilder – ab Minute 43:30]

Babak Rafati: Sararer leitet einen guten Angriff ein und wird dabei von Bakalorz circa 20 Meter vor dem gegnerischen Tor durch Beinstellen klar und deutlich zu Fall gebracht. Das ist ein Foulspiel, und dabei wird eine aussichtsreiche Angriffssituation unterbunden, sodass ein taktisches Foulspiel vorliegt. Es hätte somit für Bakalorz, der bereits gelb-verwarnt war, die gelb-rote Karte geben müssen. Das weiß Bakalorz auch selbst. Die anschließende Rudelbildung und die zwei gelben Karten wären dann vermeidbar, wenn die Regel korrekt angewendet worden wäre. Eine Fehlentscheidung, Bakalorz nicht die gelb-rote Karte zu zeigen.

 

Szene 16: Einen Kopfball von Emanuel Taffertshofer (Wiesbaden) bekommt Christopher Theisen (Berlin) im Strafraum an die Hand, einen Elfmeter gibt Schiedsrichter Patrick Ittrich nicht. [TV-Bilder – ab Minute 1:05]

Babak Rafati: Nach einer Ecke köpft Taffertshofer im gegnerischen Strafraum seinem Gegenspieler Theisen den Ball an die Hand, sodass dieser den Ball minimal berührt. Dass überhaupt der Ball an die Hand geht, ist nur durch die Zeitlupe erkennbar, da sich die Hand durch die Berührung leicht verdreht. Diese mögliche Berührung ist allerdings unabsichtlich. Auch die Körperhaltung von Theisen ist natürlich, sodass eine richtige Entscheidung vorliegt, diese – wenn überhaupt minimale Berührung – als unabsichtlich auszulegen und weiterspielen zu lassen.

 

Weiterlesen: Wer bisher am häufigsten benachteiligt wurde

   

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