Türkgücü-Lebenszeichen: "Nicht das große Glück gebraucht"
122 Tage! So lange musste Türkgücü bis Mittwochabend auf den sechsten Saisonsieg warten, ausgerechnet im Stadtduell gegen 1860 München platzte beim 2:1-Erfolg nun der Knoten. Doch die Freude über das Lebenszeichen wird nur von kurzer Dauer sein: Wohl noch in dieser Woche wird der DFB den Neun-Punkte-Abzug aufgrund der Insolvenz offiziell beschließen.
"Mannschaft hat es einfach verdient"
Andreas Heraf riss die Arme hoch, die 500 Türkgücü-Fans unter den 8.500 Zuschauern im Olympiastadion (Rekordkulisse) jubelten: Er war perfekt, der erste Sieg seit Ende Oktober. 13 Spiele lang musste Türkgücü auf drei Punkte warten, gegen die Löwen war es nun soweit. "Solche Tage gibt es im Fußball. Wir haben nicht das große Glück gebraucht, um diesen Sieg einzufahren", meinte Heraf nach seinem Premierensieg bei "MagentaSport", schob aber nach, dass der Erfolg "nicht unverdient" gewesen sein. Aus dem 1860-Lager wird da wohl kaum jemand widersprechen – zu schwach war die Leistung der Löwen an diesem Abend. Der Auftritt von Türkgücü dagegen war ansprechend. Während seine Mannschaft speziell in der 1. Halbzeit "taktisch überragend gespielt hat", so der Österreicher, habe sie in der zweiten Hälfte "alles in die Waagschale geworfen" – und sich am Ende durch die Tore von Eric Hottmann (77.) und Sercan Sararer (85. / Elfmeter) belohnt.
"Wir haben es als Mannschaft einfach verdient, weil wir in den letzten Wochen extrem gefightet haben und allen Widerständen getrotzt haben", sagte Torschütze Hottmann am "Telekom"-Mikrofon, während er in einen "Türkgücü"-Schlachtruf der Fans einstimmte. Auf die Frage, was der Sieg freisetzen könne, antwortete der 22-Jährige: "Wir wissen, dass einige Leute zuschauen. Vielleicht wird dadurch der eine oder andere Investor auf uns aufmerksam."
Neun-Punkte-Abzug wohl in Kürze fix
Um den Abzug von neun Punkten wird Türkgücü nach dem Antrag auf Insolvenz vor zweieinhalb Wochen allerdings nicht umher kommen. Dem Vernehmen nach wird der DFB den entsprechenden Beschluss noch in dieser Woche offiziell fassen, sodass die Münchner – nachdem sie die Abstiegsränge durch den Sieg gegen 1860 verlassen konnten – auf den letzten Platz zurückfallen werden. Angesichts von dann neun Punkten Rückstand auf das rettende Ufer bei nur noch zwölf ausstehenden Spielen wäre der Klassenerhalt kaum noch realistisch. Das ist auch Heraf durchaus bewusst, wie er nach der Partie durchblicken ließ: "Letztlich geht es darum, sich Woche für Woche zu präsentieren, weil keiner weiß, wie es im Sommer weitergeht." Von einem Neustart in der Regionalliga bis zu einem endgültigen Aus scheint alles möglich.
Ob Türkgücü den Spielbetrieb bis zum Saisonende fortsetzen kann, ist unterdessen weiterhin offen. Nach aktuellem Stand sind erstmal nur die nächsten beiden Partien gegen Duisburg (Samstag) und Saarbrücken (28. Februar) noch abgesichert. Die entscheidende Frage ist: Gelingt es den Verantwortlichen, neue Geldgeber zu finden? Oder investiert Hasan Kivran doch nochmal? Sollte Türkgücü den Spielbetrieb vor den letzten fünf Spieltagen (Mitte April) einstellen, würden alle Partien der Münchner annulliert und aus der Wertung genommen werden. Meldet sich TGM innerhalb der letzten fünf Spieltage ab, blieben alle Duelle in der Wertung, während die nicht ausgetragenen Spiele mit drei Punkten und 2:0 Toren für den Gegner gewertet werden würden. In beiden Fällen wäre Türkgücü endgültig erster Absteiger.