Todesfall sportpolitisch genutzt? Viel Kritik für Kompp
Nutzt Waldhof-Geschäftsführer Markus Kompp den Todesfall in einer Spieler-Familie, um seine sportlichen Interessen durchzusetzen? Diesen schweren Vorwurf muss sich der 37-Jährige von mehreren Klub-Vertretern gefallen lassen. Andere wiederum unterstützen Kompp, der sich gegen die Anschuldigungen wehrt.
Gorenzel wird deutlich
Erst am vergangenen Dienstag hatten sich die Klubs, so ging es zumindest aus einer DFB-Mitteilung hervor, darauf verständigt, sich wieder auf eine "versachlichte, konstruktive und vor allem zielführende Diskussion" zu konzentrieren. Doch schon vier Tage später ist davon nicht mehr viel zu übrig. Grund dafür ist eine öffentlich gewordene E-Mail, in der Waldhof-Geschäftsführer Markus Kompp den Todesfall in einer Spieler-Familie als "entscheidenden Grund" dafür bezeichnet, warum Mannheim für einen Abbruch votiert. Der 37-Jährige erklärte zwar, man habe den Todesfall nicht öffentlich machen wollen, doch viele Klubs vermuten ein Kalkül: Sie werfen Kompp vor, das tragische Ereignis zu nutzen, um sportliche Interessen durchzusetzen. Schließlich fordert der Waldhof bei einem Abbruch die Wertung der aktuellen Tabelle – und würde somit als Aufsteiger in die 2. Bundesliga feststehen.
Entsprechend deutlich fällt die Kritik einiger Klub-Vertreter aus. Günther Gorenzel, Sport-Geschäftsführer bei 1860 München, schrieb laut der "Bild" in einer Mail an alle Klubs und den DFB: "Dass Sie sich in Ihren Ausführungen, die causa Spielfortsetzung in der 3. Liga, nun über die Expertise der medizinischen Task Force der DFL stellen, und den tragischen Vorfall in Ihren Club sportpolitisch positionieren, soll jeder aus moralischer Sicht selber bewerten." Romy Polster, Vorstandsvorsitzende des Chemnitzer FC, sagt: "Ich kann für mich persönlich sagen, dass ich diesen Weg so nicht gewählt hätte." Und auch für Eintracht-Manager Peter Vollmann wäre "die neue Begründung nicht mehr erforderlich gewesen", sei die Mannheimer Position doch "hinlänglich bekannt".
Auch Rückendeckung für Kompp
Kompp wehrt sich vehement gegen die Vorwürfe und verweist darauf, dass sich der Todesfall bereits Ende März ereignet und er ihn vier Wochen lang nicht erwähnt habe. Zudem sei die Veröffentlichung nun auf Wunsch des Spielers erfolgt. "Einen faktischen Todesfall als sportpolitisch zu bezeichnen, ist nichts anderes als sich selbst sportpolitisch zu äußern", kritisiert Kompp seinerseits und schimpft: "Das ist an Frechheit nicht mehr zu überbieten."
Doch neben Kritik bekommt Kompp auch Zuspruch – etwa von Magdeburgs Sportchef Maik Franz: "Ganz ehrlich, es ist unter aller Sau, Herrn Kompp jetzt sportpolitisches Kalkül vorzuwerfen, weil er damit an die Öffentlichkeit gegangen ist. Die das tun, haben für mich nicht alle Tassen im Schrank", äußert er sich gegenüber der "Bild". Und HFC-Präsident Jens Rauschenbach betont: "Der Todesfall bei einem nahen Angehörigen eines Spielers beim SV Waldhof Mannheim macht betroffen und verdeutlicht wie nah die Gefahr auch für den Fußball ist und bleibt." Da Rauschenbach selbst mit Covid-19 infiziert war, habe er persönlich feststellen müssen, "wie unberechenbar Infektion und Verbreitung bei diesem Virus stattfinden."
Verzicht auf Regressansprüche?
Wie der "Kicker" derweil berichtet, soll Kompp bei der Video-Konferenz am vergangenen Dienstag eine Zusage aller Beteiligten gefordert haben, bei einem Saisonabbruch nach Wiederaufnahme des Spielbetriebs – etwa im Fall einer zweiten Infektionswelle – die dann aktuelle Tabelle anzuerkennen. "Ich habe dem DFB auch vorgeschlagen, dass der Verband mit jedem Klub eine Abmachung schließen soll, dass die Vereine im Fall eines Abbruchs nach Wiederaufnahme auf Regressansprüche verzichten", wird Kompp im Fachmagazin zitiert. Der Hintergrund: "Ich will die Haftungsfrage geklärt haben, wenn ein Spieler oder Beteiligter erkrankt. Und wenn wir jetzt Geld investieren für Geisterspiele, brauche ich Klarheit, wie bei einem Abbruch meinetwegen nach dem 37. Spieltag gewertet würde."
Trotz aller Aufforderungen des DFB, sich öffentlich zurückzuhalten, schwelt der Konflikt unter den Klubs weiter. Am heutigen Montag um 15 Uhr wollen sich die 20 Vereine im Rahmen einer weiteren Konferenz austauschen. Ob es dann erste konkrete Tendenzen für ein Szenario gibt?