Transfer-Check Hansa Rostock: Die Jugend überrascht

Nach zuletzt vier Spielen ohne Niederlage und dem Heimsieg gegen Stuttgarts Reserve haben sich die Wogen an der Ostsee wieder ein wenig geglättet. Trotzdem verlief die Saison beim Tabellensechszehnten F.C. Hansa Rostock bisher alles andere als rund. Vier Siege aus 17 Partien, 17 Punkte von 51 möglichen und die zweitschlechteste Abwehr der Liga stehen unter dem Strich. Die Länderspielpause nutzt liga3-online.de nun, um die Neuzugänge der vergangenen Transferperiode einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Wer überzeugte, wer enttäuschte und wo besteht noch Handlungsbedarf?

Guter Griff

Christian Bickel wechselte vor der Saison aus Cottbus an die Ostsee und etablierte sich nach dem sechsten Spieltag als feste Größe in der Startelf. Der 23-jährige Mittelfeldspieler, der bereits im vergangenen Jahr in der 2. Bundesliga mit Cottbus auf 22 Einsätze kam, erzielte für die Kogge drei Tore und glänzte zuletzt mit konstant guten Leistungen auf der Außenbahn. Potenzial ist ohne Zweifel vorhanden, er muss es nur regelmäßig abrufen. Rostocks Top-Torjäger ist mit neun Treffern Marcel Ziemer. Vier Tore gegen Regensburg und drei Treffer gegen Stuttgarts Zweite waren sicherlich seine Highlights der Saison. Seine Torausbeute für seinen damaligen Verein Saarbrücken hat er damit schon jetzt übertroffen: für die Saarländer erzielte der Knipser acht Tore und bereitete sieben vor. Für den gelernten Mittelstürmer wäre jedoch mit mehr Konstanz in den Einsätzen noch mehr drin. Max Christiansen, der Ende der vergangenen Saison schon regelmäßig bei den Profis spielte, aber noch für die Rostocker A-Jugend auflief, hat sich mittlerweile zum U19-Nationalspieler entwickelt. Auch in der Liga lief es gut für den 18-jährigen Youngster: seit dem neunten Spieltag stand er immer in der Startelf. Wenn er konzentriert spielt, glänzt er mit gesunder Zweikampfhärte und einem guten Auge für das Aufbauspiel. Sollten die Rostocker den Mittelfeldspezialisten halten können, ist er ein Spieler mit guten Zukunftsaussichten. Ähnlich verhält es sich mit Dennis Srbeny: als feste Größe 2013/2014 in Rostocks Zweiter spielte er seit dieser Saison eine beachtliche Rolle bei den Profis. Der 20-jährige Rechtsfuß stand siebzehnmal im Kader, glänzte mit einem Tor gegen Sonnenhof-Großaspach und überzeugte auch in schlechten Zeiten der Kogge mit konstant guter Leistung,

Mitläufer

Vor der Saison ernannte ihn Cheftrainer Peter Vollmann zum Kapitän, seit dem 14. Spieltag ist bei Innenverteidiger Christian Stuff der Wurm drin. Der als Führungsspieler verpflichtete Ex-Unioner verlor seinen Stammplatz nach zuletzt schwachen Leistungen in der Rostocker Abwehr. Gleiches Schicksal ereilte Kai Schwertfeger. Der Mittelfeldakteur zeigte maximal beim Auftakt gegen Münster eine ordentliche Partie, bekam nach schwächeren Partien dennoch das Vertrauen von Vollmann und spielte ab dem siebenten Spieltag nur noch unregelmäßig. Als Nachfolger von Routinier Mendy gehandelt, wurde Neuzugang Markus Gröger. Durch Leistung wollte der Rechtsverteidiger auf sich aufmerksam machen und sich einen Stammplatz erkämpfen. War er im vergangenen Jahr noch Mannschaftskapitän und Stammspieler bei der Reserve der Eintracht aus Frankfurt, stehen nun unterm Strich lediglich fünf Einsätze in der Startelf der Rostocker.

Flop

Bereits beim SV Wehen Wiesbaden spielte Innenverteidiger Jovan Vidovic als Stammspieler bis zur Entlassung von Peter Vollmann eine wichtige Rolle. Im Sommer holte ihn der Chefcoach dann an die Ostsee. Das Anforderungsprofil eines weiteren großen kopfballstarken und erfahrenen Defensivspielers passte auf den 25-Jährigen. Bei den Hanseaten konnte er diese Anforderungen bis dato jedoch nie erfüllen. Vier Einsätze (zweimal in der Startelf) stehen lediglich auf seinem Konto. Hier besteht enormes Steigerungspotential.

Füllkader

Linksverteidiger Aykut Erdogan spielt momentan in den Planungen Peter Vollmanns keine Rolle. Der 19-jährige wechselte im Sommer von Duisburgs U19, trainiert zwar bei den Profis mit, kam jedoch lediglich auf zehn Einsätze bei den Rostocker Amateuren. Er dürfte es schwierig haben, da A-Junior Lukas Scherff mächtig Druck macht und sich eventuell einiges ausrechnen darf.

Fazit

Insgesamt betrachtet sind die getätigten Transfers solide. Jedoch fällt auf, dass – bis auf Marcel Ziemer und Christian Bickel – keiner der von ‚außerhalb‘ verpflichteten, den Sprung zum Stammspieler geschafft hat. Die Leistungsschwankungen waren zu groß. Die ‚jungen Wilden‘ stechen positiv hinaus. Mit Max Christiansen und Dennis Srbeny haben gleich zwei junge Akteure aus dem Nachwuchs, den Sprung in die erste Elf geschafft. Sorgenkind ist und bleibt die Defensive. 32 Gegentore und die zweitschlechteste Abwehr der Liga sind zu viel. Hier besteht Handlungsbedarf.

Ausblick

Hansa bezeichnet sich selbst als jungen und dynamischen Ausbildungsverein. Viel Wert wird auf die Entwicklung des Nachwuchses gelegt. Mit Max Christiansen beschäftigen die Hanseaten einen Spieler, der aufgrund seiner Leistungen in den Fokus anderer Vereine gelangt ist. Bleibt die sportliche Situation weiterhin negativ und besuchen immer weniger Zuschauer die Heimspiele der Kogge, fehlen den Verantwortlichen wichtige Einnahmen. Clubchef Michael Dahlmann machte in einem Interview deutlich, dass ‚man dann auch über Spielerverkäufe wie Max Christiansen nachdenken muss‘. Ein ebenso offenes Geheimnis ist die Tatsache, dass David Blacha seinen auslaufenden Vertrag nicht verlängern möchte. Sollte er noch in der Winterpause wechseln, wäre das die einzige Option für Hansa, noch etwas Geld in die klammen Vereinskassen zu bekommen. Viel Bewegung auf dem Transfermarkt wird es somit für die Kogge nach der Hinrunde nicht geben. Vergessen darf man auch nicht, dass die Langzeitverletzten Shervin Radjabali-Fardi, Tommy Grupe (beide Kreuzbandriss) und Halil Savran (Schulterverletzung) hoffentlich in der Rückrunde wieder angreifen werden. Dem Konkurrenzkampf innerhalb der Mannschaft dürfte dies nur förderlich sein.

FOTO: Sebastian Ahrens / rostock-fotos.de

 

 

   

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