Transfer-Check Hallescher FC: Große Probleme in der Offensive

Der Hallesche FC gilt nicht als Sommertransferkönig. In den letzten Jahren wurde es fast schon zur Tradition, dass der HFC mit seinen Neuzugängen in der Hinrunde erheblich strauchelt und in der Rückrunde dann ein bis zwei Neulinge die Tabelle zugunsten der Hallenser auf den Kopf stellen. Und auch in dieser Saison blickt man sehnsüchtig auf die Winterwechselperiode, um im Sommer ungenügend ausgefüllte Baustellen neu besetzen zu können. Doch waren wirklich alle Sommertransfers des HFC Enttäuschungen? Mitnichten! Die Länderspielpause nutzt liga3-online.de, um die Neuzugänge der vergangenen Transferperiode einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Wer überzeugte, wer enttäuschte und wo besteht noch Handlungsbedarf?

Königstransfer

Der bisherige Gewinner der HFC-Saison ist einer, der eigentlich als Ergänzung geholt wurde. Maximilian Jansen profierte zu Saisonbeginn von der dünnen Besetzung der Sechserposition und den Verletzungen seiner Kollegen und spielte sich vom ersten Spieltag an in die Startelf der Saalestädter. So weit, so gut. Doch was der erst 21-Jährige Mittelfeldspieler dann für Leistungen auf den Rasen zauberte, entzückte sämtliche Beobachter. Jansen kombiniert die Fähigkeit Zweikämpfe spielerisch zu lösen mit einer überdurchschnittlichen Spielübersicht und einem feinen Fuß im Passspiel. Selbst nach weiteren Kaderergänzungen auf seiner Position blieb der Ex-Bochumer in der Startelf und gab Trainer Sven Köhler über die gesamte – durchwachsene – HFC-Hinrunde nie das Gefühl, dass er sich nicht hundertprozentig auf ihn verlassen könne. Was dem Jungspund zum totalen Glück noch fehlt, ist sein erste Tor im rot-weißen Dress. Das dürfte bei gleichbleibender Leistung aber nur noch eine Frage der Zeit sein.

Guter Griff

Während die Leistung von Maximilian Jansen durchaus als Überraschung gilt, zeigten aber auch einige namhaftere Transfers ansprechende Leistungen im HFC-Trikot. Sommer-Coup Ivica Banovic plagte zwar monatelang eine hartnäckige Verletzung, nach seiner Genesung zeigte der Routinier aber sofort die Leistung, die man sich von ihm erwartet hatte. Er übernahm Verantwortung, bildete mit Zimmergenosse Jansen ein perfektes Mittelfeld-Duo und hofft nun inständig, dass er fit bleibt. Ähnlich gut verlief der Start von Marco Engelhardt, der sich nach einem Konflikt mit seinem ehemaligen Arbeitgeber in Erfurt an die Saale rettete und dort erst das Mittelfeld und nun die Abwehr stabilisiert. Überraschend war der sommerliche Vorstoß von Präsident Michael Schädlich, der sich im August mehr Konkurrenzkampf auf der Torhüterposition wünschte. Es kam Lukas Königshofer aus Wien, immerhin schon für die Nationalmannschaft Österreichs nominiert, und überzeugte, als man ihn brauchte. Denn mitten in der tiefsten Krise der Hallenser patzt ausgerechnet der einstige Rückhalt Pierre Kleinheider mehrfach. Königshofer übernahm und schlug sich brillant. Tendenz? Bleibt vorerst die Nummer eins.

Mitläufer

Nah an der Grenze zum „guten Griff“ war definitiv Sascha Pfeffer. Der Außenstürmer erzielte immerhin drei Tore in 17 Einsätzen. Trotzdem wird man bei Pfeffer das Gefühl nicht los, dass er mangels Alternativen auf dem Platz steht. Sören Bertram verletzte sich nach längerer Pause direkt erneut, Toni Lindenhahn und Selim Aydemir sind sowieso seit Monaten langzeitverletzt und ein Talent wie Stanley Ratifo noch nicht reif genug für regelmäßige Einsätze. Pfeffer tauchte abseits seiner Tore viel zu oft im Durchschnitt ab. Gleiches gilt für die Innenverteidiger Dominic Rau und Florian Krebs. Während sich Krebs ebenfalls mit einer Verletzung plagte, verlor Rau aufgrund schlechter Leistungen zwischenzeitlich seinen Stammplatz – profitierte dann aber von noch schlechteren Leistungen und Verletzungen seiner Kollegen und steht nun wieder regelmäßiger im Kader. Auch bei ihm gilt: Gäbe es konstantere Alternativen, bliebe ihm nur die Bank.

Flop

Wirklich Schwierigkeiten hatten seit ihrer Ankunft in Halle nur Selim Aydemir und Osayamen Osawe. Osawe explodierte förmlich beim Auswärtssieg in Bielefeld und traf nach seiner Einwechslung doppelt, tauchte dann aber schweigend unter. Der junge Brite bekam vor allem in der nach wie vor anhaltenden Schwächephase von Timo Furuholm mehrere Chancen, zeichnete sich aber jedes Mal durch eine erschreckende Torungefährlichkeit aus. Auch Sembolo-Experimente mit ihm auf dem Flügel blieben erfolglos, zuletzt stellte Sven Köhler mit Tony Schmidt sogar einen Flügelspieler in den Sturm. Osawe hat keinen Kredit, bekommt aber Zeit, sich in Halle zu akklimatisieren. Selim Aydemir versagte bereits zu Saisonbeginn im Training, was ihn gegen Spieler wie Gogia oder Pfeffer den Kürzeren ziehen und auf der Bank Platz nehmen ließ. Nach seinen Einwechslungen konnte er nie überzeugen und verletzte sich dann schwer, bevor er sich für regelmäßigere Einsätze empfehlen konnte.

Fazit

Der HFC stand im Sommer vor der komfortablen Situation, auf eine eingespielte Mannschaft aufbauen zu können. Dabei setzte man bei den Transfers nicht unbedingt die falschen Prioritäten, allerdings führten einige schwere Verletzungen dazu, dass man das letzte verbliebene Geld für Positionen investieren musste, die eigentlich ordentlich besetzt waren. Nun mangelt es – mal wieder – vor allem im Offensivbereich, auch wenn die Abwehr keinesfalls bombensicher steht. Nur: Konstanz kann man nicht kaufen.

Ausblick auf den Winter-Transfermarkt

Als im Sommer das Gerücht erschien, der HFC sei an einer Rückholaktion des ehemaligen Flügelspielers Dennis Mast aus Karlsruhe interessiert, rieben Experten sich verwundert die Augen. In der Offensive war der HFC doch gut besetzt. Eine fast abgeschlossene Hinrunde später zerschießt Mast mit Traumtoren die Netze in Bielefeld und der HFC sucht ein weiteres Mal den Superstürmer, sei er in der Zentrale oder auf dem Flügel. Vor allem benötigen Köhler und Co. dringend eine Alternative zum schwächelnden und launischen Timo Furuholm. Probetrainierer Aykut Öztürk dürfte wohl erste Wahl sein. Ob dann noch etwas passiert, hängt von den Abgängen ab. Mit der Genesung der verletzten Spieler, deren Gehalt zuletzt gespart worden war, wachsen auch die Kosten. Und das Geld wächst auch und insbesondere in Halle nicht auf den Bäumen.

   

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