Türkgücü vor historischer Premiere im Olympiastadion
Historische Premiere im Olympiastadion: Mit dem Heimspiel von Türkgücü München gegen den SV Wehen Wiesbaden findet am Samstag erstmals ein Drittliga-Spiel in der alt-ehrwürdigen Sportstätte statt. Überhaupt rollt erstmals seit 2012 wieder der Ball, regelmäßigen Spielbetrieb gab es zuletzt vor 15 Jahren.
Geschichtsträchtiger Ort
Über 3.000 Tage ist es her, als am 17. Mai 2012 das Finale der Women’s Champions League zwischen Olympique Lyon und 1. FFC Frankfurt im Olympiastadion ausgetragen wurde – 50.000 Fans kamen damals. Mit Türkgücü München kehrt der Fußball in das 1972 anlässlich der Olympischen Spiele eröffnete Stadion nun zurück. "Das ist eine ganz besondere Freude für uns", sagte Geschäftsführer Max Kothny auf der Pressekonferenz vor dem Heimspiel gegen Wiesbaden. Es sei viel Geduld nötig gewesen, um das Stadion nach mehreren Jahren ohne Fußball spielfertig zu bekommen. "Die Flutlichter wurden teilweise erneuert, außerdem wurden die Tore und Auswechselbänke aus dem Keller geholt. Aber aus 30 Jahren Profifußball war noch vieles da", berichtet Kothny.
Zwischen 1972 und 2005 war das Olympiastadion vor allem die Heimat des FC Bayern München, der in diesem Zeitraum 17 Mal Deutscher Meister wurde. 1974 wurde Deutschland im Olympiastadion zum zweiten Mal Weltmeister und auch sonst erlebte die Sportstätte viele große Partien, wie das EM Finale 1988 oder die Endspiele der Champions-League 1993 und 1997. "Wir wollen nun unseren Teil zu den Gesichtsbüchern im Olympiastadion beitragen", kündigt Kothny an. Bis zu acht Partien wird Türkgücü in dieser Saison in der alt-ehrwürdigen Spielstätte austragen, für die Partie gegen Wiesbaden werden zunächst 1.500 Tickets verkauft. "Wir haben aber noch einen Puffer und können das Kontingent aufstocken", erklärt der 23-Jährige. Da die Stadt München 10 Prozent der Kapazität freigegeben hat, könnten theoretisch bis zu 5.000 Fans am Samstag dabei sein.
Eine "extra Motivation"
"Wir freuen uns, endlich vor den eigenen Anhängern spielen zu können", so Sercan Sararer. Dass die erste Partie vor den eigenen Fans im Olympiastadion stattfindet, ist für den Türkgücü-Kapitän ein besonderes Erlebnis: "Ich weiß noch, wie ich dort die Bayern-Spiele verfolgt und gedacht habe, dass ich auch mal in diesem Stadion spielen will. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen." Die Unterstützung durch den eigenen Anhang "wird für eine extra Motivation sorgen", ist sich Sararer sicher. Dabei kann sich der Saisonstart des Aufsteigers schon jetzt sehen lassen: Fünf Punkte nach drei Partien bedeuten Rang sechs, zudem fielen in den Spielen mit Türkgücü bereits 15 Tore – Liga-Bestwert. Dass der Aufsteiger mit neun Treffern die beste Offensive der Liga stellt, ist vor allem der Verdienst von Sararer: Mit zwei Toren und fünf Vorlagen führt der 30-Jährige die Scorerliste der 3. Liga an.
"Sercan ist in Top-Form", weiß auch Trainer Alexander Schmidt. Mit dem SV Wehen Wiesbaden warte nun ein "harter Brocken" und eine "gefühlte Zweitliga-Truppe", so Schmidt. Der Türkgücü-Coach rechnet mit einer kompakt verteidigenden Mannschaft – und ruft ein klares Ziel aus: "Wir müssen schauen, dass wir hinten die Null halten". Gegen Mannheim gelang das angesichts von vier Gegentoren zuletzt nicht. "Ich spiele lieber 1:0 als 5:4", gab Schmidt offen zu.
Perspektivisch bis zu 20.000 Zuschauer
Wie viele Fans am Samstag kommen werden, spielt für den Übungsleiter keine Rolle. Perspektivisch glaubt Schmidt aber, dass "15.000 bis 20.000 Zuschauer möglich sein könnten, wenn Corona vorbei ist. Das habe ich im Gespür." Vor allem die türkischen Fans in und um München "sehen, was sich hier bewegt. Die Leute sind neugierig." Es sei eine "kleine Euphorie" entstanden. Daran will der ambitionierte Aufsteiger, der bis 2023 in die 2. Bundesliga möchte, am Samstag anknüpfen – an einem historischen Tag.