SVWW feierte zu früh: "Dachten, dass wir aufgestiegen sind"

Für knapp vier Minuten war der SV Wehen Wiesbaden nach Ende der Partie gegen Halle direkt aufgestiegen und feierte das bereits ausgiebig auf dem Rasen, ehe der VfL Osnabrück in der Nachspielzeit zwei Treffer erzielte und damit aufgrund der um einen Treffer besseren Tordifferenz noch an den Hessen vorbeizog. Der Schock war groß, jedoch richteten die Beteiligten die Blicke schnell auf die nun anstehende Relegation.

Verfrühte Aufstiegsparty

Es waren überaus kuriose Szenen, die sich nach Abpfiff in der Brita-Arena abspielten. Obwohl der Aufstieg noch nicht feststand, stürmten hunderte Fans den Rasen, nachdem Schiedsrichter Arne Aarnink die Partie beendet hatte. Auch die Spieler rissen bereits die Arme nach oben und feierten mit. Dass die Partie von Osnabrück noch lief, hatte offenbar kaum jemand auf dem Schirm. Und die, die es wussten, haben offensichtlich nicht daran geglaubt, dass die Niedersachsen die Partie noch drehen würden. Doch genau das passierte. Just in dem Moment, als in der Brita-Arena die ersten Anhänger auf den Rasen liefen, erzielte Osnabrück den Ausgleich. Und dann nahm der Wahnsinn seinen Lauf: Nur zwei Zeigerumdrehungen später ging der VfL in Führung und zog damit in letzter Sekunde am SVWW vorbei.

In Wiesbaden bekamen die meisten davon zunächst nichts mit. Während der Verein bei Twitter bereits den Aufstieg verkündete und am Spielfeldrand die Konfetti-Kanonen gezündet wurden, sicherten sich Fans den Mittelpunkt als Andenken. Und der Stadionsprecher wünschte bereits allen einen schönen Sommer. Kurz danach griff er jedoch erneut zum Mikro und sagte: "Ich will nicht der Spielverderber sein, aber schaut mal auf die anderen Ergebnisse. Ich muss leider mitteilen, dass Osnabrück 2:1 führt." Ein lautes Raunen ging durch die Arena.

"Mir fehlen die Worte"

Auf ihren Smartphones versicherten sich die Anhänger und Spieler dann nochmal, doch tatsächlich: Osnabrück hatte das Spiel gegen Dortmund in allerletzter Sekunde gewonnen und den Rot-Schwarzen damit den direkten Aufstieg entrissen. "Leider haben wir in Wiesbaden nichts zu feiern", verkündete der Stadionsprecher anschließend, während die HFC-Fans hämisch skandierten: "Nie mehr 2. Liga." Nach und nach gingen die Fans zurück auf die Tribüne, während die Spieler erstmal verarbeiten mussten, was da gerade passiert war.

"Ich habe nur gesehen, dass alle anfangen haben zu feiern. Da dachte ich, dass sie es besser wussten", so Ahmet Gürleyen bei "MagentaSport". Auch Brooklyn Ezeh war in diesem Glauben: "Wir dachten im ersten Moment, dass wir aufgestiegen sind." Co-Trainer Nils Döring, der den gesperrten Markus Kauczinski vertrat, sprach von einem "Wechselbad der Gefühle" und erinnerte sich an die legendäre Vier-Minuten-Meisterschaft von Schalke 04 aus dem Jahr 2001 zurück. "Ich wusste, dass Osnabrück führt. Mir fehlen die Worte. Das war hochemotional."

Gürleyens Kampfansage

Ob der SVWW diesen mentalen Rückschlag des schon sicher geglaubten Aufstiegs nun wegstecken kann? "Wir müssen die Blicke nach vorne richten – auch, wenn es jetzt schwer fällt", sagte Döring mit Blick auf die anstehenden Relegationsspiele gegen den 16. der 2. Liga. Wenngleich es nicht zum direkten Aufstieg gereicht hat, "muss ich der Mannschaft ein großes Kompliment machen." Auch Gürleyen war "sehr stolz darauf, wie wir heute aufgetreten sind. Wir wollten unbedingt gewinnen, und das haben wir geschafft." Wenngleich auch Glück im Spiel war, dass der Ausgleichstreffer des HFC nach 53 Minuten aus unerfindlichen Gründen nicht gegeben wurde. "Glückwunsch an Osnabrück, sie haben es verdient," sagte Gürleyen fair. "Wir werden jetzt weiterarbeiten."

In der Relegation werde es der SVWW "mit jedem aufnehmen", formulierte der 24-Jährige eine Kampfansage: "Wir haben keine Angst, egal vor wem. Wir sind heiß." Auch Döring blickte der Relegation kämpferisch entgegen: "Wir müssen jetzt den Kopf klar bekommen und ab Montag den vollen Fokus darauf legen. Genau mit dieser Leidenschaft gehen wir die Spiele nun an, dann werden wir sie positiv bestreiten." Wer der Gegner der Hessen wird, entscheidet sich am Sonntag. Mit Braunschweig, Nürnberg und Bielefeld sind noch drei Teams (realistisch) im Rennen. Das Hinspiel steigt am Freitag (20:45 Uhr) in der Brita-Arena, das Rückspiel am 6. Juni im Stadion des Zweitligisten. Kann dann mit etwas Verspätung doch noch gefeiert werden? "Aufgeschoben ist nicht aufgehoben", meinte Döring.

Die verfrühte Party im Video:

   

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