"Jeder muss sich hinterfragen": Kutschke spricht Klartext

Nach der Niederlage beim Halleschen FC lässt es sich nicht mehr leugnen: Dynamo Dresden steckt in der Krise. Nicht nur, dass die Sachsen beim HFC die fünfte Pleite in den letzten acht Partien kassiert haben, in der Tabelle belegt die SGD zudem erstmals seit dem 3. Spieltag nicht mehr einen der beiden Aufstiegsplätze. Kapitän Stefan Kutschke sprach anschließend Klartext.

Emotionale Ansprache nach Spielende

Minutenlang redete Trainer Markus Anfang nach Spielende im Kreis auf seine Mannschaft ein. Was genau besprochen wurde, darüber wollte Dresdens Coach im Interview mit "MagentaSport" keine Auskunft geben: "Das bleibt im Kreis." Es darf aber davon ausgegangen werden, dass deutliche Worte gefallen sind. Zu schwach war der Auftritt der Schwarz-Gelben in diesem Derby. An die Leistung aus der Partie gegen Essen konnte Dynamo nicht anknüpfen, stattdessen erinnerte das Dargebotene an das Spiel in Aue. Anfang sprach von einem "Kampfspiel", das mit Fußball wenig zu tun gehabt habe. Die Partie sei "sehr zerfahren" gewesen, dennoch habe Dynamo das Spiel "nicht unbedingt verlieren" müssen. Dass es so kam, lag auch daran, dass die SGD viele Zweikämpfe verlor – etwa in der 83. Minute, woraus letztlich der Gegentreffer resultierte. "Wenn bei einem Freistoß der Gegenspieler so frei steht, kann die Zuordnung nicht gestimmt haben", meinte der gebürtige Kölner über die Szene, in der der Ex-Dresdner Baumann nach einer Kreuzer-Flanke völlig unbedrängt einköpfen konnte.

Darüber hinaus habe es "viele wilde Entscheidungen" gegeben. Damit spielte der 49-Jährige unter anderem auf den (letztlich verschossenen) Elfmeter für Halle nach neun Minuten und den verwehrten Dynamo-Treffer in Minute 29 an. Darüber hinaus ärgerte er sich über die gelb-rote Karte gegen Jakob Lemmer in der Nachspielzeit, die vergleichsweise hart war. "Es tut wahnsinnig weh, dass wir dadurch einen Spieler verlieren", sagte Anfang über das eher harmlose Foul des 23-Jährigen an Gayret.

"Ton wird jetzt rauer"

Doch an den Entscheidungen des Schiedsrichters wollte Anfang die Niederlage nicht festmachen. Stattdessen bemängelte er, dass seine Mannschaft nicht gezeigt habe, dass sie unbedingt aufsteigen wolle. Auch Kapitän Stefan Kutschke übte im "MDR"-Interview Kritik an der Einstellung: "Wir sind in alte Muster verfallen, einfache Mittel haben gegen uns gereicht." Das habe schon in den ersten Minuten angefangen: "Da brennt es lichterloh. Wo ist unsere Körpersprache, wo haben wir uns gewehrt, wo sind wir in die Zweikämpfe gegangen?", fragte der Stürmer. Das seien Dinge gewesen, "die wir vorher besprochen haben". Warum die SGD es nicht auf den Platz bekam, "ist für mich unerklärlich. Das war nicht Dynamo Dresden würdig", schimpfte der 35-Jährige.

"Jeder sollte sich die Frage stellen und in den Spiegel schauen, ob er das große Ziel noch will und ob er alles dafür getan hat." Kutschke meinte zwar, dass diese Frage jeder für sich selbst beantworten müsse, nahm die Antwort aber dennoch vorweg: "Ich glaube nicht." Der Dynamo-Kapitän wurde deutlich: "Wir brauchen nicht von 2. Liga oder Bundesliga sprechen, wo sich viele Spieler sehen, wenn ich dem Druck 3. Liga nicht standhalte." Kutschke rechnet damit, dass der "Ton jetzt rauer wird. Aber damit muss ich umgehen können, wenn ich bei Dynamo unterschrieben habe".

Erstmals seit August nicht unter den Top 2

Nach der bereits fünften Niederlage in diesem Jahr und nur einem Sieg aus den letzten sechs Partien (bei nur vier Punkten) hat Dynamo in der Tabelle erstmals seit dem 3. Spieltag einen der beiden direkten Aufstiegsplätze verloren und ist jetzt nur noch Dritter – hinter Aufsteiger Ulm. Und das, obwohl die Sachsen zur Winterpause noch zehn Punkte vor Rang 3 lagen. "Dann ist Ulm jetzt der absolute Topfavorit", meinte Anfang süffisant.

Kutschke entgegnete: "Vielleicht haben wir uns im Winter schon zu gut gesehen. Vielleicht sind wir doch nicht so gut, wie wir gedacht haben." Klar ist: "Wir müssen weiter dran arbeiten, dass wir Ergebnisse erzielen", gab Anfang die Richtung vor. Irgendwann würden sich gewisse Entscheidungen auch wieder drehen, "aber dafür müssen wir viel arbeiten". Viel größer könnte der Druck vor dem Heimspiel gegen 1860 München am kommenden Freitag nun kaum sein.

   

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