Trainer-Umfrage: Das sind die Top-Favoriten auf den Aufstieg
Bevor Mitte Juli wieder der Ball rollt, hat liga3-online.de alle 20 Trainer nach ihren Aufstiegsfavoriten befragt. Das Ergebnis: Zweitliga-Absteiger Karlsruhe ist mit 17 Stimmen der große Favorit, auf den weiteren Plätzen folgen Würzburg (14) und Magdeburg (10). Dahinter fächert sich das Feld breit auf, insgesamt wurden gleich zwölf Vereine nominiert.
Karlsruhe ist der Top-Favorit
Anders als im vergangenen Jahr, als der spätere Meister Duisburg im Vorfeld nur von zehn Trainern nominiert wurde, gibt es in dieser Saison mit dem Karlsruher SC wieder einen echten Top-Favoriten auf den Aufstieg. Dass gleich 17 Trainer den KSC auf der Liste haben, überrascht im Hinblick auf die Transferpolitik der Badener aber wenig: Nicht zuletzt mit Anton Fink (Chemnitzer FC), Dominik Stroh-Engel (Darmstadt 98) und David Pisot (Würzburger Kickers) zogen die Karlsruher mehrere hochkarätige Spieler an Land, sodass der KSC nun über eine "Mannschaft mit gestandenen Spielern verfügt, die auch mit besonderen Situationen umzugehen weiß", wie Paderborn-Coach Steffen Baumgart befindet. Ohnehin hat der KSC den direkten Wiederaufstieg als offizielles Ziel ausgegeben und dieses auch öffentlich kommuniziert. Umso überraschender ist es daher, dass Cheftrainer Marc-Patrick Meister sein Team nicht nominiert hat, wenngleich Selbst-Nominierungen ohnehin nicht im Trend liegen. Für Meppen-Trainer Christian Neidhart spielt neben der Transferpolitik noch ein weiterer Faktor eine Rolle: "Ich kann mir vorstellen, dass der KSC zusätzlich von den vielen Fans zum Erfolg getragen wird. Allein beim Trainingsauftakt waren 2.500 Fans dabei. Das ist phänomenal."
"Magdeburg will endlich hoch"
Auf dem zweiten Platz sehen die Drittliga-Trainer mit den Würzburger Kickers einen weiteren Zweitliga-Absteiger (14 Stimmen). "Die Würzburger Kickers verfügen als Absteiger zwar über einen runderneuerten Kader, haben aber mit ihren Transfers immens an Qualität hinzubekommen", spielt SVWW-Trainer Rüdiger Rehm auf Transfers wie Patrick Göbel (FSV Zwickau), Maximilian Ahlschwede (Hansa Rostock) und Wolfgang Hesl (Arminia Bielefeld) an. Ohnehin lässt die Transferpolitik darauf schließen, dass der FWK die direkte Rückkehr in die 2. Bundesliga anstrebt – zumindest intern, denn öffentlich halten sich die Verantwortlichen der Unterfranken mit Kampfansagen bisher zurück. Ähnlich verhält es sich beim 1. FC Magdeburg, der zehn Mal nominiert worden ist. Nach dem die Elbstädter schon in den letzten beiden Jahren oben mitgespielt haben und jeweils Vierter wurden, "will der Verein endlich hoch", meint Meppens Coach Neidhart. Rehm hebt unterdessen die Tatsache hervor, dass der Kader weitestgehend zusammengehalten worden sei und CFC-Coach Horst Steffen sieht in Magdeburg eine "gewachsene Mannschaft, die ihr Leistungsvermögen in den letzten beiden Jahren bereits unter Beweis gestellt hat." Während die Konkurrenz den FCM nun verstärkt auf der Rechnung hat (vor einem Jahr wurde Magdeburg nur zwei Mal nominiert), übt man sich am Heinz-Krügel-Platz in Bescheidenheit: 45 Punkte bleiben weiterhin das Ziel, wie die Verantwortlichen zuletzt mehrfach betonten. Manager Mario Kallnik will sogar erst dann vom Aufstieg sprechen, wenn die 45-Punkte-Marke bereits zur Winterpause geknackt ist.
"Kleine Euphorie in Münster"
Nach den drei Top-Favoriten fächert sich das Feld mit neun Mannschaften breit auf. Ein Beleg für die große Ausgeglichenheit der 3. Liga, denn noch vor zwei Jahren nominierten die Trainer insgesamt nur acht Vereine. Aus dem großen Verfolgerfeld sticht Wehen Wiesbaden mit vier Stimmen leicht heraus. Vermutlich dürfte die starke Rückrunde unter Rüdiger Rehm, der aus 16 Spielen 31 Punkte holte und die Hessen aus dem Keller bis auf Rang sieben führte, eine große Rolle gespielt haben. Ähnlich verhält es sich wohl beim SC Preußen Münster, der von drei Trainern nominiert worden ist. Laut Köln-Coach Uwe Koschinat habe man nach dem Trainerwechsel und der Neujustierung im Winter gesehen, "was dort möglich ist". Zudem habe die Tatsache, dass sich die Adlerträger das Ziel gesetzt haben, langfristig in die Bundesliga aufsteigen zu wollen, laut Koschinat eine kleine Euphorie ausgelöst.
Baumgart nominiert Ex-Verein Hansa
Dahinter folgen mit Rostock, Osnabrück, Lotte und Paderborn vier Vereine mit jeweils zwei Nennungen. Während Hansa mit Pavel Dotchev über einen erfolgreichen Trainer verfüge, "der die 3. Liga gut kennt" (Steffen Baumgart), habe Lotte bereits in der letzten Saison "sowohl in der Liga als auch im DFB-Pokal gezeigt, wozu das Team fähig ist", so Unterhachings Trainer Claus Schromm. Beim SC Paderborn, der nach dem sportlichen Abstieg in der vergangenen Saison nur aufgrund der Lizenz-Verweigerung bei 1860 München in der 3. Liga geblieben ist, sieht Jena-Trainer Marc Zimmermann "das Potenzial oben mitzuspielen" – allein schon aufgrund der Bundesliga-Saison vor drei Jahren, so der FCC-Coach. Mit Zwickau und Aalen (je eine Stimme) wurden unterdessen zwei erfolgreiche Rückrundeteams der vergangenen Saison nominiert, Sascha Hildmann von der SG Sonnenhof Großaspach hat sogar Aufsteiger SpVgg Unterhaching auf dem Zettel.
Ausgeglichen, aber …
Insgesamt sind sich die Trainer bei der Frage nach den drei Top-Favoriten weitgehend einig, nominierten doch 19 von 20 Übungsleiter mindestens einen Verein aus das Favoritengruppe mit Karlsruhe, Würzburg und Magdeburg. Nur die Tipps von Ismail Atalan (Rostock, Osnabrück und Paderborn) gehen in eine ganz andere Richtung. Klar ist auch: Auf der einen Seite ist die 3. Liga wieder extrem ausgeglichen, auf der anderen Seite gibt es mit dem Karlsruher SC einen absoluten Top-Favoriten. Ein gutes Omen für den KSC, denn auch in den vergangenen Jahren behielten die Trainer mit den prognostizierten Top-Favoriten in der Regel Recht. Doch nicht immer lässt sich die Saison so präzise vorhersagen: Den SSV Jahn Regensburg hatte vor einem Jahr kein Trainer auf der Rechnung. Auch in der Saison 2017/18 – und da sind sich die Trainer ebenfalls einig – wird es wieder Überraschungen dieser Art geben.
Mitarbeit: Michael Thiele, Yannick Bakic, Dominik Dittmar