TSV 1860: Seit Mitte September wie ein Abstiegskandidat
So desolat die Leistung des TSV 1860 München gegen den SC Verl war: Weil auch Wiesbaden, Saarbrücken, Osnabrück und Dresden am Wochenende allesamt nicht gewinnen konnten, ist tabellarisch nichts passiert. Noch immer sind es nur fünf Zähler Rückstand auf Rang 4, was durchaus überrascht. Denn seit Mitte September punkten die Löwen wie ein Abstiegskandidat.
Nur 15 Punkte seit dem 8. Spieltag
Sechs Siege, keine Niederlage, 19 Punkte, Tabellenerster! Die Welt des TSV 1860 Anfang September, sie hätte besser kaum sein können. Immerhin drei Punkte lagen die Löwen zu diesem Zeitpunkt vor Elversberg, Platz 4 war sogar auf sechs Zähler distanziert. Dann kam jedoch das Duell mit der SVE, und 1860 musste die erste Niederlage der Saison einstecken. Zu dem Zeitpunkt sicherlich kein Weltuntergang, auch wenn Sechzig die Tabellenführung an die Elversberger abgeben musste. Doch was damals noch keiner ahnte und wahrscheinlich auch nicht für möglich gehalten hätte: Die 1:4-Pleite beim mittlerweile souveränen Spitzenreiter stellte den Startpunkt einer Talfahrt dar, die immer noch anhält und angesichts von nur einem Sieg aus den vergangenen zehn Partien zuletzt nochmals deutlich an Geschwindigkeit aufnahm.
Zwar konnte 1860 sich nur sechs Tage nach der Niederlage beim Aufsteiger mit einem 3:1 gegen Aue rehabilitieren, doch es war nur einer von vier Siegen, die in den 16 Spielen seit der Niederlage in Elversberg folgten. Hinzukamen noch drei Unentschieden, sodass 1860 in diesem Zeitraum bei lediglich 15 Punkten steht. Es ist die Bilanz eines Abstiegskandidaten, was auch die Tabelle seit dem 8. Spieltag zeigt. In dieser belegen den Giesinger nämlich Platz 16 – noch hinter Teams wie Borussia Dortmund II und der SpVgg Bayreuth, die um den Klassenerhalt kämpfen.
Davon ist 1860 dank des überragenden Saisonstarts und angesichts eines Vorsprungs von 13 Zählern auf die Abstiegszone zwar noch weit entfernt, doch es sollte schon zu denken geben, dass die SV Elversberg im angesprochen Zeitraum satte 30 Punkte mehr geholt hat als 1860. Selbst der SC Verl, gegen den der TSV am Sonntag erstmals in seiner Drittliga-Historie unterlag, fuhr fast doppelt so viele Zähler ein. Und das mit einem deutlich niedrigeren Etat und weitaus weniger namhaften Spielern.
Ein Riss durch die Mannschaft?
Ist der auf dem Papier gut besetzte Kader der Löwen überschätzt worden? Die Gründe für die desaströse Bilanz seit dem 8. Spieltag sind vielschichtig. Sicherlich gehört zu Wahrheit dazu, dass Spieler wie Martin Kobylanski, der in den letzten drei Partien nur auf der Bank saß, und Joseph Boyamba deutlich hinter den Erwartungen geblieben sind und auch Winter-Neuzugang Raphael Holzhauser mit erst zwei Torbeteiligungen in sechs Spielen noch nicht das gezeigt was, was erhofft worden war.
Doch vielmehr ist eine große Verunsicherung innerhalb der Mannschaft zu spüren, mitunter ist gar von einem Riss die Rede. Laut der "Abendzeitung" soll dieser entlang der Michael-Köllner-Befürworter verlaufen. Die Spieler, die mit dem Ex-Trainer gut konnten, seien von den anderen isoliert. Es sei, heißt es, untereinander ein Vertrauensverlust in die Kabine eingezogen. Auch Sportchef Günther Gorenzel hat es bislang nicht geschafft, den Riss zu kitten und das Team durch die Krise zu führen. Die Worte von Kapitän Stefan Lex nach der Partie gegen Verl ("Ich hoffe, dass bald ein neuer Trainer kommt, der uns wieder auf Vordermann bringt und Energie freisetzt") klangen schon fast wie ein Hilferuf.
Weil sich die Gesellschafter jedoch offenbar weiterhin nicht einig sind und die Investorenseite um Hasan Ismaik benötigte Gelder nicht freigibt, lässt die geplante Verpflichtung von Achim Beierlorzer weiterhin auf sich warten und sorgt dafür, dass die Löwen nun auf den Tag genau seit drei Wochen ohne Cheftrainer sind. Ein viel schlechteres Bild könnten die Löwen derzeit kaum abgeben. Und weil die Zeit langsam schon knapp wird, scheint es nicht unwahrscheinlich, dass Gorenzel auch am Freitag im Spiel gegen den Halleschen FC auf der Bank sitzen wird. Sollte der HFC gewinnen, würden sie in der Tabelle seit dem 8. Spieltag übrigens an 1860 vorbeiziehen und die Löwen auf einen Abstiegsplatz abrutschen lassen.