Über Zusammenwirken und Ängste: Die Sechser beim FC Hansa
Im modernen Fußball wird sie gerne als die Schlüsselposition bezeichnet: die „Sechs“. Ein Sechser ist das Verbindungsglied zwischen Offensive und Defensive und muss daher natürlich seine Stärken in beiden Bereichen mit einbringen. Da die Position so enorm wichtig ist, gibt es die Variante der Doppel-Sechs, in der zumeist ein Spielgestalter und ein Spieler vom Typ „Zerstörer“ sich die Aufgaben teilen. Das das keine strikte Aufgabenteilung sein muss und wie enorm wichtig diese Position für das Spiel einer Mannschaft sein kann, beweisen momentan zwei Spieler des F.C. Hansa Rostock: Der eine hat rote Haare und der andere ist blond, der eine 1,87m groß, der andere 1,82m. Die Rede ist von Ken Leemans (29) und Leonhard Haas (30).
Aufgabenteilung und Kooperation
Haas, der im Sommer kurz vor Ende der Transferperiode noch von Ex-Trainer Wolfgang Wolf geholt wurde, bestritt seine erste Partie unter selbigem im Hansa-Dress in Burghausen als Ersatz von Leemans, der wegen einer gelb-roten Karte aus dem Spiel in Darmstadt gesperrt fehlte. Die Premiere ging daneben und Hansa verlor mit 2:0. Beim darauffolgenden Heimspiel gegen Wehen-Wiesbaden(1:1) spielten beide dann erstmals gemeinsam auf der Doppel-Sechs, eine Situation, die sich auch seit dem Trainerwechsel von Wolf zu Fascher nicht änderte. Das einzige, was sich fortan änderte, war der Erfolg, den die Mannschaft seit der Verpflichtung von Fascher hat. Einer der großen Bausteine dieses Erfolges ist das Zusammenwirken der beiden Mittelfeldspieler, die gemeinsam die Fäden ziehen und gleichzeitig verteidigen. Auf dem Papier ist Haas, der aus Ingolstadt kam, der offensivere, während Leemans seine Stärken eher im Defensivbereich hat, doch mittlerweile sind die Übergänge fließend und jeder ist auch in der Lage, die eigentliche Rolle des Anderen gut auszufüllen.
Die Angst
Dass der Belgier und der Bayer durch ihre Leistungen eine tragende Rolle spielen, ging in den letzten Wochen ein wenig unter, in denen Stürmer Ondrej Smetana durch seine Tore für Furore sorgte. Doch die beiden sind ohnehin bescheiden und wollen einfach nur ehrliche Arbeit machen. Momentan geht an der Ostsee allerdings die Angst um, dass das funktionierende Konstrukt auseinandergerissen wird. Bereits am vergangenen Freitag drohte dieser Fall einzutreten, denn der Belgier, der zuletzt fünf Jahre für VV Venlo in den Niederlanden kickte, konnte aufgrund von Adduktorenproblemen kaum trainieren, doch letztlich präsentierte sich ein typischer
Ken Leemans, der auf die Zähne biss und bis zur 65. Minute kämpfte.
Das Konto und die Unterschiede
Die eigentliche Gefahr neben der Verletzung ist aber eine andere: Das „Gelbe-Karten-Konto“ der zwei zentralen Mittelfeldspieler weist momentan jeweils vier gelbe Karten auf. Es droht der Super-Gau und beide fehlen gleichzeitig. Ken Leemans äußerte sich bereits vor dem Auswärtsspiel bei der zweiten Mannschaft des BVB völlig unaufgeregt: „Das interessiert mich nicht. Ich werde in den Zweikämpfen auf keinen Fall zurückziehen, sondern meine Art, Fußball zu spielen, beibehalten.“ Routiniert ist der in Vilvoorde geborene 29-Jährige, denn er hat in Holland in einer Saison schon dreimal und damit schon einmal öfter als sein ein Jahr älterer und in Rosenheim geborener Partner in seiner gesamten Profikarriere, wegen einer Gelbsperre pausiert. Ergänzend muss aber erwähnt werden, dass man in Holland nach der fünften, siebenten, neunten usw. gelben Karte gesperrt ist. Auf die körperbetonte Spielweise Leemans deutet übrigens auch schon die Angabe seines Vorbildes an: Der niederländische Ex-Nationalspieler Jaap Stam, der unter anderem für ManU, Ajax und Milan kickte. Haas wiederum ist eher wie bereits erwähnt der kluge Offensivkopf, der auch bisher in seiner Laufbahn auch eher offensiv spielte und damit seltener in die „Verlegenheit“ kam, ein gelb-würdiges (taktisches) Foul zu begehen. Die beiden unterscheiden sich doch, sie funktionieren, wie das gesamte Hansa-Team, denn sie ergänzen und unterstützen sich gegenseitig. Gemeinsam arbeiten sie für das Team, jeder auf seine Art, aber immer zusammen.
Topleistung²?
Apropos Gelbsperre: Am Samstag im Heimspiel gegen den KSC muss die Hansa-Kogge auf Torjäger Ondrej Smetana verzichten, der in Offenbach seine fünfte gelbe Karte gesehen hat. Die Chance für Leo Haas und Ken Leemans also, ohne den Schatten des großen Stürmers, eine weitere (spielentscheidenden) Topleistung² abzuliefern.
FOTO: Flohre Fotografie