Strittige Szenen am 9. Spieltag: Die Analyse von Babak Rafati
Der Elfmeter und das 1:1 für Unterhaching, das 3:1 für Münster, der Jubel von Cueto und die gelb-rote Karte gegen Dörfler. Am 9. Spieltag hat sich Ex-FIFA-Schiedsrichter Babak Rafati für liga3-online.de fünf Szenen genauer angeschaut.
Szene 1: Nach einem flachen Ball in den Strafraum geht Finn Porath (SpVgg Unterhaching) nach einem Kontakt von Sascha Mölders (1860 München) zu Fall. Schiedsrichter Dr. Robert Kampka zeigt auf den Punkt. [TV-Bilder – ab Minute 2:40]
Babak Rafati: Mölders geht im eigenen Strafraum zum Ball und trifft auch nur diesen. Dabei berührt er Porath wenn überhaupt minimal, was aber nicht relevant ist, denn der Ball ist klar Spielobjekt. Porath sprintet mit seiner eigenen Dynamik zum Ball, kommt dabei außer Kontrolle und deshalb anschließend zu Fall. Hier einen Strafstoß zu pfeifen, ist eine Fehlentscheidung.
Szene 2: Nach einer Flanke in den Strafraum nimmt Stephan Hain (SpVgg Unterhaching) den Ball mit der Schulter/Oberarm an, im Anschluss verwertet Stefan Schimmer das Leder zum Ausgleich. Der Treffer zählt, obwohl die Löwen auf Handspiel protestieren. [TV-Bilder – ab Minute 3:25]
Babak Rafati: Der Schiedsrichter steht etwas zu weit weg, um die Ballmitnahme von Hain im Strafraum von 1860 München genau sehen zu können. Hain setzt klar den linken Arm ein, stoppt den Ball dadurch und leitet somit den Ausgleich ein. Der Treffer für Unterhaching hätte nicht zählen dürfen, somit liegt eine Fehlentscheidung vor. Stattdessen hätte es einen direkten Freistoß für 1860 München und eine gelbe Karte wegen Unsportlichkeit gegen Hain geben müssen.
Szene 3: Janik Borgmann (Preußen Münster) blockt Stefan Wannenwetsch (Hansa Rostock) im Strafraum weg, sodass dieser zu Fall kommt. Danach fällt das 3:1 für Münster und Schiedsrichter Wolfgang Haslberger gibt den Treffer. [TV-Bilder – ab Minute 3:25]
Babak Rafati: Der Einsatz von Borgmann im Rostocker Strafraum ist absolut regelgerecht, da er sich nur zum Ball orientiert und diesen fußballtypisch abschirmt. Eine richtige Entscheidung, diesen Zweikampf laufen zu lassen und den anschließenden Treffer für Münster anzuerkennen.
Szene 4: Nach seinem Treffer zum 4:1 läuft Lucas Cueto (Preußen Münster) zu den Hansa-Fans und provoziert diese mit unsportlichen Gesten. [TV-Bilder – ab Minute 4:05]
Babak Rafati: Nach einem Tor darf ein Schiedsrichtergespann nicht abschalten, sondern muss weiterhin hellwach bleiben, um eben solche Aktionen beobachten und gegebenfalls ahnden zu können. Dieses Provozieren von Cueto gehört sich natürlich nicht und hätte mit einer gelben Karte geahndet werden müssen.
Szene 5: In der Nachspielzeit sieht Johannes Dörfler (KFC Uerdingen) nach einem Foul an Alexander Sorge von Schiedsrichter Robert Kempter die gelb-rote Karte. [TV-Bilder – ab Minute 3:50]
Babak Rafati: Der Schiedsrichter ist optimal postiert, dennoch kommt er zu dieser Entscheidung. Dörfler spielt klar und eindeutig den Ball. Weshalb sich Sorge dermaßen theatralisch fallen lässt, bleibt sein Geheimnis. Eigentlich trifft sogar er Dörfler am Fuß, da er einen Moment zu spät kommt. Eine klare Fehlentscheidung, ein Foul von Dörfler zu erkennen und dann noch mit der gelb-roten Karte zu belegen.