Trotz Derby-Pleite: Leonhardt tendiert weiterhin zu Rost
Auch wenn der FC Erzgebirge Aue nach acht Spieltagen als einziges Team noch immer sieglos ist, den letzten Tabellenplatz belegt und im Derby gegen den FSV Zwickau (0:1) eine blutleere Vorstellung bot: Präsident Helge Leonhardt tendiert "weiterhin dazu", an Trainer Timo Rost festzuhalten.
"Einer der traurigsten Tage, die ich erlebt habe"
Wer im Lößnitztal dachte, die 1:5-Klatsche gegen den SV Wehen Wiesbaden am 14. August war der Tiefpunkt, der sah sich am Sonntag – nur vier Wochen später – eines Besseren belehrt. Im Derby gegen den FSV Zwickau boten die Veilchen eine erschreckend schwache Vorstellung, erspielten sich keine echte Torchance und unterlagen verdient mit 0:1. Und als wäre das nicht schon schlimm genug gewesen, kam es in der Schlussphase sowie nach der Partie zu Krawallen mit Pyro-Würfen auf das Feld und Attacken auf gegnerische Spieler, von denen einer sogar leicht verletzt worden ist.
Nachdem Präsident Helge Leonhardt sich unmittelbar nach der Partie und den Geschehnissen im Anschluss nicht äußern wollte, spricht er mit etwas Abstand bei "Tag24" nun von einem der "traurigsten Tage, die ich erlebt habe". Lautstark skandierten die Fans "Wir haben die Schnauze voll" und forderten unüberhörbar: "Vorstand raus". Auf die Rufe angesprochen, behält Leonhardt noch die Ruhe: "Es werden immer Schuldige gesucht. Das ist normal."
Gleichwohl sagt er aber: "Sollte der Aufsichtsrat kein Vertrauen in den Vorstand mehr haben, übernehme ich allein die Verantwortung, weil meine Kollegen alles für den Verein tun. Da zeige ich Charakter und Anstand, denn dazu bin ich den fast 10.000 Mitgliedern verpflichtet. Jedenfalls weiß ich, in all den Jahren alles mit bestem Wissen und Gewissen sowie höchstem Einsatz für den Verein gegeben zu haben."
Wohl weiter Vertrauen in Rost
Und wie geht es für Rost weiter? Argumente für eine Weiterbeschäftigung hat der 44-Jährige am Sonntag nicht gesammelt. Dennoch scheint er im Amt zu bleiben: "Ich tendiere weiterhin dazu, zum Trainer zu stehen, auch wenn andere seinen Kopf fordern", so der Aue-Boss. Ganz so überzeugend wie noch in der Vorwoche ("Es wird aber keinen Aktionismus geben") klingt das jedoch nicht. Der 63-Jährige betont aber: "Wir können doch jetzt auch die Mannschaft nicht mehr ändern." Anders als in der Vergangenheit, als Leonhardts Zündschnur oft eine kurze war – Aleksey Shpilevski musste vor einem Jahr schon nach sieben Spieltagen gehen -, setzt Leonhardt nun offenbar auf den Faktor Zeit, um den achten Trainerwechsel seit 2017 zu verhindern.
Denn vom Kader ist der Präsident überzeugt, wie er zuletzt mehrfach betonte: "Das Problem ist, dass wir die Dinge nicht auf den Platz bekommen, obwohl die Substanz da ist." Ob am Freitag nun ausgerechnet beim TSV 1860 München, der sechs seiner acht Spiele zum Teil sehr überzeugend gewonnen hat, die Trendwende gelingt? Falls nicht, wäre in der Länderspielpause jedenfalls ausreichend Zeit, um doch einen Trainerwechsel vorzunehmen. Rost selbst hatte am Sonntag nach der Derby-Pleite angekündigt, sich hinterfragen zu wollen, warum es die Mannschaft nicht schafft, die Leistungen aus dem Training auf den Platz zu bringen. Eine Antwort darauf – so scheint es zumindest – darf der 44-Jährige in den nächsten Tagen und am Freitag selbst liefern.