Thioune im Interview: "Eine absolute Seuchensaison"
Im Interview mit liga3-online.de spricht VfL-Trainer Daniel Thioune über die Gründe für die enttäuschende Saison des VfL Osnabrück, seine Ziele mit dem VfL, einen möglichen Umbruch im Sommer und die restlichen drei Saisonspiele.
[box type="info" size="large"]"Immerhin haben wir Planungssicherheit"[/box]
liga3-online.de: Seit Ende Februar wartet der VfL Osnabrück auf einen Sieg, ein enttäuschender 17. Tabellenplatz steht zu Buche. Wieso läuft es für Ihr Team in dieser Saison nicht rund, Herr Thioune?
Daniel Thioune: Wir mussten schon zu Saisonbeginn schwere Rückschläge hinnehmen, als uns mit Torjäger Kwasi Okyere Wriedt (jetzt Bayern München II, Anm. d. Red.) und Nazim Sangaré (jetzt Antalyaspor/Türkei, Anm. d. Red.) zwei absolute Leistungsträger verlassen haben. Hinzu kamen die langfristigen Ausfälle von Rechtsverteidiger Konstantin Engel und Mittelfeldspieler Christian Bickel. Mit diesem Qualitätsverlust hatte schon mein Vorgänger Joe Enochs zu kämpfen. Und wir waren nie wirklich dazu in der Lage, ihn zu kompensieren – auch, weil uns weitere Verletzungen zu schaffen gemacht haben. Der Ausfall von Kapitän Halil Savran, der wegen eines Knorpelschadens seit über einem halben Jahr nicht zum Einsatz kam, wiegt ebenfalls schwer – genau wie der von Linksverteidiger Alexander Dercho.
Durch die Niederlage im Halbfinale des Niedersachsenpokals beim Nord-Regionalligisten SV Drochtersen/Assel verpasste der VfL vor kurzem auch die Qualifikation für den DFB-Pokal. Würden Sie die Spielzeit als eine Saison zum Vergessen beschreiben?
Es ist definitiv eine absolute Seuchensaison, die im Ausscheiden im Niedersachsenpokal gegipfelt ist. Immerhin haben wir Planungssicherheit, was die Liga angeht. So können wir uns seit einiger Zeit mit der nächsten Spielzeit beschäftigen und gewisse Vorbereitungen treffen. Dass der Vertrag mit mir vor kurzem bis 2020 verlängert wurde, ist nach den vielen negativen Ergebnissen sicher nicht selbstverständlich. Ich sehe das als Vertrauensvorschuss und ich werde mein Bestes geben, um dieses Vertrauen zurückzuzahlen.
Welche Ziele haben Sie mit dem VfL?
Unser Anspruch muss sein, die kommende Spielzeit deutlich besser abschließen. Der Weg des VfL Osnabrück soll wieder nach oben gehen. Ich werde versuchen, meine Spielidee von unserer Mannschaft noch besser umsetzen zu lassen, als bisher. Ich möchte ein offensiv agierendes Team haben, das schnellen, attraktiven Fußball zeigt und die Fans wieder begeistert. In den letzten Spielen vor der Winterpause klappte das schon ganz gut. Daran wollen wir anknüpfen. Es sollte aber nicht damit gerechnet werden, dass wir kurzfristig schon wieder ganz oben mitspielen können. Wir hatten durch die vielen Abgänge von Leistungsträgern einen großen Aderlass. Deshalb müssen wir realistisch bleiben und kleine Brötchen backen. Es gilt, sich zu stabilisieren und keine vermessenen Ziele auszurufen. Bei der großen Konkurrenz, die finanziell zum Teil deutlich besser aufgestellt ist, wäre es fahrlässig, von einer Top-Drei-Platzierung zu reden.
[box type="info" size="large"]"Man muss vieles hinterfragen"[/box]
Wird es im Sommer einen großen Umbruch geben?
Es wird zumindest nicht so sein, dass der Kader zum Großteil zusammen bleibt. Wenn man auf Tabellenplatz 17 steht, muss man vieles hinterfragen. Wir haben mit Verteidiger Felix Schiller vom 1. FC Magdeburg bereits einen Neuzugang verpflichtet. Und er wird sicher nicht der einzige Spieler bleiben, der neu zum Kader stoßen wird.
Noch sind aber erst einmal in dieser Saison drei Spiele zu absolvieren. Die letzten Gegner heißen Jena, Werder Bremen II und Unterhaching. Wie wichtig wäre es, zum Saisonabschluss noch einmal ein paar positive Ergebnisse einzufahren?
Es wäre sowohl für die Mannschaft als auch für die Fans eine schöne Sache, wenn wir im Endspurt noch einmal zeigen könnten, dass wir mehr draufhaben. Nach so vielen Spielen ohne Sieg möchten wir einfach mal wieder die Arme in die Luft reißen, uns über einen Erfolg freuen und dem Publikum nach der großartigen Unterstützung in der gesamten Saison etwas zurückgeben. Wir wollen bestenfalls noch ein paar Plätze klettern und zumindest ein wenig Platz zwischen der Abstiegszone und uns lassen.