Transfer-Check BVB II: Gorenc-Stankovic und Gyau überzeugen
Da die zweite Mannschaft von Borussia Dortmund quasi als „Ausbildungsbetrieb“ fungiert, gehört ein großer Umbruch nach einer Saison quasi schon zur Tradition bei den Schwarzgelben. Doch vor dieser Saison nicht. Die Achse der diesjährigen Mannschaft mit Rückhalt Zlatan Alomerovic, Kapitän Marc Hornschuh, Routinier David Solga und Torjäger Tammo Harder war auch schon im letzten Jahr Bestandteil der Elf. Der Kader blieb in weiten Teilen zusammen, und sollte sinnvoll ergänzt werden. Die Länderspielpause nutzt liga3-online.de, um die Neuzugänge der vergangenen Transferperiode einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Wer überzeugte, wer enttäuschte und wo besteht noch Handlungsbedarf?
Guter Griff:
Es war der 33. Spieltag der vergangenen Saison, als Joseph Claude Gyau mit der TSG Hoffenheim bei Borussia Dortmund gastierte. Gyau wurde in der 61. Minute für Eugen Polanski eingewechselt und kam zu seinem zweiten Bundesliga-Einsatz. Was der Amerikaner im Anschluss auf dem Rasen zeigte, schien Dortmunds Verantwortlichen gefallen zu haben. Sie verpflichteten den Mann aus Tampa für das U23- Team für die Spielzeit 14/15. Dort zeigte Gyau von Beginn an, warum der BVB ihn verpflichtet hatte. Seine Stärke: Mit temporeichen Aktionen auf dem linken Flügel den Gegner unter Druck setzen. Vorläufiger Höhepunkt war seine Glanzleistung beim 5:1- Sieg gegen Regensburg, die er mit einem Doppelpack krönte. Seine starken Leistungen gepaart mit Verletzungsproblemen in der Bundesliga-Mannschaft bescherten ihm am fünften Spieltag der ersten Liga einen Kurzeinsatz im Heimspiel gegen den VfB Stuttgart. Auch seine Länderspielkarriere nahm Fahrt auf. Dann der Schock in seinem zweiten Spiel für die US-Boys von Jürgen Klinsmann am 11. Oktober gegen Ecuador: Meniskusverletzung. Eine lange Pause drohte. Doch BVB II-Coach David Wagner bestätigte gegenüber liga3-online.de kürzlich, dass Hoffnung für eine Rückkehr Gyaus noch in diesem Jahr bestehe.
Beeindruckend ist auch wie der slowenische U19- Nationalspieler Jon Gorenc-Stankovic von NK Domzale sich auf Anhieb in Dortmund behauptet hat. Vom ersten Spieltag an gehörte der erst 18-jährige Innenverteidiger zum Stammpersonal von David Wagner. 14 von 17 Partien hat er absolviert und fehlte nur durch Sperren oder Länderspieleinsätze. Hat eine große Zukunft vor sich.
Mitläufer:
Im Sommer wechselte Christoph Zimmermann aus dem Regionalliga-Team von Borussia Mönchengladbach zu Dortmunds „Amateuren“. Hier kam er anfangs zu wenigen Spielminuten. Trainer David Wagner bescheinigte ihm dennoch gute Trainingsleistungen. Das scheint sich jetzt auszuzahlen. Von den letzten sechs Partien kam er fünfmal über 90 Minuten zum Einsatz. Für das Spiel in Dresden muss er aus den Innenverteidigern Zimmermann, Gorenc Stankovic und Kapitän Marc Hornschuh auswählen. Wagner freut es: „Das sind Schwierigkeiten, die ein Trainer gerne hat. Die Qualität ist da, es macht Spaß, den Jungs im Training zuzusehen. Der Konkurrenzkampf ist gut für ihre Entwicklung.“ Gelingt es Zimmermann, sich im Kampf um einen Stammplatz zu behaupten, kann er über den Status als „Mitläufer“ hinauskommen. Durchschnittlich sind bislang auch die Leistungen von Khaled Narey, der aus Leverkusen kam. Der Rechtsverteidiger hat zwar selten Ausreißer nach unten, aber eben auch selten welche nach oben. Mangels Alternativen bleibt er vorerst gesetzt. Linksverteidiger Maximilian Güll, der aus Duisburg gekommen ist, muss sich noch steigern. Stand er auf dem Platz, waren seine Leistungen meist dürftig. Ihn – auch angesichts seiner erst 19 Jahre – nach gerade einmal sieben Einsätzen als „Flop“ abzustempeln, wäre aber zu hart.
Fazit:
Dortmunds Zurückhaltung auf dem Transfermarkt kann im Abstiegskampf noch von entscheidender Bedeutung sein. Die Mannschaft ist eingespielt, sodass nicht auf Schlüsselpositionen erst Neulinge integriert werden mussten. Die wenigen Neuzugänge ergeben alle einen Sinn. Gyau hat direkt bewiesen, dass er ein belebendes Element für das Offensivspiel der Borussia sein kann. Gorenc-Stankovic ist aus der Innenverteidigung kaum mehr wegzudenken. Zimmermann ist mindestens eine gute Alternative für die Abwehr und auch Rechtsverteidiger Khaled Narey besitzt (noch) zu selten gezeigtes Potenzial. Bei dem erst 19-Jährigen Güll bleibt abzuwarten, wie er sich entwickelt.
Ausblick:
Obwohl Dortmunds Zweitvertretung auf Rang 19 und damit dem vorletzten Tabellenplatz liegt, gibt es erstaunlicherweise nur auf wenigen Positionen direkten Handlungsbedarf. Wichtiger wird es sein, dass viele junge Spieler ihre Leistung stabilisieren und die individuellen Fehler abstellen, die immer wieder Punkte gekostet haben. Mit den Comebacks von Stürmer Nick Weber und Mittelfeldakteur Jeremy Dudziak kommen zwei „Neuzugänge“ aus den eigenen Reihen, wenn man die lange Abstinenz der Rückkehrer berücksichtigt. Auch Gyau werde sich „fast wie ein Neuzugang“ anfühlen, meinte Wagner in der vergangenen Woche. Einzig auf den Außenverteidigerpositionen könnte Dortmund aktiv werden. Zwar hat Wagner links in Güll, Bandowski und Knystock drei Alternativen, doch lediglich Knystock, eigentlich Rechtsverteidiger, zeigte bislang Drittliga-Format. Rechtsverteidiger Khaled Narey spielt zwar solide, doch ohne Back-Up fehlt ihm vielleicht der Druck, der noch bessere Leistungen aus ihm herauskitzeln könnte.
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