Sven Köhler: "Die Situation ist sehr, sehr ernst"

Mit der 1:2-Niederlage im Derby gegen Magdeburg muss man dem Halleschen FC nun endgültig die schmerzhafte Diagnose „Fehlstart“ gestellt werden. "Es ist definitiv eine schwierige Situation“, so HFC-Coach Sven Köhler nach dem Spiel gegenüber dem MDR. "Wenn du so ein Spiel aus der Hand gibst, hast du eine Situation, die sehr, sehr ernst ist.“ Wie es überhaupt dazu kommen konnte, soll im Folgenden analysiert werden.

Halles Pressing lässt zu früh nach

Angesichts der bisherigen Saisonbilanz der Rot-Weißen erstaunte manch neutraler Zuschauer, mit welchem Elan der HFC in dieses Spiel der Spiele für die Fanlager beider Seiten startete. Früh und aggressiv gingen die Hallenser auf den Gegner und zwangen Magdeburg zu Ballverlusten. Nach nur 30 Sekunden sollte dieses energische Pressing mit einem Tor durch Osayamen Osawe belohnt werden. Durch die Balleroberungen ergaben sich für Halle auch früher Kontermöglichkeiten, wie in der 16. Minute, als Magdeburgs Ahmed Razeek ohne Chance auf den Ball Osawe foulte. Die folgerichtige gelb-rote Karte und die sich damit ergebende Überzahl für die Saalestädter ließ die Zeichen nach nur etwas mehr als einer Viertelstunde Spielzeit endgültig auf einen Sieg für Halle stehen. In den Folgeminuten hätte vom HFC mehr Druck kommen müssen, mit einem schnell nachgelegten zweiten Tor hätte der Dreier schon mehr oder weniger eingetütet werden können. Stattdessen verflachte das Spiel jedoch, das Team von Sven Köhler erweckte nicht den Eindruck, als dränge man auf eine schnelle Entscheidung. Dies gab den Magdeburgern die Möglichkeit, ihr eigenes Schicksal im Laufe des Spiels wieder selbst in die Hand zu nehmen – das Ende des Lieds ist bekannt.

Halles Mittelfeld braucht noch Zeit, um in Fahrt zu kommen

In den letzten Spielanalysen zum HFC hieß es an dieser Stelle oft, dass dem Team Akaki Gogia fehle. Und tatsächlich ist es nach wie vor nicht gelungen, die Lücke des Deutschgeorgiers zu aller Zufriedenheit zu stopfen. Dorian Diring kommt Gogia mit kleinen Schritten näher, Björn Ziegenbein fehlt nach der langen Verletzungspause noch die Spielpraxis. Auch Toni Lindenhahn wird, wenn er von seiner neuerlichen Verletzung zurückkehren wird, weitere Zeit brauchen. Das Problem ist: Je mehr der HFC im Sumpf der Abstiegsplätze hängen bleiben, desto schwieriger wird es den Fans, dem Trainer und nicht zuletzt auch den beobachtenden Medien fallen, den Spielern diese nötige Zeit einzuräumen. Aus dieser Hinsicht scheint es nicht unmöglich, dass der HFC nach der Verpflichtung von Jonas Acquistapace für die Innenverteidigung noch einmal auf dem Transfermarkt zuschlägt und einen offensiven Mittelfeldspieler verpflichtet.

"Leidenschaft hat gewonnen“ – und fehlende Leidenschaft verloren

Dass das Potential in Halle prinzipiell stimmt, wurde in den bisherigen Saisonspielen immer wieder angedeutet. Von daher ist es doppelt bitter, wenn, wie nun in Magdeburg, ein Spiel auch aus Gründen der Einstellung verloren geht. "Nach der roten Karte haben wir etwas weniger getan, sicherlich im Gefühl der Sicherheit“, analysiert Sven Köhler. "Die Leidenschaft hat heute gewonnen“, ergänzt Marco Engelhardt. Eine Leidenschaft, die der HFC an jenem Tag vermissen ließ, zumindest nach der ersten Viertelstunde. Der Beamtenfußball, mit dem die Spieler infolge der frühen Führung nach Toren und Feldspielern versuchten, den Dreier zu sichern, war einem solchen Derby nicht angemessen. Aber vielleicht war dieses mangelnde Verlangen nach dem Risiko, auf ein zweites Tor zu gehen, auch schlicht eine Folge der bisherigen Niederlagen in Liga und Pokal. Besonders geärgert haben wird sich Sven Köhler, dass der Verlust der drei Zähler wesentlich in Verbindung mit einem Rückfall in alte Schwächen steht: Nachdem in der Saisonvorbereitung ein Gegentor nach dem anderen durch Standardsituationen des Gegners fiel, schien dieses Manko zu Saisonbeginn bereits überwunden. Ausgerechnet gegen den Erzrivalen aus Magdeburg ist diese bereits verheilt erschienene Wunde nun in aller Härte wieder aufgerissen. Wie der HFC in der 34. Minute beim Freistoß des FCM Torjäger Christian Beck alleine im Strafraum umherlaufen ließ, hatte mit Drittliga-Niveau nicht allzu viel am Hut – die Kaltschnäuzigkeit von Beck vor dem gegnerischen Tor sollte eigentlich bis nach Halle vorgedrungen sein.

So herrschte auf Seiten des HFC nach dem Abpfiff vor allem Frust über die verpasste Gelegenheit, mit einem Derbysieg die Gunst der Fans für die kommenden schwierigen Spiele auf die eigene Seite zu reißen.

   

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