Tor und Vorlage: Ex-Mannheimer Kern entreißt Waldhof den Sieg
Bayern München II und Waldhof Mannheim trennten sich am Montagabend mit einem 2:2-Unentschieden. Nachdem sich die Hausherren zu Beginn der Partie ein Übergewicht erarbeiteten und in Führung gingen, wurde der SVW im weiteren Verlauf immer stärker. Mannheim drehte die Partie zunächst – dann jedoch schlug ein ehemaliger Waldhof-Spieler zu.
Wriedt bringt Bayern in Front
Zum Abschluss des 13. Spieltages standen sich in München zwei Mannschaften aus dem Tabellenmittelfeld gegenüber, denen sich mit einem Dreier die Möglichkeit bot, an die Spitzengruppe heranzurücken. Auf die Gäste aus Mannheim (Platz 10, 18 Punkte) wartete nach der deutlichen Heimpleite gegen Halle die nächste schwere Aufgabe. Zwar verloren auch die Bayern (Platz 12, 17 Punkte) zuletzt in Zwickau, waren davor jedoch in drei aufeinanderfolgenden Partien siegreich, dabei zweimal auf heimischem Geläuf. Personell nahmen beide Trainer im Vergleich zur letzten Partie jeweils drei Veränderungen vor. Bayerns Sebastian Hoeneß setzte auf Richards, Will und Rochelt anstelle von Senkbeil, Batista Meier und Dajaku. Waldhofs Bernhard Trares rotierte Conrad, Deville sowie Schlussmann Varvodic in die Elf, draußen blieben Hofrath, Ferati und Königsmann. Die Augen vieler Zuschauer waren indes auf Timo Kern gerichtet, den es erst im Sommer von Mannheim nach München zog.
Die Anfangsphase war geprägt von früh attackierenden Münchnern – und von Tischtennisbällen. Letztere warfen die Bayern-Anhänger aus Protest gegen den Montagstermin auf das Spielfeld, nach einer kurzen Unterbrechung ging es weiter. Es entwickelte sich eine ausgeglichene Partie, in der beide Mannschaften um spielerische Lösungen bemüht waren, ernstzunehmende Torchancen blieben allerdings zunächst aus. Es dauerte bis zur 14. Spielminute, ehe die Gastgeber erstmals Gefahr entwickelten: Rochelt erlief auf der rechten Außenbahn einen Steilpass und suchte im Zentrum Angreifer Wriedt, im letzten Augenblick entschärfte Mannheims Schuster die Situation per Grätsche. Aufseiten des SVW war es Conrad, der einen ersten Warnschuss abgab. FCB-Schlussmann Früchtl nahm den mittig platzierten Abschluss mühelos auf (24.). Anschließend verlagerte sich das insgesamt überschaubare Geschehen wieder in die Hälfte der Gäste. Wriedt zog in Richtung Sechzehner, wurde kurz vor dem Eindringen jedoch gelegt. Den fälligen Freistoß aus halblinker Position setzte Yilmaz deutlich über das linke Kreuzeck (28.). Dennoch schienen die Bayern nun Blut geleckt zu haben und erhöhten den Druck.
Dies zahlte sich umgehend aus: Singh suchte Ex-Mannheimer Kern, der mit dem ersten Kontakt auf Wriedt durchsteckte – Bayerns Goalgetter behielt frei vor Varvodic die Nerven und vollendete rechts unten (30.). Der Waldhof zeigte sich wenig geschockt und war durchaus um eine direkte Antwort bemüht. Mehrmals kombinierte sich die Trares-Elf gekonnt bis weit in die gegnerische Hälfte, stets fehlte es in der letzten Aktion an Präzision oder Durchsetzungsstärke. Die Großchance auf den Ausgleich bot sich trotzdem. Münchens Köhn holte zum Befreiungsschlag aus, traf statt des Balls allerdings nur das Schienbein von Mannheims Marx, Schiedsrichter Florian Exner zeigte zurecht auf den Punkt. Diring legte sich das Leder zurecht und zielte auf das linke untere Eck, Schlussmann Früchtl war jedoch abgetaucht und parierte stark (41.). Im direkten Gegenzug kam es beinahe noch dicker für die Buwe: Yilmaz näherte sich dem Gäste-Tor von halbrechts, schlenzte letztlich knapp am linken Pfosten vorbei (42.). Die letzte Aktion des ersten Durchgangs war dann wieder dem Waldhof vorbehalten: Einen Freistoß aus zentraler Position drosch Diring in die Mauer, den Nachschuss knapp links neben das Gehäuse (45.+2).
Ausgerechnet! Kern egalisiert in der Nachspielzeit
Das Personal blieb zum Wiederanpfiff auf beiden Seiten unverändert, auf dem Platz hingegen verschoben sich die Kräfteverhältnisse mehr und mehr zugunsten der Mannheimer. Zunächst blieb es bei der rein optischen Überlegenheit: Der SVW ließ den Ball in den eigenen Reihen laufen, stieß aber kaum einmal in die gefährliche Zone vor. Als das in der 51. Spielminute doch einmal gelang, wurde es umgehend brenzlig. Von rechts zog Marx eine nahezu perfekte Flanke vor das Bayern-Tor, Koffi stieg auf Höhe der Fünfmeterraums hoch und köpfte haarscharf neben den linken Pfosten. Die Leidenszeit des Angreifers hielt damit an, es wäre Koffis erster Saisontreffer gewesen. Seine Mannschaft blieb derweil am Drücker, auch begünstigt von einer Münchener Mannschaft, die in dieser Phase nicht wirklich präsent war. Folgerichtig durfte FCB-Keeper Früchtl die Kugel wenig später erstmals aus dem eigenen Netz holen: Schultz wuchtete eine Ecke per Kopf in Richtung Tor, Bayerns Schlussmann konnte den Ball nicht mehr um den Pfosten lenken – 1:1 (60.).
Als hätten die Hausherren einen Weckruf wie diesen benötigt, wurden sie im Anschluss wieder aktiver. Chancen sprangen weiterhin nicht heraus, jedoch gelang es erstmals im zweiten Spielabschnitt, die Mannheimer über längere Strecken in die eigene Hälfte zurückzudrängen. Gäste-Trainer Trares entging dies nicht, er reagierte mit einem offensiven Wechsel: Der glücklose Koffi verließ den Platz, Flügelstürmer Bouziane ersetzte ihn. Spielerisch ging anschließend bei beiden Teams erst einmal wenig zusammen, dafür wurde es ruppiger. Die Gelbe Karte für Bayerns Köhn (67.) nach einem Foul im Mittelfeld war bereits die fünfte der Partie. Entsprechend hielt sich die Überraschung in Grenzen, als wenig später auch der erste Akteur frühzeitig vom Platz geschickt wurde: Mannheims Christiansen ging mit getrecktem Bein in einen Zweikampf gegen Köhn und sah folgerichtig die Ampelkarte (69.). Doch die Überzahl nutzte den Gastgeber wenig. Denn Mannheim dachte nicht daran, das Offensivspiel einzustellen – und drehte die Partie nur drei Minuten später vollends. Deville steckte in der Zentrale für Bouziane durch, der neue Mann lief noch ein paar Schritte und blieb vor Früchtl eiskalt (72.).
Die Münchener waren nun gefordert, Cheftrainer Hoeneß brachte mit Zirkzee einen weiteren Angreifer. Doch den Bayern-Amateuren gelang es im zweiten Durchgang zu selten, an die durchaus gelungene erste Hälfte anzuknüpfen. Mannheim ließ dem FCB auch in der Schlussphase kaum einmal Raum zur Entfaltung und drängte die Roten immer wieder weit zurück. Lediglich der eingewechselte Zirkzee wirbelte die SVW-Defensive zweimal durcheinander. Beim ersten Abschluss des Offensivmannes packte Varvodic zu (82.), der zweite strich über den Querbalken (86.). Mannheim schien tatsächlich den Dreier mitnehmen zu können – dann jedoch schrieb der Fußball wieder einmal eine seiner besonderen Geschichten. Ausgerechnet Mannheims Aufstiegsheld Timo Kern schraubte sich nach einer Ecke hoch und köpfte zum umjubelten Ausgleich ein (90.+1.). Kurz darauf beendete Schiedsrichter Exner die Partie.