Türkgücü München vor Durchmarsch: "Wäre eine Sensation"

Türkgücü München hat in der Regionalliga Bayern den Aufstieg in die 3. Liga fest im Visier: Mit acht Punkten Vorsprung geht der Spitzenreiter nach der Winterpause Anfang März in die restlichen zwölf Saisonbegegnungen. Dabei schnuppert der Klub aus dem Münchner Stadtrand-Ortsteil Heimstetten schon einmal die Luft der untersten deutschen Profiliga.

Umzug an die Grünwalder Straße

Denn für den Saisonendspurt zieht Türkgücü bereits in das vom Lokalrivalen und womöglich künftigen Ligakonkurrenten 1860 München genutzte Stadion an der Grünwalder Straße: Ohnehin "müssen wir bei einem Aufstieg diesen Weg gehen“, erläuterte Geschäftsführer Robert Hettich in einem Interview mit der Online-Portal transfermarkt.de den Umzug als mutmaßlichen Vorgriff auf die Zukunft und verweist auf die nicht zu erfüllenden Auflagen für eine Drittliga-Lizenz im heimischen Sportpark (5.000). Bereits in den 80er Jahren spielte Türkgücü im Grünwalder Stadion. Offen ist allerdings, ob im Sommer mit 1860, Bayern II und Türkgücü möglicherweise gleich drei Drittligisten in einem Stadion spielen können. Allein schon im Hinblick auf die Terminierungen der Spieltage dürfte das zum Problem werden. Durch den Umzug erhofft sich der Klub derweil eine Steigerung der Zuschauerzahlen: Bisher strömten im Schnitt nur 461 Fans zu den Heimspielen – und das trotz des sportlichen Erfolgs.

Die Pläne für den nächsten Schritt musste Hettich nach eigenen Angaben trotz zuvor zwei Aufstiegen nacheinander spontan entwickeln: "Der Aufstieg wäre schon eine Sensation, weil wir im Sommer eine komplett neue Mannschaft zusammengestellt haben.“ Eine Mannschaft, in der anders als der Vereinsname vermuten lässt, türkischstämmige Spieler nicht die Mehrheit im Kader von Trainer Reiner Maurer verkörpern. Gerade einmal ein halbes Dutzend Akteure hat Wurzeln im Land am Bosporus, dazu kommen lediglich noch zwei weitere ausländische Spieler – darunter der frühere Bundesliga-Profi Sercan Sararer. Im Kader finden sich zudem mehrere Ex-Drittliga-Spieler wie Mario Erb und Alexander Sorge. Die "türkische Kraft“ kommt buchstäblich als Multikulti-Truppe mit laut Hettich "Spielern, die aus der Region kommen oder sich zumindest mit der Stadt, dem Verein und dem Umfeld identifizieren können“, daher. Aufgrund der Mischung spricht Hettich von Türkgücü als "Paradebeispiel für gelungene Integration“.

Trotz Investor: Seit Jahren keine Ablöse gezahlt

Der Höhenflug der Münchner ist natürlich auch auf wirtschaftliche Faktoren zurückzuführen. Der Einstieg von Geschäftsmann Hasan Kivran vor drei Jahren leitete die Zeitenwende bei dem Klub ein, der Mitte der 70er Jahre von türkischen Gastarbeitern gegründet worden war und bis in die 90er Jahre mehrmals in der seinerzeit drittklassigen Bayernliga antrat. Infolge einer Insolvenz jedoch verschwand Türkgücü seit 2001 in den Niederungen des Amateurbereichs, bis Kivran neue Ansprüche möglich machte. Neben Ex-Zweitligist Schweinfurt 05 können Maurers Spieler als einziges Liga-Team unter professionellen Rahmenbedingungen trainieren.

Wie frühere Emporkömmlinge wie 1899 Hoffenheim oder RB Leipzig schlägt auch Türkgücü aufgrund des Engagements eines potenten Investors viel Skepsis entgegen. Man sei "ein Münchner Traditionsverein“, betont Hettich mit Blick auf die Klubhistorie einen wichtigen Aspekt und widerspricht dem Türkgücü-Image als "Retortenklub“. Tatsächlich auch haushalten die Münchner mit ihren Mitteln und setzten stattdessen auf eine Personalpolitik mit Augenmaß und Expertise. "Gerade im Südwesten“, zieht Hettich zur Erläuterung der Münchner Personalpolitik einen Vergleich, "gibt es einige Vereine, die einen wesentlich höheren Etat haben als wir. In den letzten Jahren haben wir für keinen Spieler eine Ablöse bezahlt." Mittelfristig peilt die Klub die 2. Bundesliga an.

   

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