Trainerwechsel in Babelsberg: Das sagen die Verantwortlichen
Der überraschende Trainerwechsel bei Babelsberg 03 hat die Emotionen der Fans hochkochen lassen und gleichzeitig viele Fragen hinterlassen. Die Antworten darauf sollten auf der heutigen Pressekonferenz des Vereins gegeben werden. Den Pressevertretern standen dabei der Vorstandsvorsitzende Thomas Bastian sowie Geschäftsführer Klaus Brüggemann Rede und Antwort. liga3-online.de hat die Stimmen gesammelt:
"Störungen im Team"
Zu den Beweggründen des Trainerwechsels äußerte sich Thomas Bastian in der Weise, dass das Minimalziel Klassenerhalt zwar erreicht wurde, aber die Ergebnisse nicht immer entsprechend waren. Er sprach dabei besonders die Heimschwäche der Babelsberger an. Diese seien nicht besonders zuträglich, wenn man neue Fans ins Stadion ziehen möchte. Bereits in der Winterpause habe man gemerkt, dass es „Störungen im Team gebe. Der Versuch, dies mit der Vertragsverlängerung des Trainers zu reparieren, sei misslungen. “ Bastian sagte weiter, dass niemand die Verdienste Dietmar Demuths bezweifle, trotzdem gebe es eine Stagnation im Team. Mit dem Trainerwechsel soll dem Verein geholfen werden, es gehe dabei nicht um einzelne Personen.
Neues fußballerisches Konzept mit Christian Benbennek
Als neuer Trainer wurde Christian Benbennek vorgestellt. Dieser wurde bewusst anderen bekannteren Übungsleitern vorgezogen, weil er nach Aussagen der Vereinsführung ein schlüssiges Konzept vorlegen konnte, wie ansehnlicher und erfolgreicher Fußball gespielt werden soll. Laut Brüggemann hat Benbennek nachweislich Spieler entwickelt, er lebt Emotionen und strahlt soziale Kompetenz aus. Mit Benbennek soll ein neues fußballerisches Konzept Einzug ins Karl-Liebknecht-Stadion halten. Besonders die Offensive solle gestärkt werden. Gut gegen den Ball können alle 20 Mannschaften in der 3. Liga arbeiten, nun sei es wichtig auch mit dem Ball bessere Aktionen zu setzen, so der neue Coach. Der Babelsberger Tugenden, der Kampf und die Leidenschaft, sollen dabei natürlich nicht vergessen werden. Zu seinem zukünftigen Trainerteam hat sich Benbennek nur vage geäußert. Es wird Gespräche geben, aber welches Ergebnis diese bringen, sei noch offen. Bereits geredet habe er mit Alme Civa, der erst vor kurzem seine aktive Laufbahn bei den Nulldreiern beendet hatte. Mit ihm könne sich Benbennek eine Zusammenarbeit vorstellen.
"DKB hat keine Einflussnahme"
Zu den Vermutungen, der Geldgeber DKB könnte Einfluss auf den Trainerwechsel genommen haben, äußerte sich Klaus Brüggemann: „Es gibt keine Einflussnahme der DKB ins operative Geschäft“, trotzdem stimme man sich ab. Welchen Umfang diese „Abstimmungen“ haben und in welche Richtung sie gingen, wurden nicht weiter genannt. Ebenso wenig wurden Zahlen zur Finanzlage des Vereins kommentiert. Obwohl diese durch den Trainerwechsel nicht gerade verbessert wurden – Stichwort Abfindung. Die Lizenz für die kommende Saison sei aber nicht weiter Was in Babelsberg bleibt ist ein übler Nachgeschmack. Zwei Vorstandmitglieder haben nach dem Rauswurf Demuths ihren Hut genommen und sind von allen Ämtern im Verein zurückgetreten. Die Gründe, die Roland Schröder und Uwe Schilde nennen, zeigen was wohl wirklich in den letzten Wochen hinter den Türen der Führungsriege passierte: „Betrachtet man die Entwicklung des Vereins im letzten Jahr, so wurde das Hauptziel, der Klassenerhalt in der 3. Liga trotz ungünstiger Startbedingungen, kleinem Saisonetat und hoher Leistungsdichte in der Liga erreicht. Andere wichtige Ziele wie die wirtschaftliche Konsolidierung und eine bessere öffentliche Wahrnehmung wurden deutlich verfehlt, obwohl der finanzielle und personelle Aufwand hierfür drastisch erhöht wurde. Gleichzeitig stieg und steigt die finanzielle Unterdeckung des Vereinsetats an. Darüber hinaus soll auch die Neuausrichtung im Nachwuchs ohne eine konkrete Gegenfinanzierung und somit durch eine Etaterhöhung erfolgen. Das erfüllt uns mit großer Sorge, da die wirtschaftlichen Risiken weiter erhöht werden.“
Eine vertrauensvolle und professionelle Zusammenarbeit war nicht mehr möglich
Auch mit der Geschäftsführung gehen Schröder und Schilde hart ins Gericht: „Statt sich auf die wirtschaftliche Konsolidierung des Vereins zu konzentrieren wurde seitens der Geschäftsführung in die sportlichen Belange – teilweise ohne Absprache mit dem Cheftrainer und sportlichen Leiter – massiv eingegriffen und damit die Kompetenzen der Geschäftsführung überschritten. Zugleich wurden gegenüber dem Vorstand stets Probleme und Defizite des Trainers beklagt. … Eine vertrauensvolle und professionelle Zusammenarbeit – insbesondere mit der Geschäftsführung – ist seit einiger Zeit nicht mehr möglich. So haben wir beispielsweise erst einen Tag vor der letzten Vorstandssitzung aus der Tagesordnung erfahren, dass die Trainerfrage erneut zur Entscheidung gestellt werden soll, obwohl dem Trainer erst am 11. April 2012 durch den gesamten Vorstand das Vertrauen ausgesprochen wurde und keine neuen Erkenntnisse zur Person oder zu konzeptionellen Überlegungen vorliegen.“
Wie es mit Babelsberg 03 jetzt weitergeht muss die Zeit zeigen. Dessen sind sich auch die Verantwortlichen bewusst, die sich in zwei bis drei Jahren entweder über eine sportliche und finanzielle Weiterentwicklung freuen können oder vor einem Scherbenhaufen stehen, der dann wohl nicht mehr zu kitten ist. Beide Alternativen sind denkbar.
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