Trotz Rekordstart: Es brodelt beim SV Waldhof Mannheim
Mit 20 Punkten aus zwölf Spielen hat der SV Waldhof Mannheim den besten Saisonstart in seiner Drittliga-Historie hingelegt und rangiert bei einem Spiel weniger nur drei Zähler hinter einem direkten Aufstiegsplatz. Doch während es sportlich kaum besser laufen könnte, brodelt es hinter den Kulissen.
Beachtliche Leistung trotz schwieriger Umstände
Es war bemerkenswert, wie der Waldhof am Samstag gegen den FSV Zwickau aufgetreten ist: Obwohl fast zwei Wochen lang aufgrund mehrerer Corona-Fälle kein normales Training möglich war, zwischenzeitlich 17 Spieler in Quarantäne mussten und erst am Freitagvormittag klar war, dass überhaupt gespielt werden kann, zeigten die Kurpfälzer eine starke Leistung, gingen in Führung und hätten drei Punkte durchaus verdient gehabt. Doch mit dem Remis konnten die Beteiligten um Trainer Patrick Glöckner im Nachgang leben, erwartet worden war ein Zähler nach der überaus schwierigen Vorbereitung mit nur einer gemeinsamen Trainingseinheit am Freitag keineswegs.
Und auch sonst läuft es bei den Kurzpfälzern: Mit einem Spiel weniger belegt der Waldhof den fünften Tabellenplatz, hat nur drei Zähler Rückstand auf Rang zwei, ist das beste Heimteam und musste sich erst zweimal geschlagen geben – einmal weniger als der souveräne Tabellenführer aus Magdeburg. So erfolgreich ist Mannheim noch in keine Drittliga-Serie gestartet. Noch dazu steht der SVW erstmals seit der Saison 2002/03 wieder in der zweiten Runde des DFB-Pokals, wo am Mittwoch Union Berlin wartet.
Bruch zwischen Kompp und Kientz
Alles bestens also beim SVW? Mitnichten. Während es sportlich läuft, herrscht hinter den Kulissen Unruhe. Der Grund: Zwischen Geschäftsführer Markus Kompp und Sportchef Jochen Kientz ist ein Machtkampf entbrannt. Dass das Verhältnis der Beiden nicht mehr das Beste sein soll, ist schon seit Monaten bekannt. Wie zu hören ist, soll es zuletzt endgültig zu einem Zerwürfnis gekommen sein. So berichtet etwa die "Bild" davon, dass das Vertrauensverhältnis zwischen Geschäftsführer und Sportchef "komplett zerstört" sei. Auslöser war die Schuldfrage, wie es zu dem massiven Corona-Ausbruch innerhalb der Mannschaft kommen konnte. In der vergangenen Woche waren Berichte aufgekommen, wonach ein von Kientz organisierter Mannschaftsabend anlässlich seines 49. Geburtstages am 29. September das Virus in das Team getragen haben könnte. Im "Mannheimer Morgen" hatte der Sportchef dieser Darstellung zuletzt vehement widersprochen.
Auch vor dem Spiel gegen Zwickau wies er im "Telekom"-Interview die Verantwortung für die Infektionslage, die augenscheinlich durch Nachlässigkeiten beim Hyginekonzept entstanden ist, von sich: "Mein Arbeitsbereich ist das Sportliche, nicht die Organisation dieser Dinge. Es wurde mir ganz klar gesagt, dass das nicht meine Aufgabe ist." Beim Mannschaftstreffen seien alle Vorsichtsmaßnahmen strikt eingehalten worden. Für ihn zähle nur, dass die Mannschaft, die er seit 2017 aufgebaut habe, erfolgreich ist. "Und was dann mit mir ist, ist mir scheißegal", so die deutlichen Worte des 49-Jährigen. Und dennoch: Dass Kientz in der kommenden Saison noch für den Waldhof tätig sein wird, scheint ausgeschlossen. Bereits am Samstag hatte der "Mannheimer Morgen" unter Berufung auf "mehrere Quellen" berichtet, dass die "Ära des Managers in Mannheim zu Ende gehen wird". Möglicherweise sogar schon zur Winterpause.
Plakat und Gesänge gegen Kompp
Der Dauerzwist zwischen Kompp und Kientz beschäftigt auch die Fans. Am Samstag zeigten die aktiven Waldhof-Anhänger auf der Otto-Siffling-Tribüne hinter dem Tor ein Spruchband, das sich gegen den Geschäftsführer richtete: "Die eigenen Fehler immer verkannt, stets ein Bauernopfer zum Sündenbock ernannt" Mit "Sündenbock" ist Kientz gemeint. Darüber hinaus wurde Kompp mit Schmähgesängen und Beleidigungen bedacht. Es brodelt also gewaltig hinter den Kulissen – und das, obwohl die Kurpfälzer nach 18 Jahren wieder Richtung 2. Liga schielen dürfen. Ob sich die Unruhe auch auf die Mannschaft auswirken wird?