Taffertshofer: "Zuhause muss wieder ein anderer Wind wehen"
Im Interview mit liga3-online.de spricht Ulrich Taffertshofer vom VfL Osnabrück über das Aufeinandertreffen mit seinem Bruder Emanuel Taffertshofer (SV Wehen Wiesbaden), das Kunststück, sich bei Zweikämpfen aus dem Weg zu gehen und seine Rolle als "Sheriff" der Friedensstadt.
"Haben etwas gutzumachen"
liga3-online.de: Hallo Herr Taffertshofer! Am Samstag kommt es im Duell zwischen Wehen Wiesbaden und Ihrem VfL Osnabrück zum Familientreffen. Glühen im Vorfeld die Handyleitungen oder herrscht Funkstille mit Emanuel?
Ulrich Taffertshofer: Komplette Funkstille können wir uns eigentlich nicht leisten. Wir kommen aus einer recht großen Familie (fünf Brüder, zwei Schwestern, Anm. d. Red.), mussten in der Vergangenheit immer sehr viele Karten für diese Spiele organisieren. Was die Sticheleien angeht, hält sich Emanuel nach dem 1:0-Hinspielsieg eher zurück – oder ist einfach gnädig (lächelt). Ich weiß jedoch auch so, dass ich mit meinem Team etwas gutzumachen habe.
Sie und Emanuel standen sich bereits in drei verschiedenen Ligen als Gegenspieler gegenüber. Kennen Sie die genaue Bilanz?
Nein, aber ich meine relativ ausgeglichen. In den vorherigen beiden Spielzeiten in der 2. Bundesliga konnte mein Bruder mit dem SV Sandhausen und ich jeweils zwei Spiele gewinnen. Während Emanuels Zeit bei den Würzburger Kickers hatte ich etwas häufiger die Nase vorne. Schmerzlich war für mich jedoch die Final-Niederlage im bayerischen Toto-Pokal.
Lädt der Verlierer den Gewinner anschließend immer zum Essen ein?
In der Vergangenheit war das der Fall. Für Samstag gibt es noch keinen Wett-Einsatz, aber das lässt sich ja unkompliziert beim Warmmachen regeln.
Auf dem Platz könnten Sie sich diesmal eher aus dem Weg gehen, nachdem Sie zum Restrundenauftakt in der Innenverteidigung ausgeholfen hatten!
Wenn Timo Beermann und Lukas Gugganig erneut ausfallen, rücke ich vermutlich erneut nach hinten in die Viererkette. Für Emanuel hoffe ich, dass er nach seiner Joker-Rolle in der Vorwoche wieder von Beginn an ran darf. Kurioserweise fallen mir einige Duelle aus der Vergangenheit ein, wo Emanuel und ich als Sechser agiert und kaum Zweikämpfe miteinander geführt haben. Da spielt offenbar das Unterbewusstsein mit.
"Geht darum, Konstanz zu entwickeln"
Was nehmen Sie sportlich aus dem Spiel gegen den 1. FC Saarbrücken (2:1) für die Restrunde mit?
Ein Sieg zum Start ins neue Jahr macht die Köpfe frei. Wir nehmen den Schwung als auch einen Warnschuss für Standard-Situationen mit, die wir als Team besser verteidigen müssen.
Ihr Image als engste und spannendste Spielklasse hegt und pflegt die 3. Liga auch in der Saison 2021/22. Fragt Ihr euch in der Kabine häufig, wo der VfL ohne die Negativserie am Jahresende jetzt stehen könnte?
Das ist zu viel Theorie und Konjunktiv. Mit Heimspielsiegen, beispielsweise gegen den SC Freiburg II oder den TSV Havelse, wären wir Zweiter. Auf der anderen Seite sind solche Rechenspiele eher verschwendete Energie, die wir an ganz anderer Stelle brauchen. Ich hebe mich wohl nicht von den anderen Mannschaften im oberen Drittel ab, wenn ich sage, dass es jetzt darum geht, Konstanz zu entwickeln. Außer dem 1. FC Magdeburg sehe ich kein Überteam in der 3. Liga, das dies von sich behaupten kann.
Führungsspieler sind dann zu erkennen, wenn es mal nicht rund läuft. Mit Marc Heider und Ihnen hat Osnabrück einen Kapitän und einen "Sheriff" auf dem Platz. Klingt nach einer flachen Hierarchie im Team?
Den Spitznamen habe ich aus Unterhaching mitgebracht, und bin hier in Osnabrück in diese Rolle hineingewachsen. Maurice Trapp und unser Keeper Philipp Kühn zählen ebenfalls dazu. Jeder Spieler im Team hat hier seine Rolle und entscheidenden Anteil. Untereinander haben wir über die Winterpause klar angesprochen, dass wir unsere Heimbilanz unbedingt verbessern müssen. An der Bremer Brücke muss – unabhängig von der Zahl der Fans – wieder ein anderer Wind wehen.