"Tut weh": Tiefe Trauer und erneuter Schiri-Ärger in Bayreuth
Sonderlich groß war die Hoffnung auf den Klassenerhalt bei der SpVgg Bayreuth zwar schon vor dem Spieltag nicht mehr, dennoch schmerzt der nun besiegelte Abstieg. Nach der 1:4-Pleite gegen Köln herrschte tiefe Trauer, nach nur einem Jahr zurück in die Regionalliga zu müssen. Zudem gab es zum wiederholten Male Schiri-Ärger.
Für Kolbeck eine "komische Situation"
Mit aufmunterndem Applaus wurden sie nach Schlusspfiff vor dem Fanblock empfangen, die Spieler der SpVgg Bayreuth, während aus dem Stadionboxen "Hey Jude" von den Beatles erklang. Nein, wütend waren die Fans auf ihre Mannschaft trotz des Abstiegs nicht. Auch die Protagonisten selbst stürzten nicht ins Tal der Tränen, hatte sich der Abstieg nach nunmehr sechs Niederlagen in Folge doch schon abgezeichnet. Nichtsdestotrotz sei die Mannschaft niedergeschlagen gewesen, wie Interimscoach Julian Kolbeck bei "MagentaSport" berichtete.
Für den 29-Jährigen, der bisher als Co-Trainer fungiert hatte, war es nach dem Aus von Thomas Kleine am vergangenen Sonntag die erste Partie, die er coachen durfte. Dass er direkt zum Debüt den Abstieg hinnehmen muss, sei "eine komische Situation" und "tut weh". Zumal sich eine derart hohe Niederlage nicht angedeutet hatte, nachdem die Oberfranken nach 26 Minuten in Führung gegangen waren. Doch noch in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit fiel der Ausgleich, ehe die Kölner nach 53 Minuten in Führung gingen.
"Der war sehr deutlich im Aus"
Allerdings hätte der Treffer aus Sicht der Bayreuther nicht zählen dürfen, da der Ball zuvor im Toraus gewesen sein soll. Die TV-Bilder lassen das in der Tat vermuten, liefern allerdings keinen eindeutigen Beweis. Kolbeck legte sich dennoch fest: "Der war sehr deutlich im Aus." Dieser Treffer habe mit den Jungs "was gemacht", schilderte der 29-Jährige, denn nur drei Zeigerumdrehungen später fiel das 1:3, womit die Partie bereits entschieden war. "Das 1:2 war der Knackpunkt. Steht es länger 1:1, hätten wir es offen halten können."
Dass Bayreuth dann zum wiederholten Mal in dieser Saison – bislang wurde die Altstadt laut liga3-online.de-Experte Babak Rafati bereits 18 Mal benachteiligt, was den Liga-Höchstwert bedeutet – durch eine umstrittene Entscheidung auf die Verliererstraße geriet, "passt ins Bild". Doch den Abstieg an den Schiedsrichtern festmachen wollte Kolbeck keinesfalls. "Wir müssen keine Ausreden suchen", sagte der Interimscoach und verwies darauf, dass Bayreuth vorne oft "klarste Chancen nicht genutzt" habe und hinten überaus anfällig gewesen sei. Die Zahlen bestätigen das: 36 Tore bedeuten den schwächsten Angriff, 77 Gegentore die schwächste Abwehr. Entsprechend ist der Abstieg folgerichtig.
Petzold: "Aufstieg ist mein Anspruch"
Ob Kolbeck auch in der kommenden Saison für die Oberfranken aktiv sein wird und wenn ja, in welcher Rolle, sei noch Zukunftsmusik. Da er sich im Bewerbungsverfahren für die A-Lizenz befindet, dürfte er den Job theoretisch weiter ausüben. Nun gelte es, "nochmal zwei gute Spiele zu machen", ehe in der Sommerpause ein "ordentlicher Kader" zusammengestellt werden müsse, um "oben angreifen" zu können.
Ähnlich ambitioniert äußerte sich auch Torhüter Luca Petzold, der bislang als einziger Spieler über einen Vertrag für die Regionalliga verfügt. Ziel müsse es sein, oben mitzuspielen. "Der Aufstieg ist mein Anspruch", betonte der Keeper. Kein einfaches Unterfangen, zumal der Meister der Regionalliga Bayern in der kommenden Saison nicht direkt aufsteigt und die Konkurrenz mit Vereinen wie Bayern II, den Würzburger Kickers und möglicherweise der SpVgg Unterhaching groß ist. Doch das erste Jahr im Profifußball nach 32-jähriger Abstinenz hat Lust auf mehr gemacht.