Tag der offenen Tür: Duisburg kassiert 0:4 Pleite gegen Darmstadt
Diesen 14. September hatten sich die Verantwortlichen sicherlich etwas anders vorgestellt. Fan-Anleihe, Autogrammstunde und am besten drei Punkte gegen Darmstadt zum 111-jährigen Bestehen. Endlich wieder nach oben orientieren nach den Pleiten gegen Dortmund und Wiesbaden. Das Geschehen auf dem Platz war aus Duisburger Sicht ein 90-minütiger Hilferuf und sorgte für reichlich Unmut unter den 12.744 Zuschauern auf den Rängen. Abseits des Rasens schienen allerdings einige verstanden zu haben: Trotz 0:4 Niederlage wurden Zebra-Anleihen im Wert von 125.000 Euro gezeichnet. Was der MSV auf dem Platz versuchte zurückzuzahlen, war nicht nur laut Kevin Wolze „ingesamt indiskutabel.“ Duisburg stellte Darmstadt vor keinerlei Probleme und lud zur eifrigen Torjagd ein. Bis zur 33. Minute fielen drei Tore per Kopf für die Lilien, allerdings brauchten Sailer, Stroh-Engel und Sulu nicht sonderlich Köpfchen dazu – die Meidericher leisteten ungenügende Gegenwehr und waren im Vergleich zu vergangenen Spielen teilweise nicht wiederzuerkennen. Darmstadt nutzte Fehler konsequent aus und hatte in der eigenen Abwehr keinerlei Probleme; somit war das Spiel bereits nach einer knappen halben Stunden entschieden. In der zweiten Halbzeit durfte dann der Ex-Duisburger Marcel Heller noch das 0:4 per Fuß erledigen. Der SV98 springt durch den Sieg auf Platz zehn und hat mit einem Spiel weniger nun zwölf Punkte, während der MSV mit mittlerweile vier Niederlagen (dritte in Folge) und weiterhin elf Punkten auf Platz 14 verweilt. Die Spitzengruppe können die Meidericher zunächst einmal abhaken.
Duisburg fand keinerlei Mittel
Auf Seiten der Darmstädter erhielt Berzel den Vorzug vor Sirigu in der Abwehrreihe. Bei den Zebras wurde im Vergleich zum letzten Spiel ebenfalls nur einmal umgestellt: Nach der 2:0 Pleite gegen den SV Wehen Wiesbaden brachte MSV-Coach Karsten Baumann wieder Markus Bollmann statt Matthias Kühne für die Innenverteidigung. Mehr Routine wollte sich jedoch nicht einstellen – bereits nach acht Minuten gab es die erste Chance für die Lilien nach einer Flanke von Heller. Früh war klar, in welche Richtung dieses Spiel gehen wird. Nach nur elf Minuten durften dann die mitgereisten Fans aus Darmstadt feiern. Langer Einwurf von Berzel auf Stroh-Engel, der verlängert den Ball per Kopf und gewinnt ebenso seinen Zweikampf wie Sailer, der prompt zum 0:1 einköpfte. Insgesamt fahrlässig agierte der MSV in den eigenen Reihen und hatte dem Pressing der Lilien nichts entgegenzusetzen. Nur sechs Minuten später durfte Stroh-Engel selber nach Flanke von der linken Seite durch Gondorf vollenden (17.). Völlig frei und ohne Gegenwehr musste der Darmstädter nur den Kopf hinhalten. Die Zebras ließen einen konkreten Plan und die erforderliche Spritzigkeit vermissen – eine weitere Bestätigung folgte dann in der 33. Minute, als Kapitän Aytac Sulu nach Hereingabe von Stegmayer den dritten Kopfballtreffer markierte und das Spiel entschied. Nach schweren Monaten für den MSV verzeihen Zuschauer auch Niederlagen, bei denen die Gegenwehr und der Biss stimmen. Die Zebras lagen jedoch wehrlos auf dem Rücken und wurden prompt mit Pfiffen in die Kabine begleitet.
Darmstadt in der zweiten Hälfte gnädiger
Die Blamage war nach 45 Minuten perfekt, dementsprechend erhofften sich einige MSV-Anhänger noch ein Aufbäumen der eigenen Elf. Bittere Enttäuschung war jedoch die Folge, als die Zuschauer zusehen mussten, wie Keeper Lenz gegen Behrens und Heller sein ganzes Können aufbringen musste, um früh noch Schlimmeres zu verhindern. Der Tag der offenen Tür war aber noch nicht ganz vorbei: Marcel Heller durfte gegen seinen damaligen Verein noch zum 0:4 erhöhen. Behrens schickte seinen Teamkameraden auf die Reise, der sich keinem richtigen Zweikampf stellen musste und so zum Endstand einschieben konnte. Chancen der Meidericher waren Mangelware. Fünf Minuten vor Abpfiff köpfte der Meidericher Sturmtank Kingsley Onuegbu aus kurzer Distanz über den Darmstädter Kasten und ließ die Null auf Seiten der Zebras stehen.
Euphorie auf harte Probe gestellt
Spannend wird sein, wie die Fans des MSV Duisburg auf die Niederlagenserie reagieren. Die aufgekommene Euphorie wurde anfänglich durch achtbare sportliche Erfolge getragen. Tickets verkauften sich wie erwärmte Backwaren, Zuschauerrekorde wurden eingestellt und es konnten mehr Dauerkarten als in der zweiten Liga abgesetzt werden. Nach einem pechschwarzen Tag für die Meidericher ist klar: Die Mannschaft braucht die Fans mehr denn je, darf es sich aber nicht dauerhaft mit ihnen verscherzen. Duisburg zeigte keine Zähne, sondern war ein harmloser Einhufer, der Lilien gefahrlos gedeihen ließ. MSV-Coach Baumann fand klare Worte in der Pressekonferenz nach dem Spiel: „Wir waren nicht in der Lage, Darmstadt Paroli zu bieten. Wir sind jetzt in einer Phase, von der wir uns erhofft hatten, dass sie nicht eintritt.“ Sportdirektor Ivica Grlic zeigt sich von dem Einbruch nicht überrascht, der das „erste richtig schlechte Spiel von uns“ miterleben musste. Trainer Dirk Schuster hatte andererseits Grund zur Euphorie – mit so einem Sieg war definitiv nicht zu rechnen in Duisburg. „Ich bin sehr glücklich, dass wir dieses Spiel gewinnen konnten“, freute sich der Darmstädter Coach. „Die Mannschaft hat aber auch viel investiert. Wir haben sehr hoch und sehr aggressiv verteidigt. So sind wir immer wieder zu Möglichkeiten gekommen und haben diese auch in Tore umgemünzt. Die Tore sind auch zu sehr günstigen Zeitpunkten gefallen. Das hat es für uns einfach gemacht, aus dieser etwas abwartenden Haltung schnell nach vorne zu spielen.“ Der MSV Duisburg muss am kommenden Samstag um 14 Uhr in Kiel antreten, während der SV Darmstadt 98 am zehnten Spieltag zuhause Hansa Rostock erwartet.
FOTO: Flohre Fotografie