Trainerwechsel beim Waldhof: Der Zeitpunkt wirft Fragen auf
Mit dem Trainerwechsel von Rüdiger Rehm hin zu Marco Antwerpen sorgte der SV Waldhof Mannheim am Mittwochabend für die größte Überraschung des bisherigen Jahres. Zwar ist es durchaus nachvollziehbar, dass ein Viertletzter der Tabelle mit einem Trainerwechsel einen neuen Impuls setzen möchte, jedoch wirft der Zeitpunkt Fragen auf. Ein Kommentar.
Was hat den Impuls ausgelöst?
Sie sei durch den Aufsichtsrat als handlungsbefugtes Organ für die Trainerpersonalie neu bewertet worden, die sportliche Situation. So lautete die offizielle Begründung für den Trainerwechsel am Mittwochabend. Konkret war der Aufsichtsrat zu dem Schluss gekommen, "dass ein neuer Impuls und die damit verbundene Veränderung auf der Trainerposition notwendig ist, um unser Ziel Klassenerhalt zu erreichen". Die Frage ist allerdings: Was hat diesen Impuls zum jetzigen Zeitpunkt ausgelöst?
In der Regel sind Niederlagen samt schwacher Leistung dafür verantwortlich, doch davon kann beim Waldhof nach dem 4:1-Erfolg beim Halleschen FC am vergangenen Freitag keine Rede sein. Nicht nur, dass die Buwe die Partie gewinnen konnten, die Leistung war auch noch überaus beeindruckend – gerade nach den beiden Pleiten zum Auftakt ins neue Jahr. Warum die Erkenntnis, einen Trainerwechsel vornehmen zu müssen, ausgerechnet nach der wohl besten Saisonleistung gereift ist, bleibt das Geheimnis der Waldhof-Verantwortlichen.
Beetz-Aussagen nun fragwürdig
Warum wurde nicht bereits während der Phase von zehn sieglosen Spielen in Folge gehandelt, als der Waldhof von Niederlage zu Niederlage eilte? Warum hatte Präsident Bernd Beetz nach den beiden Siegen zum Jahresabschluss noch betont, dass ein Trainerwechsel für ihn "nie ein Thema" gewesen sei, ehe es nun vier Wochen später nun doch dazu kam? Seine Aussage von Mitte Dezember, auf Kontinuität setzen zu wollen, wirken rückblickend betrachtet nun fragwürdig.
Erst stärken die Verantwortlichen dem Trainer trotz schwacher Hinrunde den Rücken, gewähren ihm eine komplette Winter-Vorbereitung inklusive Trainingslager und reagieren auch nach den beiden Auftakt-Niederlagen nicht, setzen ihn dann aber nach einem überzeugenden Sieg gegen einen direkten Konkurrenten vor die Tür. Und dann auch nicht sofort, sondern erst fünf Tage danach.
Antwerpen bleibt nicht viel Zeit
Zwar konnten die Buwe mit Marco Antwerpen direkt einen Nachfolger präsentieren, der zudem schon nachgewiesen hat, für die aktuelle sportliche Lage beim SVW durchaus der richtige Mann zu sein. Doch ihm bleiben nun lediglich vier Tage, um die Mannschaft auf das Heimspiel gegen Preußen Münster, einem seiner Ex-Vereine, am Sonntag vorzubereiten. Noch weniger Zeit hat Antwerpen, um Wünsche für weitere Transfers äußern zu können, schließlich endet das Transferfenster bereits am heutigen Donnerstag. Terrence Boyd hätte der 52-Jährige wohl ebenfalls geholt, schließlich kennt er ihn aus Kaiserslautern, doch ob weitere Transfers umsetzbar sind, ist offen. Antwerpen scheint davon überzeugt zu sein, den Klassenerhalt mit der aktuellen Mannschaft erreichen zu können.
Selbiges hatte auch Rehm zuletzt immer wieder betont. Ihn zum jetzigen Zeitpunkt freizustellen, wirkt nicht fair. Und macht deutlich: Selbst ein überzeugender Sieg ist keine Job-Garantie. Eine seltsame Entwicklung, die durchaus zu denken gibt – und nicht unbedingt für die Waldhof-Verantwortlichen spricht. Antwerpen muss sich der Tatsache bewusst sein, dass er auf einem Schleudersitz Platz genommen hat.