Talligs Traumtor reicht CFC: Jena verliert "Heimspiel" in Würzburg
Zum Abschluss des (Geister-)Spieltags empfing Carl Zeiss Jena den Chemnitzer FC in Würzburg. Durch ein knappes 1:0 entführten die Himmelblauen die drei Punkte nach Sachsen. Nachdem Jena im ersten Durchgang überraschend dominant aufgetreten war, reichte dem CFC nach Wiederanpfiff eine Einzelleistung.
Gabriele prüft das Gebälk
Ein Pflichtspiel zwischen Jena und Chemnitz in Würzburg – gibt es nicht? Gibt es doch! Das Coronavirus machte es möglich. Aufgrund des nach wie vor gültigen Verbots professionellen Mannschaftssports in Thüringen empfing Carl Zeiss Jena den Chemnitzer FC am Sonntag in Unterfranken. Die "Hausherren" standen schon vor der Zwangspause mit dem Rücken zur Wand und brauchten bei 16 Punkten Rückstand auf das rettende Ufer ein wahres Fußballwunder. Chemnitz hingegen punktete nach schwachem Saisonstart kontinuierlich, war auf Rang 14 jedoch ebenfalls noch nicht sorgenfrei. Das wollten die Himmelblauen ändern: Die Glöckner-Elf, bei der Top-Torjäger Hosiner nach zwei Wochen in der Quarantäne nur auf der Bank saß, kam gut in die Partie und verzeichnete durch Langer einen ersten Abschluss (2.).
Eingeschüchtert zeigte sich Jena davon nicht, eine durchaus offensiv eingestellte Elf um die ins Team gerückten Hammann und Skenderovic wollte offenbar mit allen Mitteln nach dem letzten Strohhalm greifen. So startete der FCC aggressiv und presste früh. Mehr als ein Freistoß von Hammann, der links am Tor vorbeistrich, sprang aber zunächst nicht heraus (17.). Erst einmal schienen die Teams über eine Vielzahl intensiver Mittelfeldzweikämpfe das allgemeine Kräfteverhältnis klären zu wollen. Dabei zeichnete sich auch nach gut 20 gespielten Minuten kein klarer Sieger ab – und so gingen die Kontrahenten stärker zum Fußballspielen über. Nach einem ordentlichen CFC-Angriff lenkte sich Jenas Kircher die Kugel an die eigene Hand, Schiedsrichter Florian Lechner verzichtete auf einen Elfmeterpfiff (24.). Auf der Gegenseite bediente Günther-Schmidt den einlaufenden Gabriele, der den Ball frei vor CFC-Schlussmann Jakubov nicht unter Kontrolle bringen konnte (26.).
Jena schaffte es in der Folge, sich ein leichtes Übergewicht zu erarbeiten, wenngleich ein Offensiv-Feuerwerk weiterhin ausblieb. Dennoch zeigte der Auftritt des FCC Wirkung, wie der steigende Lautstärkepegel in den Ansagen von Chemnitz-Trainer Glöckner zeigte. Immer wieder fehlte dem Abwehrverhalten seiner Elf die letzte Konsequenz. Und so näherte sich Jena dem Tor der Himmelblauen immer weiter an. Kurz vor der Pause schien das mittlerweile Erwartbare einzutreten: Wieder trat Gabriele vor dem Gäste-Tor in Erscheinung, ließ Hoheneder am Fünfmeterraum aussteigen – und drosch das Leder aus bester Position nur an den kurzen Pfosten (40.). Die Jubelschreie blieben den FCC-Profis regelrecht im Halse stecken.
Talligs Geniestreich beschert CFC den Dreier
In der Kabine dürfte auf die CFC-Profis eine deutliche Ansage gewartet haben, gerade mit der Offensivleistung im ersten Durchgang konnten die Sachsen nicht zufrieden sein. Tatsächlich kam die Glöckner-Elf mit etwas mehr Elan aus den Katakomben. Sowohl Garcia als auch Bonga passten knapp vor dem gegnerischen Tor quer, einen Abnehmer fand keiner der beiden (50.). Derweil hatte auch Jena nicht vor, es bei einem guten ersten Durchgang zu belassen: Skenderovic wurde am linken Strafraumeck freigespielt und versuchte es mit einem Schlenzer auf das lange Eck – es blieb beim Versuch (53.). Angesichts der bestenfalls zaghaften Angriffsbemühungen beider Teams schien ein Torerfolg in dieser Phase nur über eine Einzelaktion denkbar.
Zur Freude der CFC-Anhänger vor den Fersehgeräten ließ eine solche nicht lange auf sich warten: Tallig zog von rechts in die Mitte und versenkte das Leder per Linksschuss aus rund 20 Metern im langen Kreuzeck – Traumtor (56.)! Jena-Chefcoach Klingbeil, für den derartige Nackenschläge in dieser Saison wahrlich keine Seltenheit sind, wechselte umgehend: Donkor ersetzte Skenderovic, Mickels kam für Kircher (59.). Einfach abschütteln konnte der FCC den Rückstand jedoch nicht, Ballbesitzvorteile verschoben sich nun deutlich zugunsten der Gäste. Erst in der 66. Spielminute meldeten sich die Blau-Gelb-Weißen zurück: Donkor scheiterte aus halbrechter Postition erst an der CFC-Abwehr, drosch das Spielgerät dann auf die Tribüne. Die Bemühungen waren Jena also auch weiterhin nicht abzusprechen, allerdings präsentierte sich die Klingbeil-Elf längst nicht mehr so zielstrebig wie noch im ersten Durchgang.
So machte sich zum Anbruch der Schlussphase zunehmend der Frust in den Reihen der Thüringer breit. Den Beleg dafür lieferte Fassnacht, indem er Tallig rabiat von den Beinen holte und zurecht den gelben Karton sah (71.). Chemnitz beschränkte sich auf einzelne Nadelstiche, ein abgefälschter Abschluss von Garcia fiel beinahe hinter FCC-Schlussmann Coppens in das Netz (80.). Jena fehlten die Ideen und offensichtlich auch die Spritzigkeit. Ein letzter Freistoß durch Hammann verpuffte (85.). Die 19. Saisonpleite könnte der letzte Sargnagel für den FCC gewesen sein, zumal am Mittwoch (19 Uhr) das schwere Auswärtsspiel bei Tabellenführer Duisburg ansteht. Chemnitz schüttelte mit dem Dreier hingegen die ärgsten Abstiegssorgen ab. Mit einem weiteren Sieg gegen Kellerkind Großaspach könnte am Mittwoch (20.30 Uhr) gar ein entscheidender Schritt in Richtung Klassenerhalt gemacht werden.